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TVBO muss weiter Wasser für Matrei und Schultz zahlen

Vor Gericht einigte man sich auf einen Vergleich. Theurl: „Uns ging es um Schadensbegrenzung“.

Eine unendliche Geschichte endete – womöglich nur vorläufig – vor dem Landesgericht Innsbruck am Freitag, 21. Februar, mit einem Vergleich. Der TVB Osttirol muss weiterhin an die Gemeinde Matrei eine Menge Geld für die Beschneiung der Pisten im Goldried-Schigebiet überweisen. Konkret sind das künftig 47.500 Euro pro Winter bis zum Jahr 2035, in Summe also 712.500 Euro. Doch damit nicht genug. Für die Jahre 2016 bis 2019 muss der TVBO – finanziert aus Beiträgen der Osttiroler Wirtschaft – rückwirkend 156.000 Euro für Wasserrechnungen der Gemeinde Matrei bezahlen.

Dennoch sprach man nach der Verhandlung von einem „Vergleich“. Warum ist das kein Sieg auf ganzer Linie für den Matreier Bürgermeister Andreas Köll, der ja bekanntermaßen auch Geschäftsführer der Goldried-Bergbahnen des Schultz-Imperiums ist und zum Zeitpunkt der Vertragsabschlüsse auch im TVB Nationalpark eine zentrale Rolle spielte?

Franz Theurl: „Natürlich hätten wir die Altlast aus der Fusionierung gerne komplett vom Tisch gehabt.“ Foto: Expa/Groder

Köll-Kontrahent Franz Theurl relativiert: „Natürlich hätten wir diese Altlast aus der Fusionierung gerne komplett vom Tisch gehabt. Aber es ging um Schadensbegrenzung. Man wollte 75.000 Euro und die auch noch wertgesichert auf ewige Zeiten. Jetzt ist die Summe gedeckelt und befristet.“ Der TVBO-Obmann kämpft schon länger gegen „Matreier Verträge“, die in einer Zeit entstanden, als Osttirol noch vier Tourismusverbände hatte. Der TVB in der Nationalparkregion sicherte der Gemeinde Matrei – und damit indirekt den Schultz-Bergbahnen, an denen der Matreier Bürgermeister selbst auch beteiligt ist – eine zeitlich und mengenmäßig nicht beschränkte Wasserkosten-Übernahme zu. Als die Verbände fusioniert wurden, übernahm der TVBO – und damit die Beitragszahler aus ganz Osttirol – diese Last.

Ob das leidige Wasserthema ganz vom Tisch ist, kann man derzeit noch nicht mit Sicherheit sagen. Das Geld fließt zwar vom TVBO nach Matrei, von dort allerdings weiter zur Bergbahn. Ob diese Art der Bergbahn-Förderung EU-konform ist, stellt Franz Theurl zumindest in Frage. In Lienz, wo der TVBO selbst gemeinsam mit der Stadt Eigentümer der Bergbahnen ist, laufe die Sache jedenfalls  anders: „Am Hochstein bezahlt die LBB 40.000 Euro für das Beschneiungswasser an die Stadt, die allerdings einen günstigen Sonderpreis verrechnet.“ Auf dem Zettersfeld sei die Wassernutzung über Servitusverträge mit den Bauern geregelt.

Alles was in Innsbruck vor Gericht ausgehandelt wurde, wird allerdings erst schlagend, wenn auch die TVBO-Gremien einverstanden sind. Obmann Theurl braucht einen von Vorstand und Aufsichtsrat abgesegneten Beschluss. Nachdem Köll und Schultz im Aufsichtsrat vertreten sind, kann man von einer Zustimmung ausgehen. Danach ist die Aufsichtsbehörde mit Gerhard Föger am Zug. Die Tourismusabteilung des Landes hatte die ursprüngliche Vereinbarung als strittig und sittenwidrig gesehen, was letztendlich auch zur gerichtlichen Auseinandersetzung führte. Das letzte Wort ist also möglicherweise doch noch nicht gesprochen.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

