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Das Abendmahltuch schmückt wie jedes Jahr den Dorfpavillon der Gemeinde Schlaiten. Heuer weihte der Dorfpfarrer dort aufgestellte Palmbesen. Fotos erinnern an die Umzüge vergangener Jahre. Foto: Pedarnig

Das Abendmahltuch schmückt wie jedes Jahr den Dorfpavillon der Gemeinde Schlaiten. Heuer weihte der Dorfpfarrer dort aufgestellte Palmbesen. Fotos erinnern an die Umzüge vergangener Jahre. Foto: Pedarnig

Wie feiert die katholische Kirche die Osterwoche?

Durchaus kreativ wird in Osttirols Kirchengemeinden die Quarantäne eingehalten.

„Quarantäne, dieses Wort stammt von der Zahl 40 und damit von der biblischen und kirchlichen Tradition der 40-tägigen Zeit der Umkehr- und Erneuerung. Wir erleben gerade eine Quarantäne, eine 'Fastenzeit' der besonderen Art, die uns wohl ein Leben lang in Erinnerung bleiben wird," erklärt Dekanatsreferentin Anita Webhofer angesprochen auf die bevorstehenden Ostertage und damit den Höhepunkt des katholischen Kirchenjahres. Webhofer: „Der Verzicht ist massiv und betrifft uns alle in mehr oder weniger drastischer Form. Rund um die kommenden Kar- und Ostertage werden wir auf einige liebgewonnene Traditionen verzichten müssen.“ Heute, am Palmsonntag – der an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert – werden in vielen Pfarren Osttirols Öl- oder Palmzweige von Ehrenamtlichen, oft von Jugendlichen, in der Nachbarschaft oder im ganzen Ort verteilt. Ein schönes Beispiel dafür ist die Gemeinde Schlaiten. Dort rief der Pfarrgemeinderat die Bevölkerung auf, die Palmbesen und Palmbuschen bis am Samstagabend im Pavillon am Dorfplatz abzugeben. Irgendwann am Abend – oder in aller Morgenfrühe – führte Pfarrer Wieslaw Wesolowski die Weihe durch und heute ab 6.00 Uhr früh holten die Schlaitnerinnen und Schlaitner dann ihre geweihten Palmbesen wieder ab. Am Gründonnerstag-Abend läuten in ganz Tirol um 19.00 Uhr die Kirchenglocken, für Gläubige eine Erinnerung an das letzte Abendmahl, gerade heuer für Anita Webhofer aber auch eine Aufforderung „Communio, also Gemeinschaft zu leben.“ Die Glocken „fliegen“ auch heuer nach Rom. Am Karfreitag wird von 14.55 bis 15.00 Uhr vor einigen Kirchen oder von manchen Kirchtürmen „geratscht“ werden. Webhofer hat auch hier eine religiöse und eine profane Perspektive: „Wir erinnern uns an den Kreuzestod Jesu und können auch an unsere eigenen Karfreitage denken. Einsamkeit spüren wir ja auch in manchen Krisen fundamental.“ Wie funktioniert heuer die Segnung der österlichen Speisen? „Das Wort Segen stammt vom lateinischen Wort 'benedicat', was so viel heißt wie 'Gutes zusprechen'. Segnen darf jede und jeder von uns. In der heurigen Situation sind alle eingeladen, die Speisensegnung zu Hause zu feiern und sich dabei gegenseitig Gutes zuzusprechen“, erklärt Webhofer. Das Osterlicht wird in einigen Pfarren von Ehrenamtlichen im Laufe der Karwoche verteilt. „Alle sind herzlich eingeladen, am Samstag um 20.00 Uhr eine brennende Kerze ins Fenster zu stellen – als Licht der Hoffnung. Tirolweit läuten die Glocken, um uns an die Auferstehung zu erinnern“, kündigt die Dekanatsreferentin an, die für den Ostersonntag den Fernseher und das Internet als Fenster nach Rom und nach Sillian empfiehlt. Aus Rom wird, wie jedes Jahr, der päpstliche Gottesdienst mit dem Segen „Urbi et Orbi“ via TV übertragen. Und auf dem YouTube-Channel der Diözese Innsbruck kann man via Livestream die Ostermesse in Sillian mit Dekan Anno Schulte-Herbrüggen feiern.
Der Ostermesse in Sillian mit Dekan Anno Schulte-Herbrüggen kann man via Livestream auf YouTube folgen. Foto: YouTube
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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