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Leben mit angezogener Handbremse

Dekan Franz Troyer: „Resignieren und Untertauchen sind keine gute Lösung.“

„Herr“, sprach jemand mit schleppender Stimme zu einem weisen Mann, „das Leben liegt wie eine Last auf meinen Schultern. Es drückt mich zu Boden und ich habe das Gefühl, unter dem Gewicht zusammenzubrechen.“ – „Mein Kind", sagte der Alte mit einem liebevollen Lächeln, „das Leben ist leicht wie eine Feder.“ - „Herr, bei aller Demut, aber hier musst du irren. Denn ich spüre mein Leben wie eine Last von tausend Pfunden auf mir. Sag, was kann ich tun?“ – „Wir sind es selbst, die uns Last auf unsere Schultern laden“, sagte der Alte immer noch lächelnd. „Aber ...“, wollte der Junge einwenden. Der alte Mann hob die Hand: „Dieses 'Aber', mein Sohn, wiegt allein tausend Pfund.“
Wie oft sagen oder denken wir „ja, aber“? Wie oft hören wir diese Worte? Sie wirken wie eine angezogene Handbremse beim Autofahren. Ich sage „Ja“ zu einer Aufgabe, schränke es aber gleich wieder irgendwie ein. Ich sage „Ja“ zu einem anderen Menschen – aber mit Vorbehalten, Vorsicht und Vorurteilen oder mit der Haltung, immer eine Tür offen zu lassen. Ich sage „Ja“ zu Gott, doch nicht mit Vertrauen und Freude. Der Dauerbegleiter „Aber“ verhindert ein „Ja“ in echter Hingabe und Dankbarkeit. Wie soll es da vorwärts gehen?

Das emotionale Immunsystem stärken

Der heurige Herbst erinnert mich in vielem an eine Fahrt mit angezogener Handbremse. Die aktuelle Situation ist für viele Menschen sehr herausfordernd und kräftezehrend. Nichts kann fix ausgemacht werden, das Planen wird begleitet mit „aber was tun, wenn die Situation rings um Corona schlimmer wird?“
Der Lienzer Dekan Franz Troyer rät zu mehr „Ja“ und weniger „aber“. Foto: Brunner Images
Was wirklich tun? Es wäre ein verlorenes Jahr, wenn wir in den kommenden Monaten alles absagen und jede Zusammenkunft ausfallen lassen würden. Resignieren und Untertauchen sind wohl keine gute Lösung. Ein Impuls und Zeiten, in denen ich meinen Fokus auf etwas Stärkendes und Bereicherndes setzen und Isolation und Einsamkeit aufbrechen kann, sind dringend notwendig und notwendend. Es gilt auch, das emotionale Immunsystem zu stärken. Für mich ist wichtig, dass wir verantwortungsvoll und klar agieren und Neues probieren. Die vielen Gottesdienste im Freien haben gezeigt, was möglich ist. So bitte ich um Mut und Klugheit und gleichzeitig um Aufmerksamkeit und Wachsamkeit, wo und wie wir gut fahren können und wo die Handbremse wichtig ist.

Gottes überzeugtes „Ja“ zum Menschen

In Jesus macht sich Gott selbst zum Geschenk an die Menschheit. Er ist in Jesus Christus ganz gegenwärtig, mit Haut und Haaren, von der Krippe bis zum Kreuz. Er tut das ohne Wenn und Aber. Gott hätte so viele Gründe gehabt, nicht Mensch zu werden – weil es nichts nützt, weil er nur draufzahlt, weil ihm niemand dankbar ist, weil er nur ausgenützt wird, weil er wenig Erfolg hat. Gott kommt in diese Welt nicht obwohl sie so ist, sondern gerade weil sie so ist. Er ist kein „Ja, aber-Gott“, der ständig Bedenken anmeldet. Bereits der Apostel Paulus betont dies in einem Brief an die Korinther: „Denn Gottes Sohn Jesus Christus ist nicht als 'Ja' und 'Nein' zugleich gekommen, in ihm ist das 'Ja' verwirklicht.“ Gut, wenn wir im Leben oft ein „Ja“ bekommen und auch anderen eines schenken. Das ständige „Aber“ blockiert die Menschwerdung und verhindert ein aktives Leben als Christ und Christin. Wie wäre es, eine Woche lang bewusst auf diese Worte im eigenen Reden und Denken zu achten? Dekan Franz Troyer, Lienz

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