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Schularbeiten nur in ersten zwei Novemberwochen

Minister Heinz Faßmann sieht einen "sehr gut tragfähigen Kompromiss."

Für die Schüler der Sekundarstufe II, die im Zuge des neuerlichen Lockdowns ab Dienstag auf Distance Learning umstellen müssen, wird es weiter Schularbeiten geben - allerdings nur in den ersten zwei Novemberwochen. Das gab Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Montag bekannt. Voraussetzung seien entsprechend große Räume, und der Schularbeitsstoff muss schon vermittelt worden sein. Für die zweite Novemberhälfte geplante Schularbeiten werden auf Dezember verschoben. "Es geht um einen Monat, hoffentlich nicht länger", sagte Faßmann zu den Maßnahmen. Es müsse gelingen, die hohen Zahlen zurückzudrängen und es habe keinen Sinn, die Augen zu verschließen und eine drohende medizinische Versorgungskrise zu verdrängen. Mit den im Bildungssystem getroffenen Maßnahmen habe man "einen Weg gefunden, die Schule weiter zu ermöglichen und gleichzeitig den Gesundheitsschutz zu ermöglichen". Die Infektionszahlen bei den Unter-14-Jährigen seien vergleichsweise niedrig und die negativen Effekte geschlossener Bildungsanstalten vergleichsweise groß, begründete der Minister, dass nur die Oberstufen auf Distance Learning umgestellt werden. Faßmann räumte ein, dass es in den vergangenen Tagen durchaus Diskussionen darüber gegeben habe. Nun sei ein "sehr guter tragfähiger Kompromiss" herausgekommen. Nachdem Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Samstag betont hatte, dass der Pflichtschulbereich "vorerst" im Normalbetrieb bleibe, sagte auch Faßmann, dass man die Situation zwei Wochen beobachten müsse. "Wenn die Zahlen nicht sinken, muss man überlegen, welche Maßnahmen nicht geholfen haben und welche neuen Maßnahmen kommen können." Faßmann gab zudem weitere Details zu den Maßnahmen im Schulbereich bekannt, über die er die Schulen bereits am Sonntag in einem Schreiben informierte. Zum elementarpädagogischen Bereich sagte er, dass es dabei vor allem darum gehe, einen externen Eintrag des Virus zu verhindern. Deshalb sollten Kinder am Eingang mit Mund-Nasen-Schutz übergeben werden, und es sollte wenig Mischung der Gruppen geben.
Bildungsminister Heinz Faßmann vertraut auf die "klug handelnden Schulleitungen." Foto: APA
Im Pflichtschulbereich, also Volksschulen, Mittelschulen, AHS-Unterstufe und Polytechnischen Schulen, gebe es weiterhin Präsenzunterricht bei erhöhten Sicherheitsmaßnahmen. So dürfen keine externen Personen mehr an die Schule, "die Kinder müssen etwa auf die Leseoma verzichten". Schulleiter können bei Bedarf das Tragen von Masken anordnen, hier vertraue er auf die "klug handelnden Schulleitungen", so Faßmann. Allen Lehrern, gleich ob Bundes- oder Landeslehrern, würden FFP-2-Masken zur Verfügung gestellt, "weil die Lehrer für das Bildungssystem zentral sind und wir alles tun müssen, damit sie ihre Aufgabe sicher erfüllen können". Wie bisher gelte, dass Lehrer, die der Risikogruppe angehören, keinen Präsenzunterricht halten müssen. Für Petra Apfalter, Leiterin des Instituts für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin am Ordensklinikum Linz, ist "die Botschaft an die Lehrer, dass Schule ein sicherer Ort ist, wesentlich sicherer als die anderen Lebensfelder, wo man sich bewegt". Faßmann forderte beim Distance Learning "eine gewisse Flexibilität" ein, "damit es nicht zulasten der Schüler ausgeht". So könnten Lehrer, wenn sie erkennen, dass sie Schüler durch die Situation verlieren, Unterricht in Kleingruppen geben. Das gelte auch für die Schüler der Abschlussklassen, insbesondere der Maturaklassen, oder den fachdidaktischen Unterricht. Apfalter verwies auf verschiedene Studien und Analysen, wonach "Bildungseinrichtungen eine völlig untergeordnete Rolle bei der Verbreitung des Virus spielen". Die nun getroffenen Maßnahmen seien eine "exzellente Handlungsempfehlung", die einen sehr kontrollierten und geregelten Umgang mit dem Virus an den Schulen ermöglichten. Wesentlich seien aber auch die Befolgung der ganz einfachen Regeln, wie Abstand halten, Handhygiene, Masken sowie Lüften. Im zweiten Lockdown werden aber nicht nur die Oberstufenschüler in den Fernunterricht geschickt. Auch die Hochschulen sollen nur noch Lehrveranstaltungen vor Ort abhalten, bei denen das unbedingt notwendig ist, etwa bei praktischen Laborübungen. Auch Prüfungen sollen wo möglich digital stattfinden, in den Bibliotheken soll nur noch die Ausleihe, aber kein Lernbetrieb mehr möglich sein, heißt es in einer Empfehlung des Bildungsministeriums. "Ich will nicht, dass junge Menschen ihre wertvolle Studienzeit verlieren", betonte Faßmann. "Wir können den Gastronomen einen Teil ihres verlorenen Verdiensts zurückgeben, den Studierenden die verlorene Studienzeit nicht." Die Unis, Fachhochschulen, Pädagogische Hochschulen und Privatunis sind "aufgrund des professionellen Umgangs der Hochschulen im Frühjahr und in den letzten Monaten" von der jüngsten COVID-19-Schutzmaßnahmenverordnung des Gesundheitsministeriums zwar ausgenommen, wie Faßmann in einem am Montag versendeten Brief an diese betont. "Gleichzeitig hat die Regierungsspitze zurecht den politischen Anspruch erhoben, dass die Universitäten und Hochschulen in Distance Learning umschalten sollen. Grund dafür sind die stark gestiegenen Infektionszahlen in den Altersgruppen der 20- bis 30-Jährigen - also dem Großteil der Studierenden." Mit Kritik auf die Ankündigungen der Regierung im Zusammenhang mit Schulen reagierte SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid. Erst am Freitag sei angekündigt worden, dass die Schulampel bundesweit gelb bleiben soll. Nur einen Tag danach seien die Oberstufen dann in einer "Nacht-und-Nebel-Aktion" vom Umstieg auf Fernunterricht informiert worden und auch von der Möglichkeit, bei Ampelfarbe Orange Schichtbetrieb zu fahren, sei keine Rede mehr.

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