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Ist eine Lärche in Matrei älter als Schloss Bruck?

Einer der imposantesten Bäume Österreichs hat neun Meter Umfang und wächst in Osttirol.

Schenkt man der Internetplattform monumentaltrees.com Glauben, steht die imposanteste Lärche Österreichs in Osttirol. Am Weg von Berg (Gemeinde Matrei) zur Raneburger Alm steht das 34 Meter hohe Naturdenkmal. Der Baum hat einen Stammumfang von acht bis neun Metern (!) und ist nach meinen ersten Untersuchungen der älteste Baum Osttirols und auch in Österreich und sogar in Europa vorne dabei.

Die Lärche ist der einzige heimische Nadelbaum, der im Winter seine Nadeln verliert. Auch der lateinische Name Larix decidua – abfallend laubwerfend – weist darauf hin. Schätzungen des Alters sind auch bei Lärchen eine schwierige Angelegenheit und ohne Bohrkern meist wenig aussagekräftig.
Der alte Baum hat schon einige Starkäste verloren, doch an Schönheit hat die Lärche nichts eingebüßt. Wie ein Hexenbaum ragt sie im idyllischen Bergwald 34 Meter in die Höhe.
Was für ein Stamm! Da stößt mein Maßband an seine Grenzen.
Die Lärche am Bergerweg kann man aufgrund fast identischer Maße mit den „Ultner Urlärchen“ vergleichen. Das Alter dieser Lärchen wurde in einer Studie von Birgit Lösch auf etwa 850 Jahre geschätzt. Die ähnliche Höhenlage und mehrere Standortfaktoren lassen sich auf diese Osttiroler Lärche übertragen, daher lässt sich auch ein ähnliches Alter vermuten. Diese großartige Lärche steht vielleicht schon seit tausend Jahren an ihrem Platz und war vermutlich schon ein stattlicher Baum, als die Görzer Grafen Schloss Bruck erbauen ließen!
Wer genau hinsieht erkennt auf einigen Ästen die pinken, weiblichen Blüten der Lärche. Auch im hohen Alter sorgt dieser Baum noch für Nachwuchs.
Der uralte Baum ist zwar in seiner Vitalität stark geschwächt, es gibt aber keine sichtbare Beeinträchtigung oder Gefährdung, das Naturdenkmalschild ist montiert und im Umfeld findet lediglich eine Beweidung mit Rindern statt. Ein Wunder ist für mich, dass noch kein Sturm und auch keine Lawine diesen Baum umgerissen hat. Praktischer Tipp: Mit Lärchenharz lässt sich recht einfach eine Heilsalbe herstellen. Dazu einfach Harz an offenen Stellen vorsichtig vom Baum abnehmen und größere Rückstände entfernen. Das Harz dann mit Olivenöl im Verhältnis 1:2 vermengen und sanft erhitzen. Etwas Bienenwachs für die Festigkeit hinzugeben und abschließend in kleine Schälchen abfüllen. Ich verwende diese Salbe selbst schon lange, schmiere sie mir bei Erkältungen auf die Brust und verwende sie auch bei Gelenksschmerzen und kleineren Verletzungen.
Der Baum am Bergerweg wird sogar als „Schraubstock“ verwendet! Spechte nutzen die grobe Baumrinde, um Zapfen darin zu befestigen und leichter an die Samen zu gelangen. Alle Fotos: Simon Legniti

Simon Legniti studiert Naturschutz und Biodiversitätsmanagement. Er schreibt an einer Masterarbeit über Osttirols Naturdenkmäler und bittet unsere Leserinnen und Leser, sich bei ihm mit Vorschlägen für mögliche Naturdenkmäler zu melden, im Idealfall mit Ortsangabe, kurzer Beschreibung und einem Foto an: simon.legniti@gmail.com.

