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Zahlt Loacker zu wenig für die Nachtschicht?

Zwischen dem Waffelhersteller und der Arbeiterkammer ist ein Streit entbrannt.

„Die vorgebrachten Anschuldigungen weisen wir klar zurück. Das Unternehmen Loacker hat sich schon immer bemüht, eine gute Balance zwischen Mitarbeiter- und Unternehmensinteressen zu finden. Darüber hinaus hat gesetzeskonformes Verhalten bei uns absolute Priorität. Es ist und war nie unsere Absicht, unseren Mitarbeitern berechtigte Ansprüche vorzuenthalten.“ So beginnt die offizielle Antwort der Loacker-Geschäftsleitung auf schwere Vorwürfe der Tiroler Arbeiterkammer. Die sieht „ein Drama der besonderen Art in Osttirol“, weil der Waffelhersteller in Heinfels seinen Beschäftigten seit 20 Jahren für die Nachtschicht nur 30 Prozent Zuschlag überweist, statt der laut Kollektivvertrag geltenden 50 Prozent. Das spare dem Unternehmen auf dem Rücken der Arbeitnehmer jährlich Personalkosten von bis zu 350.000 Euro, in Summe seit zwei Jahrzehnten aus Sicht der AK mehrere Millionen.
Der Schokoladestrom bei Loacker in Heinfels fließt rund um die Uhr. Jetzt ist ein Streit um die Bezahlung jener Mitarbeiter entbrannt, die in der Nacht arbeiten. Foto: Loacker
Bei näherer Betrachtung ist der Knackpunkt die offenbar nicht ganz trennscharfe Unterscheidung zwischen Schichtarbeit und fixer Nachtschicht. Schichtarbeiter haben nur ab und zu Nachtschicht und erhalten dafür 30 Prozent Zuschlag. Fixe Nachtarbeiter müssen 50 Prozent Zuschlag erhalten. „Wir haben den Mitarbeitern seit jeher freie Hand bei der Wahl des Schichtmodells gegeben. Im Laufe der Jahre haben sich immer mehr Abteilungen von einem Rotationsmodell in Richtung eines Modells mit fixer Nachtschicht entwickelt, vorrangig von den individuellen Lebensumständen und Vorlieben der einzelnen Mitarbeiter getrieben,“ erklärt Loacker-Geschäftsführer Frank Hess gegenüber dolomitenstadt.at. Aktuell seien 70 Mitarbeiter in diesem Modus beschäftigt. Hess: „Vor 19 Jahren hatten wir 16 Mitarbeiter in der Nachtschicht. Wir hätten eine fixe Nachtschicht nie gutgeheißen, wenn die heutige Interpretation des KV damals vorgelegen hätte.“ Man habe den Kollektivvertrag immer so interpretiert, dass alle Mitarbeiter – unabhängig ob in fixer oder rotierender Nachtschicht – Schichtarbeit leisten und deshalb Anspruch auf 30 Prozent Nachtschichtzuschlag haben. Bei allen internen und externen Prüfungen durch Finanzamt, Krankenkassen oder Wirtschaftsprüfer seien an dieser Deutung nie Zweifel aufgekommen. Bis zum Februar dieses Jahres: „Da hat der Betriebsrat die Korrektheit der Nachschichtzuschläge erstmals in Frage gestellt, was durch eine externe Überprüfung überraschenderweise bestätigt wurde. Wir haben dann sofort unsere Bereitschaft erklärt, den erhöhten Nachtschichtzuschlag zu zahlen und auch die gesetzlich vorgesehenen Nachzahlungen zu leisten,“ unterstreicht Frank Hess, der mit der Arbeiterkammer auch bei der weiteren Vorgangsweise nicht einer Meinung ist. Die AK listet in einer Aussendung am 19. November drei Lösungsvorschläge auf, die Loacker der Schlichtungsstelle in Innsbruck unterbreitet habe und die aus Sicht der Kammer inakzeptabel sind, weil sie entweder auf 30 Prozent Zuschlag hinauslaufen oder zwar 50 Prozent bieten, dafür aber Kürzungen bei anderen Lohnbestandteilen. Der Loacker-Manager widerspricht: „Die drei Vorschläge waren denkbare Optionen aus dem Februar, die uns aber auch nicht gefallen haben und deshalb nicht weiterverfolgt wurden. Der Schlichtungsstelle wurde ein vollständig neues Arbeitszeitmodell vorgelegt.“ Im Kern bleibt der Konflikt freilich bestehen. Der Betriebsrat will am Arbeitsmodell einer fixen Nachtschicht mit 50 Prozent Zuschlag nicht rütteln. Die Loacker-Führung auf der anderen Seite will keine zwei Kategorien von Nachtarbeit mit unterschiedlichen Zuschlägen. Hess: „Anstatt nun im März 2020 sofort in ein rotierendes 3-Schichtmodell zu wechseln, um auch sofort die Zusatzkosten einzusparen, haben wir versucht, einen anderen Weg zu finden.“ Angedacht ist offenbar ein Vierschichtsystem mit 17 Wochenschichten. Für die AK ist aber auch das keine Lösung. Mit einer Feststellungsklage will man zudem Nachzahlungen auch über die kollektivvertragliche Verfallsfrist hinaus erwirken, samt Nachzahlungen der Verzugszinsen. Damit geht der Streit in die nächste Runde.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