10 Postings

steinbeisserei
vor 2 Jahren

Die Aufsichtsbehoerde in Innsbruck schaut nach Osttirol und hofft instaendigst das keine Leichen ans tageslicht kommen. So wie es derzeit aussieht gehoeren die Buecher und saemtliche Vertraege des TVBO geprueft,am besten in Wien,um einmal klarheit zu haben wohin die Gelder von denen FT u. sein Adlatus WF immer traeumen gegangen sind.Koscher ist dieser TVBO schon lange nicht mehr.

 
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Murmele
vor 4 Jahren

Eines ist mir als vor wenigen Jahren Zugezogene immer noch schleierhaft: Wie kann man als Gemeinde Matrei, d.h. die Gemeindevertreter, und der damalige TVB einen Vertrag ausarbeiten/zustimmen, bei dem ein Investor eines Skiliftes den Gewinn einstreicht, aber nicht die Kosten für Beschneiung etc. tragen muss, sondern diese auf die Allgemeinheit abwälzt? Und komme mir bitte niemand mit dem Totschlag-Argument “Arbeitsplätze & Wachstum in der Region“! Matrei ist verschuldet, das Städtchen verliert an Geschäften und Attraktivität, und der Bürgermeister hat nichts Besseres im Sinn, als noch mehr Hotels und noch mehr Skianlagen nach Matrei zu bringen... Soll das dem Wohle der Matreier dienen?

 
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stadtbewohner
vor 4 Jahren

Halloooooo! TVB-Geld fließt nicht nur in die Liftanlagen in Matrei: siehe Tagesordnungspunkt 4 der Vollversammlung des Tourismusverbandes Osttirol am 9.3.2020, welcher lautet: ​ 4. Beschlussfassung über die Beteiligung an der Lienzer Bergbahnen AG in Höhe von EUR 420.000,- gegen Aktienzeichnung

 
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miraculix
vor 4 Jahren

Sind schon bemerkenswerte Vertragskonstruktionen. Befangenheit scheint dabei überhaupt keine Rolle zu spielen: TVBO bezahlt an die Gemeinde, die Gemeinde an die Bergbahnen und der Bergbahnen-Geschäftsführer darf oder muss oder soll die ganze Geschichte dann auch noch genehmigen, damit Rechtswirksamkeit entsteht. Scheibar bemerkt niemand dabei, dass alle im Vertrag vorkommenden Institutionen in Personalunion vom selben Herrn vertreten werden, der selbst auch noch Privatbeteiligter ist.

Wie war das mit den Bananen?

 
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    Senf
    vor 4 Jahren

    hat ak die zukunft seiner gemeinde nicht einseitig auf den wintertourismus ausgerichtet und auf biegen und brechen sämtliche tourismusgelder dorthin investiert oder gelenkt?

    man denke an den happeklift, an die pistenadaptierungen, bergbeschneiung, oder die pistenbeleuchtung und viele andere geldfresser. ak wurde damit groß, er hat den leuten etwas sicht- und greifbares geschaffen, "er hat vieles getan" hört man im marktl und als dank hat man ihm immer wieder gewählt. irgendwie verständlich, aber ob sich die rechnung auf lange sicht ausgeht, scheint nahezu niemanden interessiert zu haben. warum auch "er wirds schon machen, da anda" und bei der fussionierung zum gesamt TVBO war vermutlich niemanden klar, ob und welche leichen im keller des ehemaligen tvb oberes iseltal liegen. vermutlich haben die in aussicht gestellten fussionierungszuschüsse des landes so manchen - auch aus eile - geblendet, vielleicht sogar die geschäftsführerin des ehemaligen tvb, deren aufgabe es gewesen wäre, die dinge offen auf den tisch zu legen. FT müsste man in diesem fall ja fast bemitleiden, er hat damals sicher im guten glauben verharrt.

