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Alkohol und Tabak sind die Volksdrogen Nr. 1

Suchtmittel werden oft unterschätzt. Auswirkungen der Pandemie noch nicht absehbar.

Zum heutigen Weltdrogentag hat die UN den World Drug Report veröffentlicht und auch das Land Tirol hat Zahlen zum Suchtmittelkonsum bekanntgegeben. Demnach rangieren die Volksdrogen Alkohol und Tabak weiter an erster Stelle. Schätzungsweise 38.000 TirolerInnen sind alkoholkrank, bei weiteren 12 Prozent hat der Konsum gesundheitsgefährdende Ausmaße. Tabakabhängig sind in Österreich 24,3 Prozent der Bevölkerung, auch europaweit bleibt Rauchen die meist verbreitete Sucht. Österreich ist eines der wenigen europäischen Länder, in dem die Zahl der RaucherInnen seit 1970 zugenommen hat. Die europäischen Gesamtergebnisse lassen sich auch auf den Bezirk Lienz herunterbrechen, so Elke Sophia Prem von der Suchtberatungsstelle Lienz gegenüber dolomitenstadt.at: „Alkoholkonsum und Rauchen sind auch im Bezirk an vorderster Stelle, gefolgt von Medikamenten an dritter und illegalen Drogen an vierter Stelle.“ Den Grund dafür sieht sie darin, dass die Abhängigkeit von Alkohol und Tabak oft nicht als solche erkannt werde und die gesundheitlichen Folgeschäden unterschätzt würden. Alkohol gilt als Auslöser für über 200 Krankheiten und Störungen, jedes Jahr sterben weltweit über 3,3 Millionen Menschen aufgrund zu hohen Alkoholkonsums. 6,6 Millionen Menschen sterben weltweit pro Jahr an den Folgen ihres Tabakkonsums, in Österreich sind es jährlich 14.000 Menschen.
Alkohol und Tabak sind echte Volksdrogen. Allein an den Folgen ihres Tabakkonsums sterben in Österreich jährlich 14.000 Menschen. Foto: iStock
Wie sich die Coronakrise auf den Konsum von Suchtmitteln auswirken wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen. Arbeitslosigkeit und Existenzängste könnten dazu geführt haben, dass mehr Menschen ungesunde Verhaltensweisen entwickelt und gefestigt haben. Während der Phase des Lock-down sei kein erhöhter Anlauf in der Beratungsstelle in Lienz wahrzunehmen gewesen, Prem rechnet damit, dass der „GAU“, wie sie es nennt, erst gegen Ende des Sommers bzw. im Herbst kommt, weil es oft „etwas dauert, bis eine Sucht als solche erkannt wird“. Auch die Autoren des UN-Drogenberichts können die Folgen der Pandemie für die Suchtmittelszene noch nicht abschätzen, zeichnen aber kein rosiges Bild. Besonders Abhängige von illegalen Suchtmitteln sind von den Einschränkungen stark betroffen, da Lieferungen durch die Grenzschließungen nicht mehr auf der Straße landen. Die Preise für die Substanzen steigen, sie werden stärker gestreckt, die Qualität sinkt. „Wir versuchen mit unserem Stammklientel in engem Kontakt zu bleiben und sie so zu unterstützen“, meint Prem dazu. Weltweit ist der Drogenkonsum angestiegen, allerdings proportional zum weltweiten Bevölkerungswachstum, womit der prozentuelle Zuwachs nur wenige Prozentpunkte ausmacht. Das Land Tirol setzt vor allem auf Bewusstseinsbildung und Prävention. Bei den Beratungsstellen der Suchtberatung Tirol, die in allen Bezirken vertreten sind, können sich sowohl Betroffene als auch Angehörige melden.
Anna Maria Huber unterrichtet an der International School in Innsbruck und schreibt nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

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