19 Postings

Zahlen-lügen-nicht..
vor 3 Jahren

Ich habe viele Jahre beim Loacker gearbeitet. Ich kann mich nicht beklagen, super Firma. War eine schöne Zeit. Bin schon einige Jahre weg, wird sich auch viel geändert haben. Es wird jetzt von einem 4-Schicht Modell geredet, welches für die Gesundheit tödlich ist. Aus diesem Grund bin ich froh nicht mehr da zu arbeiten.

 
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dobui
vor 3 Jahren

Erstmal meinen allerhöchsten Respekt an den Betriebsrat. Wer so etwas für seine Mitarbeiter aufdeckt und sich von der Geschäftsführung nicht einschüchtern lässt, macht diesen Job gut.

Nun zu der Kritik eines Vorposters an der AK, welche die Sache veröffentlicht hat. Öffentlichkeit ist ein Druckmittel. Wenn mit dem Herrn Geschäftsführer die Sache in Ruhe einvernehmlich zu lösen wäre, wäre das schon passiert.

Und einen Effekt hat die Öffentlichkeit noch: Es ist ein klares Signal an andere Unternehmen, welche mit dem Gedanken spielen, zu tricksen: Ihr werdet euch früher oder später dafür schämen müssen.

 
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    mafi
    vor 3 Jahren

    Meiner Meinung nach gibts den Betriebsrat bei Loacker schon seit über 10 Jahren, also der ist nicht von gestern. Wenn der Betriebsrat den Kollektivvertrag nicht in- und auswendig kennt, dann macht er irgendwas falsch, denn der KV ist "das Werkzeug" eines Betriebsrates. Da stehen alle Rechte und Pflichten der Arbeitnehmer und Arbeitgeber drinn.

     
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    Osttirolerin123
    vor 3 Jahren

    Ich kann hier nur zustimmen. Hut ab vor dem Betriebsrat! Hier nicht locker zu lassen, obwohl die Firma nun ihm die Schuld für eventuelle Änderungen zum Nachteil aller Mitarbeiter in die Schuhe schieben will.

    Ein Unternehmen, das eigentlich einen guten Ruf hat, das sehr viel Förderung bekommen hat, viel Gewinn macht und sich jetzt windet wie es nur irgendwie geht - und das, obwohl der Fehler klar auf Firmenseite liegt, ich finde das sowas absolut in die Öffentlichkeit gehört. Wenns ums Geld geht, sieht man die harte Realität. Leider eine enttäuschende Reaktion des Unternehmens.

     
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Hot doc
vor 3 Jahren

Ich finde es als eine Frechheit das die Arbeiterkammer dies an die Öffentlichkeit bringt, wo ist hier der Datenschutz. Für Osttirol wichtige Unternehmen drrart anden Pranger zu stellen haben die nicht verdient. Zangerl ist ein übler Populist, wie wäre es die Angelegenheit im Betrieb mit den Mitarbeiternzu regel. Bin mir sicher, das nahezu alle Mitarbeiter über diese Berichterstattung unglücklich sind. Herr Zangerl schämen Sie sich. Problem bei der AK ist, das man Probleme nicht gemeinsam mit den Unternehmen lösen will, denn dann kann man ja nicht groß an die Presse gehen: zb die AK hat zig Millionen erkämpft, erstritten, gerichtlich gewonnen

 
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    genaugenommen
    vor 3 Jahren

    aber liebe frauen, dann nicht jammern dass sie weniger verdienen und zu wenig pension bekommen. die hacklerregelung abschaffen und das geld den frauen schenken!

