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Österreichs Schuldenquote klettert auf 82,6 Prozent

Coronakrise beendet Haushaltskonsolidierung. Im 1. Halbjahr 9,4 Prozent Defizit.

Die Coronakrise reißt ein riesiges Loch in die Staatsfinanzen. Im 1. Halbjahr 2020 hat Österreich ein Defizit von 9,4 Prozent des BIP bzw. 16,8 Mrd. Euro verzeichnet. Im Vergleich zum 1. Halbjahr 2019 bedeutet das laut Statistik Austria eine Verschlechterung um 17,3 Mrd. Euro. Die Staatseinnahmen gingen um 6,4 Prozent (sechs Mrd.) zurück, während die Staatsausgaben um zwölf Prozent (11,3 Mrd.) stiegen. Die Schuldenquote kletterte auf 82,6 Prozent. Kleiner Trost: 2015 lag diese Quote noch bei 84,9 Prozent. Bis 2019 wurde sie auf 70,5 Prozent reduziert. "Die Coronakrise beendet die Haushaltskonsolidierung", kommentierte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas die Entwicklung. Grund für das massive Defizit war ein deutlicher Anstieg der krisenbedingten Ausgaben bei gleichzeitigem Rückgang insbesondere der Steuereinnahmen.
Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas präsentiert die Finanzzahlen zur Krise. Foto: APA
Die größten Einbußen wurden bei den Einkommens- und Vermögenssteuern verzeichnet. Die Einnahmen aus der Körperschaftssteuer brachen um 33,4 Prozent bzw. 1,3 Mrd. ein, jene aus der Einkommensteuer gingen gar um 49,1 Prozent (0,9 Mrd.) zurück. Der Rückgang bei den Produktions- und Importabgaben (minus 8,6 Prozent bzw. 2,4 Mrd. Euro) ist vor allem auf die Umsatzsteuer (minus 9,5 Prozent bzw. 1,4 Mrd.) und die Mineralölsteuer (minus 22,8 Prozent bzw. 0,5 Mrd.) zurückzuführen. 43 Prozent der Staatsausgaben im 1. Halbjahr 2020 entfielen auf Sozialleistungen (monetäre und Sachleistungen), 20 Prozent auf Arbeitnehmerentgelte sowie je elf Prozent auf Subventionen und auf Vorleistungen. Die größte Erhöhung auf Ausgabenseite gab es angesichts der zahlreichen Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft wenig überraschend bei den Subventionen mit einem Plus von 356,8 Prozent bzw. 9,2 Mrd. Euro, darunter fallen Aufwendungen für Kurzarbeit und den Fixkostenzuschuss. Ebenfalls stark erhöht haben sich die monetären Sozialleistungen (plus 6,5 Prozent bzw. 2,3 Mrd. Euro) aufgrund des erhöhten Aufwands für das Arbeitslosengeld und den Härtefallfonds. Da endgültige Zahlen für diese Maßnahmen noch nicht vorliegen, handelt es sich um Schätzwerte, die bei jeder Veröffentlichung auf den neuen Erkenntnisstand angepasst werden, teilte die Statistik Austria mit. Ende des 2. Quartals 2020 betrug die Staatsverschuldung 315,7 Mrd. Euro oder 82,6 Prozent des BIP. Damit lag sie um 35,4 Mrd. Euro höher als Ende des 4. Quartals 2019. Die Schuldenquote stieg in diesem Zeitraum um 12,1 Prozentpunkte. Dieser Anstieg kann fast ausschließlich auf die Kerneinheit Bund zurückgeführt werden. Im Gegensatz dazu wurde im Jahr 2019 noch - zum zweiten Mal in Folge - ein öffentlicher Überschuss verzeichnet, und zwar von 0,7 Prozent des BIP bzw. 2,7 Mrd. Euro (2018: 0,2 Prozent des BIP bzw. 0,7 Mrd. Euro). Der öffentliche Schuldenstand verringerte sich in absoluten Zahlen und betrug am Jahresende 280,3 Mrd. Euro. Die Schuldenquote fiel auf 70,5 Prozent (Ende 2018: 74,0 Prozent des BIP bzw. 285,3 Mrd. Euro). Die Staatseinnahmen 2019 betrugen insgesamt 195,2 Mrd. Euro und stiegen im Vergleich zum Jahr davor um 6,8 Mrd. Euro (plus 3,6 Prozent). Die Staatsausgaben stiegen im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent oder 4,8 Mrd. Euro auf insgesamt 192,5 Mrd. Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung war im Jahr 2019 in Kärnten am höchsten (6.594 Euro), gefolgt von Niederösterreich (6.377 Euro) und der Steiermark (5.458 Euro). Das Burgenland (4.180 Euro) liegt an vierter Stelle gefolgt von Wien (3.910), Salzburg (2.996), Oberösterreich (2.636) und Vorarlberg (2.350). Am geringsten verschuldet ist Tirol mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 1.424 Euro.

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