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Girstmair: „Kein Jahrgang konnte sich besser vorbereiten“

Der Direktor der PHTL kann sich generelle Änderungen im Maturamodus vorstellen.

Neben Roland Rossbacher (Gymnasium), Meinhard Trummer (BORG), und HAK-Direktor Josef Pretis hat uns auch Peter Girstmair, Direktor der PHTL in Lienz eine erste Einschätzung zu den Corona-Maturabestimmungen des Bundesministeriums gegeben. Vor dem Hintergrund besonderer Umstände hinterfragt Girstmair generell die bisherigen mündlichen Maturaprüfungen.


PHTL-Direktor Peter Girstmair: „Über den Erfolg bei den abschließenden Prüfungen entscheiden nicht zwei oder drei Wochen Vorbereitungszeit, sondern an den BHS die fünf Jahre der Schullaufbahn.“ Foto: Martin Lugger

Die PHTL am Campus Technik Lienz ist eine ganz besondere Schule. Wie geht es denn euch mit den nun von Minister Faßmann verkündeten Bestimmungen rund um die Reifeprüfung dieses Jahres? Ist alles einsichtig und welche Konsequenzen hat die Regelung für eure Schule? Ich denke die Regelung des BMBWF berücksichtigt die aktuell schwierige Situation aufgrund der Covid 19-Pandemie und ist somit umzusetzen. Organisatorisch werden wir keine Probleme haben, da unsere neuen Klassenräume (jeweils ca. 110 m²) im Campus Technik Lienz auf “Zentralmatura-Abstände“ ausgerichtet wurden und damit auch die geltenden Sicherheitsvorschriften erfüllt werden. Zudem verfügen diese Räume über eine kontrollierte Be- und Entlüftung. Die neue Regelung beinhaltet im Wesentlichen die Forderung 3 mal 3 der Bundesschülervertretung, wie die Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike im Rahmen der Pressekonferenz des Herrn Bundesministers ausführte: Drei Wochen Vorbereitungszeit, in diesem Zeitraum drei Schularbeiten in maturarelevanten Gegenständen und nur drei (an Stelle von vier) schriftliche Klausurarbeiten. Wenn man bedenkt, dass die Schulen am 16. März 2020 geschlossen wurden und sieht, dass die Jahresschlusskonferenz für unsere Abschlussklassen für den 24. April 2020 festgesetzt war – dazwischen liegen ja noch die Osterferien – geht es für die Abschlussklassen um einen Zeitraum von fünf Unterrichtswochen. Es ist deshalb nachvollziehbar und verständlich, dass es Regelungen braucht, wie die Jahresnoten zustande kommen, damit die SchülerInnen ein Jahreszeugnis für die letzte Schulstufe erhalten. Für mich nicht nachvollziehbar ist allerdings die Erweiterung der Vorbereitungszeit von zwei auf drei Wochen bzw. das Streichen einer schriftlichen Klausurarbeit im Rahmen der Reife- und Diplomprüfung. Über den Erfolg bei den Abschließenden Prüfungen entscheiden nicht zwei oder drei Wochen Vorbereitungszeit, sondern an den BHS die fünf Jahre der Schullaufbahn. Darüber hinaus, denke ich, gibt es keinen Matura-Jahrgang in der Schulgeschichte, der sich besser auf die Klausurarbeiten vorbereiten kann als der diesjährige. Seit bereits vier Wochen – kein Regelunterricht – legen die SchülerInnen natürlich den Focus auf die maturarelevanten Gegenstände und kommunizieren mit den unterrichtenden Lehrpersonen regelmäßig über Distance Learning (Videokonferenzen, …). Erwähnen muss ich noch, dass alle unsere SchülerInnen ab der 2. Klasse über eigene Notebooks verfügen und die digitale Kommunikation auch weitgehend gut funktioniert. Der Entfall der mündlichen Prüfungen erscheint sinnvoll, da aktuell einfach keine Prognosen über den weiteren Verlauf dieser Pandemie möglich sind und Hygiene- und Sicherheitsvorschriften (Ziehen von Themenbereichen, Ausgabe von Themenstellungen, usw.) kaum einzuhalten wären. Aufgrund der Erfahrungen aus diesem Schuljahr könnte man auch darüber nachdenken, künftig auf die mündlichen Prüfungen gänzlich zu verzichten und eine neue “schlanke“ Matura mit vier schriftlichen Klausurarbeiten etablieren. Schließlich wünsche ich allen SchülerInnen und ihren Familien – soweit möglich – ein frohes Osterfest und hoffe, dass die Schule, wie jetzt geplant, Anfang Mai wieder beginnen kann.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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