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Osttirol: Influenza schlägt Coronavirus (noch) um Längen

Grippe forderte seit Dezember zwei Todesopfer im Bezirk. 68 Corona-Tests blieben negativ.

Es ist nichts Neues, dass die klassische Grippe nach wie vor mehr Opfer fordert als das Coronavirus Covid-19. Dennoch ist eine auf Osttirol bezogene Statistik erhellend, die uns der Virologe Gernot Walder am 8. März übermittelte. In Walders Labor in Außervillgraten werden die Corona-Proben aus dem Bezirk getestet. Der Mediziner, der auch am BKH Lienz arbeitet, verweist darauf, dass in der vergangenen Woche ein Anstieg von Infekten der Atemwege beobachtet wurde.
Gernot Walder untersucht in seinem Labor alle in Osttirol bei Infektionsverdacht genommenen Proben. Foto: Brunner Images
„Derzeit dominieren noch Influenza, RSV und das humane Metapneumovirus“, erläutert Walder. Seit Dezember wurden in Osttirol 245 Infektionspatienten mittels Rachenabstrich auf die klassischen viralen Infektionen untersucht, 68 wurden auch auf das neue Coronavirus getestet. Walder betont: „Da bei weitem nicht alle Grippepatienten getestet werden, liegen die Zahlen für die Infizierten und ambulant behandelten um ein Vielfaches höher.“ Hier die Testergebnisse aus Walders Labor im Vergleich:

Besonders das Influenzavirus H1N1v – ein Nachfahre der Schweinegrippe von 2009 – sei heuer durch eine gesteigerte Virulenz gekennzeichnet und verursache ungewöhnlich schwere Verläufe, unterstreicht der Virologe: „Dieser Genotyp ist auch für die beiden Todesfälle verantwortlich.“ Wie viele Infektiologen erwartet auch der Villgrater Mediziner, dass die Zahl der Grippeinfektionen in den nächsten Wochen sinkt und die Epidemie mit Beginn der wärmeren Jahreszeit erlischt. Die Grippeimpfung habe sich in dieser Saison als wirksam erwiesen. Walder: „Bisher wurde in Osttirol ein einziger Impfdurchbruch registriert.“ Obwohl der Vergleich mit Influenza und anderen Infektionen das Coronavirus auf den ersten Blick etwas weniger gefährlich erscheinen lässt, bereitet die aktuelle Entwicklung auch dem Osttiroler Virologe Sorgen: „Bei SARS-CoV2 ändert sich die Lagebeurteilung. Seit den Ausbrüchen in Südkorea, Italien und dem Iran handelt es sich um eine Pandemie: Das Ziel ist nun nicht mehr die Ausrottung des Erregers – das ist inzwischen sehr unwahrscheinlich geworden – sondern eine Abschwächung der Ansteckungsrate, damit nicht zu viele Personen gleichzeitig betroffen sind.“ Osttirol befindet sich laut Walder noch in der Phase der „Präpandemie“, weil das Virus bisher (noch) nicht nachgewiesen wurde. Es werde aber „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ auch im Bezirk Lienz zu einer Viruszirkulation kommen, vermutet der Arzt: „Das kann in den nächsten Wochen der Fall sein, mit etwas Glück geschieht es erst im nächsten Herbst.“ Der Experte – der uns Ende Februar ein viel beachtetes Videointerview zum Thema Coronavirus gab – erwartet einen etwas schwereren Verlauf der ersten Welle als bei der Schweinegrippe 2009, „sie wird aber nicht die Ausmaße der Spanischen Grippe 1918, einer Diphtherie- oder Blatternepidemie erreichen. In fünf Jahren wird der neue Erreger sich in die Reihe der anderen klassischen Erreger einreihen, die wir kennen, vielleicht sogar mit weniger Auswirkungen als die Grippe.“
Kostenlose 24-Stunden-Hotline des Landes Tirol: 0800 80 80 30 Telefonische Gesundheitsberatung: 1450 Kostenlose 24-Stunden-Infoline der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit): 0800 555 621 Weiterführende Informationen finden sich unter www.tirol.gv.at/coronavirus  sowie unter www.ages.at/themen/krankheitserreger/coronavirus/
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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