    dass es nun bis heute noch nachwehen für langfristige zahlungsverpflichtungen in dieser größenordnung für den TVBO gibt, vermute ich an der damals vielleicht sogar beabsichtigten schuldenvertuschung. in den gerüchteküchen der nachbargemeinden hat es ja anständig gebrodelt.

    die happeklift-schuldenmillionen (ATS) wurden inwischen von TVBO stillschweigend zurückbezahlt, gegen die übernahme weitere "altlasten" beschäftigt man bis heute anwälte und gerichte. das was an die öffentlichkeit dringt, dürfte nur die spitze des eisberges sein. auch das scheint ein alleinstellungsmerkmal der destination osttirol zu sein. schade, die gute aufbruchstimmung ist wieder einmal beim teufel.

     
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      42na95
      vor 4 Jahren

      Einfach den TVBO in den Konkurs führen, auflösen und der Verflochtene sitzt auf dem Trockenen.

       
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42na95
vor 4 Jahren

Früher wurde man für derartige Verträge geteert und gefedert ...

 
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Kurgan
vor 4 Jahren

Interessant finde ich, dass sich Franz Theurl jedesmal auf "alte Verträge" beruft. So quasi, als ob dies "Verfehlungen der Vergangenheit - und somit anderer Generationen" seien.

An und für sich kein schlechter Move. Blöd nur, dass Theurl und Köll beim Abschluss dieser Verträge mit Sicherheit auch schon das ein oder andere gewichtige Wort mitgesprochen haben. Wie bei möglicherweise bei fast allen Dingen der letzten 20 oder gar 30 Jahre.

Mich würde mal ein Fazit interessieren: Was haben die Maßnahmen der beiden Herren im Bezirk bewirkt? Ohne Fakezahlen.

Frömmel kann man da auch anfügen. Alle zwei Jahre feiert sich der Ex-Sparkassenabgestellte auf vielen Bühnen am liebsten selbst und erklärt wie groß die Wertschöpfung für Lienz durch die Weltcuprennen doch sei. Aha... deshalb steht man am Hochstein auch bei der Talstation bis nach Oberlienz und Leisach an, wenn man mal Skifahren will.

 
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baur.peter
vor 4 Jahren

jo mei, solang man sich die altlast lbb leisten kann.... laut tagesordnung der vollversammlung soll ja eine menge geld in real wertlose aktien gesteckt werden. wieso gönnt lienz matrei nicht mal das schwarze unter den fingernägeln?

 
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    robertl
    vor 4 Jahren

    "Die Altlast Lienzer Bergbahnen"...auch sehr treffend formuliert finde ich, bravo baur.peter!😉 Es gibt unzählige alte Verträge aller ehemaligen Tourismusregionen, welche nun von dem Rechtsnachfolger TVB Osttirol zu erfüllen sind! Nicht alle werden den jetztigen maßgeblichen Funktionären (herum gewirbelt haben sie früher auch schon kräftig) natürlich in den Kram passen! So erfährt man halt nur von den alten unliebsamen Verträgen der ungliebten Mitstreiter, alle anderen werden stillschweigend erfüllt, übrigens bezahlt werden diese auch VOM GELD ALLER BEITRAGSZAHLER aus Osttirol!

    Also immer wieder dasselbe Spiel im TVB. Aus allem wird ein Politikum veranstaltet, immer wird das Trennende in den Vordergrund gestellt. Ein GEMEINSAM AUF AUGENHÖHE gibt es nicht, es gibt kein GEMEINSAMES ÜBERGEORDNETES ZIEL ALLER (was ja wohl ein im gesamten Bezirk FUNKTIONIERENDER TOURISMUS wäre), es gibt nicht einmal ein WIR, ein UNS schon gar nicht und am allerwenigsten gibt es EINEN TVB OSTTIROL!

     
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