6 Postings

wolf_C
vor 4 Jahren

die schönen bäume sollten auch da stehen bleiben und platz haben dürfen wo die menschen sich den weg frei machen, sprich im unmittelbaren lebens- und umweltraum ... traditionell wird halt zuerst einmal umgeschnitten und gesäubert und planiert, ist scheinbar profitabler wie pflege ... die drüberfahrer haben immer vorrang ... zum alibi werden hintennach teure setzlinge ghettomässig gepflanzt, die dann schwer wachsen ... es dauert in weiterer folge jahrzehnte bis jahrhunderte bis wieder wirkung erzielt wird ... bewußtsein wäre notwendig, nicht schamhaftes und gefühlloses taktieren ...

 
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Stick
vor 4 Jahren

Ja, Matrei ist einfach gewaltig! Auf 280 km2 Fläche gibt es zahlreiche Naturschönheiten und Attraktionen, darunter die meisten Dreitausender, Gletscher und Bergseen in Osttirol.... Neben der 'Berger Lärche' ist auch das 'Zedlacher Paradies', ein über 600 Jahre alter 'Lärchen-Märchen-Wunderwald' mit Waldlehrpfad erwähnenswert: Der 'Baum der Mitte' hat sogar einen Stammumfang, für den zu umfassen es eine ganze Zedlacher Volksschulklasse gebraucht hat... Für einen Altersvergleich könnte man durchaus auch 'Schloss Weißenstein' heranziehen, das bereits 1160 erstmals urkundlich erwähnt und von den bayrischen Grafen von Lechsgemünde erbaut worden ist, der älteste erhaltene Profanbau in Osttirol. ('Schloss Bruck' wurde von den Görzer Grafen 1252 bis 1277 errichtet, also etwa 100 Jahre später). St. Nikolaus ist zudem die älteste erhaltene christliche Kirche in Osttirol und datiert deren Umbau in eine Doppelchorkirche im romanischen Stil (mit später nachfolgenden, wunderbaren Fresken eines paduanischen Wandermalers), etwa auch um 1160. Das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Innnsbruck mit Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler hat dort bereits Mauerreste von zwei Vorgängerkirchen aus dem 9./10. Jhrdt.n.Chr. sowie den bisher einzigen römischen Grabbau in Osttirol aus dem 2.Jhrdt.n.Chr. gefunden. Nur die, noch unter der Erde befindlichen Reste einer frühchristlichen Basilika aus dem 4. Jhrdt. in Aguntum, der einzigen Römerstadt auf Tiroler Boden, dürften älter sein und etwa ins 4.Jhrdt. n.Chr. datieren...

 
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    hoerzuOT
    vor 4 Jahren

    Unfassbar! So interessant. Ich sag's ja immer: OT ist voll von Schätzen. Wundervoll!

     
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senf
vor 4 Jahren

diese lärche am weg zur raneburger alm ist seit 2001 in der liste der naturdenkmäler osttirols eingetragen. sie ist also schon länger geschützt, obwohl eine bäuerin aus berg meinte, dass es das gar nicht bräuchte, weil wir "unseren Baum" niemals etwas zuleide tun würden.

man geht davon aus, dass man ursprünglich einzelne lärchenbäume in sonniger hanglage als schattenspender für weidevieh stehen lies. als bau- oder brennholz waren sie später wegen ihrer größe und mächtigkeit mit einfachen werkzeugen nicht bearbeitbar und blieben in lawinensicherer gunstlage stehen.

es gibt in osttirol noch mehrere standorte mit alten knorrigen lärchen. in zedlach, lesachtal, mitteldorf. sehenswert!

mich würde interessieren, ob es - ähnlich wie in kalkstein - auch ältere, schützenswerte zirben gibt.

 
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    hoerzuOT
    vor 4 Jahren

    Sehr informativ. Danke!

     
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hoerzuOT
vor 4 Jahren

sehr beeindruckend!! im wahrsten Sinne des Wortes: gewaltig!!!!

 
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