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Naturdenkmäler: 70 neue Vorschläge für Osttirol

Meine Serie endet nun, aber der Grundstein für weitere Kapitel ist gelegt.

Die Kartierung der Naturdenkmäler in Osttirol ist erfolgreich abgeschlossen. Nun steht die Verschriftlichung und die Auswertung der erhobenen Daten im Vordergrund. Fertiggestellt wird das Projekt voraussichtlich im Frühjahr 2021. Bis dahin gilt es, einen Blick in die Zukunft zu werfen und potenziell neue Naturdenkmäler zu entdecken. Ich habe die Leserinnen und Leser um Mithilfe gebeten und bin überwältigt. 70 Vorschläge trafen ein! Was soll man dazu sagen? Damit habe ich jedenfalls nicht gerechnet. Die vielen Meldungen, die über die dolomitenstadt.at Gemeinschaft eingelangt sind, stellten eine logistische Herausforderung dar. Seit Mitte Oktober ist es aber geschafft – jeder einzelne Hinweis wurde im Feld überprüft. Und Staunenswertes habe ich nicht nur bei den Naturdenkmälern entdeckt. Die Vorschläge, die über dolomitenstadt.at und einige Experten eingelangt sind, stehen den bisher ausgewiesenen Naturdenkmälern in nichts nach. Manch vorgeschlagener Baum übertrifft die derzeitigen Naturdenkmäler in Bezug auf das Alter bzw. die Größe bei weitem. Bei den flächigen Vorschlägen wurden einige Highlights der Osttiroler Tier- und Pflanzenwelt (wieder)entdeckt. Nun ist ein solider Grundstein für die Ausweisung von neuen Naturdenkmälern gelegt. Im kommenden Jahr werde ich zunächst Anregungen zur Unterschutzstellung der hochwertigsten Vorschläge formulieren. Bevor ein Vorschlag für ein neues Naturdenkmal gemeldet wird, ist mir nämlich die grundsätzliche Haltung der Besitzer bzw. das Einverständnis des Grundeigentümers sehr wichtig. Ich möchte mich bei der Dolomitenstadt-Community und der Redaktion für die Unterstützung bedanken. Ich hoffe, es war eine interessante Reise durch den Bezirk, mit neuen bisher unbekannten Eindrücken von der Osttiroler Natur. Hier noch eine kleine Auswahl von Vorschlägen, die mich sehr beeindruckt haben: Buchen Rabantalm Die direkt an der Kärntner Grenze liegende Alm beherbergt die ältesten und imposantesten Buchen im Bezirk Lienz. Eine so große Ansammlung von 'Methusalembäumen' ist mir im Bezirk andernorts nicht bekannt.
Blutbuche vor dem Lienzer Krankenhaus Im Park vor dem Bezirkskrankenhaus stehen einige imposante Bäume. Besonders eindrucksvoll ist die weit ausladende Rotbuche. Leider wurde der Wipfel dieses Jahr abgetragen! Kandelaberfichte in Mattersberg Fichten, die durch eine ungewöhnlich starke Verzweigung einem Kerzenhalter ähneln, werden als Kandelaberfichten bezeichnet. Das Exemplar in Mattersberg hat diesen Winter zwei Starkäste verloren. Die Tatsache, dass die beiden Äste so groß sind wie der Stamm einer herkömmlichen Fichte, lässt die Dimension des Baums erahnen. Robinie bei der Alten Schmiede in Lienz Auch wenn die Robinie ein invasiver Neophyt ist, so hat dieser Baum mitten in der Lienzer Altstadt eine wichtige Funktion für das Stadtklima und prägt das Stadtbild sehr markant. Frauenbach-Wasserfall in Lavant Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Für mich übertrifft der Frauenbach-Wasserfall sogar die berühmten Umbalfälle in Sachen Ästhetik. Er ist nicht nur schön, sondern beherbergt auch seltene Pflanzenarten wie die „Dolomiten Akelei“. Stronacher Erdpyramiden Etwas eigenwillig ragen die Erdpyramiden bei Stronach in die Lüfte. An ein mögliches Naturdenkmal denkt man hier im ersten Moment nicht. Genau darin liegt für einen Wissenschaftler aber der hohe Wert der Naturgebilde – die Vielfalt an verschiedenen Lebensräumen. Die Arktische Smaragdlibelle Gleich an zwei Naturdenkmal-Vorschlägen wurde diese seltene Libellenart im Sommer 2020 nachgewiesen. Zuletzt war das in Osttirol im Jahr 1963 der Fall! Seither galt diese Libelle für den Bezirk Lienz als verschollen. Im Bild ein Weibchen. Die Salz-Teichbinse in einem Feuchtgebiet in Osttirol Diese Pflanze ist neu für Osttirol. Eine kleine Sensation. Es handelt sich nicht um einen Neophyten, sondern um eine heimische Art, die bisher nicht im Bezirk entdeckt wurde. Funde wie dieser unterstreichen die Besonderheit der Schutzkategorie „Naturdenkmal“. Mit der Unterschutzstellung von kleinen Flächen können besonders seltene Arten kleinräumig geschützt werden. Jaggler Lacke in Kals Ein kleines Übergangsmoor mit einem großen Schatz. Man mag es kaum glauben, aber eine Libellenart gibt es in ganz Osttirol nur hier: Die Kleine Moosjungfer. Zum letzten Mal wurde sie 1988 nachgewiesen, zahlreiche Nachsuchen blieben erfolglos. Daher wurde die Libelle im Jahr 2015 in Osttirol als ausgestorben angegeben. Auch in Zukunft ist diese Art sehr gefährdet. Solch kleine Populationen sind ständig stochastischen Ereignissen ausgesetzt und stark vom Aussterben bedroht.

Simon Legniti studiert Naturschutz und Biodiversitätsmanagement. Er schreibt an einer Masterarbeit über Osttirols Naturdenkmäler und bittet unsere Leserinnen und Leser, sich bei ihm mit Vorschlägen für mögliche Naturdenkmäler zu melden, im Idealfall mit Ortsangabe, kurzer Beschreibung und einem Foto an: simon.legniti@gmail.com.

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wolf_C
vor 3 Jahren

sehr schön; halt leider weit weg. genauso wichtig wäre bestehende (baum)denkmäler zu hegen und zu pflegen, denn es gibt sie noch mitten zwischen den autos; die autos sind gleichzeitig ihr schicksal, weil sie immer den autowegen untergeordnet sind, was kein naturgesetz ist. wir verlieren somit ihre wichtige schönheitsfunktion, und die umwelt wird ärmer und das leben weniger lebenswert.

 
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