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Die „Schrottendorfer Esche“ – Schutz und Gefahr zugleich

Mit Blick auf die Dolomiten thront der über 300 Jahre alte Baum vor dem Erbhof Bacher in Assling.

Im Garten werden alte Bäume oft als Problem wahrgenommen, da große Laubmengen anfallen oder sie starken Stürmen nicht standhalten könnten. In früheren Zeiten habe man die Bäume allerdings gern nah an den Hof gepflanzt, erzählte mir unlängst ein Landwirt. Bei Unwettern können hohe Bäume nämlich auch als Blitzableiter dienen und den eigenen Hof vor einem Unglück bewahren! Und wenn ein Nachbargebäude brennt, kann das dichte Laub das Überspringen von Funken verhindern.
Eine Höhe von 18 Metern und einen Stammumfang von 6,1 Metern hat die "Schrottendorfer Esche". Fotos: Simon Legniti
So etwas haben sich wohl auch die Urahnen vom Erbhof Bacher in Schrottendorf, Gemeinde Assling, gedacht, vor dem eine mächtige, 18 Meter hohe Esche thront. Die ältesten Nachweise für den Hof findet man um das Jahr 1625. Die „Schrottendorfer Esche“ wird mit ihrem Stammumfang von 6,1 Metern auf stolze 324 Jahre geschätzt, unter Berücksichtigung ihrer Höhenlage hat sie wahrscheinlich deutlich mehr Jahre auf dem Rücken. Die derzeitige Besitzerin des Bacherhofes, die Künstlerin Burgi Rossi-Bacher, hat selbst angeregt, den Baum unter Naturschutz stellen zu lassen. Seit 1995 ist die Esche offiziell ein Naturdenkmal. „Wenn Gewitter und Stürme den Baum zum Schwingen bringen und das Holz gespenstisch knirscht hat man schon ein ungutes Gefühl“, meint die Besitzerin. Doch trotz der möglichen Gefahren und der Unmengen an Laub im Herbst kann sich Burgi die Esche auf keinen Fall wegdenken.
Die Besitzerin Burgi Rossi-Bacher kann sich den Baum trotz der Gefahren und der vielen Arbeit nicht wegdenken.
Schon in Zeiten als die Esche in Schrottendorf noch kein Naturdenkmal war, haben vorbeikommende Wanderer den Baum bestaunt. Eine häufig gestellte Frage an Burgis Vater war: „Um was für eine Baumart handelt es sich denn bei diesem riesigen Baum?“ Burgis Vater antwortete meist ironisch und mit einem Augenzwinkern: „Im Grund handelt es sich um eine Esche, aber in guten Jahren sind auch Kirschen drauf!“ Die meisten schienen den Scherz verstanden zu haben, doch einige gutgläubige Touristen waren sichtlich erstaunt. Jedoch ist die „Schrottendorfer Esche“– wie auch ihre beiden Schwestern am Nussdorfer Weg – in ihrer Vitalität geschwächt und wird von einem ebenso unscheinbaren wie tödlichen Gegner bedroht: Es handelt sich um einen nicht heimischen Pilz, der vermutlich aus Nordostasien eingeschleppt wurde und die Triebe der Eschen angreift.
Burgi mit einem ihrer Werke. Derzeit kann man ihre Bilder in ihrem Atelier in der Rosengasse bestaunen.
Nur gut, dass Burgi Rossi-Bacher nicht nur sehr stolz auf ihren wunderschönen Baum ist, sondern ihn als Künstlerin natürlich auch auf die Leinwand gebracht hat. So ist das Naturdenkmal getreu dem Motto der Künstlerin Frida Kahlo „I paint flowers so they will not die“, für die Nachwelt verewigt. Burgis Kunstwerke kann man übrigens derzeit in ihrem Lienzer Atelier in der Rosengasse 19 bestaunen. (Öffnungszeiten: Freitag 10-13 Uhr und 14-17 Uhr, Samstag 10-13 Uhr).
Simon Legniti studiert Naturschutz und Biodiversitätsmanagement. Er schreibt an einer Masterarbeit über Osttirols Naturdenkmäler und bittet unsere Leserinnen und Leser, sich bei ihm mit Vorschlägen für mögliche Naturdenkmäler zu melden, im Idealfall mit Ortsangabe, kurzer Beschreibung und einem Foto an: simon.legniti@gmail.com.

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