     
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    Visus
    vor 3 Jahren

    Ich kenne zwar die genauen Kosten für den 20% Mehrzuschlag dieses Unternehmens nicht aber die AK spricht in ihrem Artikel von aktuell 350.000€ und das sich das Unternehmen 6.6 Mio € erspart hätte.

    19 Jahre x 350.000 € sind 6.650.000€

    Somit rechnet die AK auch im Jahr 2001 mit 20% Mehrkosten für 70 Mitarbeiter und lässt die Tatsache außer Acht, dass damals lt. DS-Artikel 16 Mitarbeiter beschäftigt waren.

    So schlecht rechnet nicht mal die AK, also ist der Grund dafür vielleicht Populismus? Vielleicht eine Überlegung wert ;)

     
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      leser 999
      vor 3 Jahren

      ja gebr ich dir recht aber vll hat es die AK mit Zinsen berechnet? bei 8% zinsen über 20 jahre verdreifacht sich das ganze. Wie gesagt so könnte es auch sein.

       
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    Visus
    vor 3 Jahren

    sportlich gerechnet ;)

     
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RoflMao
vor 3 Jahren

Liebe Leser, man sollte sich vielleicht einmal darüber gedanken machen das diese Firma das Schichtmodell ändern möchte auf ein Rotationssystem, damit man sich die 20% mehr Zuschlag ersparen kann.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen sicher nicht nur Nachtschicht weil es ihnen soviel Spaß macht, ich denke da sind sicher auch ein paar Frauen und Männer dabei die aufgrund ihrer Lebensumstände nicht anders können als Nachtschicht zu arbeiten (Pflegefälle, Kinder, etc.).

Meiner Meinung haben die Mitarbeiter der Firma Loacker auch mit den 30% gut gelebt, und das könnte durch die Schichtänderung nicht nur 70 Mitarbeiter der Nachtschicht betreffen die dadurch persönliche Probleme in ihren Familien haben könnten sonder es kann ALLE 400 Mitarbeiter der Firma Loacker betreffen.

schönen Gruß

 
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    Osttirolerin123
    vor 3 Jahren

    Auch wenn sie mit 30% Zulage gut leben können, stehen den Mitarbeitern doch per Gesetz 50% zu. Und jetzt quasi den Mitarbeitern die Schuld zu geben, dass das UNTERNEHMEN das Schichtsystem ändern will, um ja nicht mehr zahlen zu müssen finde ich nicht richtig. Auch Loacker schiebt die Schuld je nach Belieben auf alle anderen. Auf den Betriebsrat, der alles aufgedeckt hat. Auf die Mitarbeiter der Nachtschicht, die gerne das Geld hätten, das ihnen zusteht. Auf die Arbeiterkammer, die sich nicht mit dem erstbesten Angebot zufrieden gibt und den Fall öffentlich macht.

    Wer letztendlich Schuld an diesen langjährigen Fehlberechnungen hat, werden wohl die Anwälte des Unternehmens klären. Firma Loacker hat auf jeden Fall sehr viel Profit daraus geschlagen. Sich jetzt so gegen eine Wiedergutmachung zu sträuben passt überhaupt nicht zum Saubermann-Image des Unternehmens.

     
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Septep
vor 3 Jahren

TRAURIG ABER WAHR!! "... unterschreibt die neuen Verträge sonst wechselt die Produktion nach Osteuropa... dann fallen viele Arbeitsplätze weg hier und wo wollt ihr dann arbeiten? In der derzeitigen Situation gibt es KEINE ARBEIT für euch in Osttirol..." Sagen die dann. So wird man einfach gerade behandelt in Osttirol als Arbeiter... Ganz zu schweigen dass diese Firmen alle vom Land Tirol und EU bestens unterstützt und wahnsinnig gefördert werden.

Und in der Öffentlichkeit werden diese Firmen immer als" Vorzeige Betriebe" gezeigt. Im 1. Corona Lockdown sagten Betriebsleiter zu ihren Arbeitern "...arbeitet weiter es werden so oder so 70% infiziert ob zu Hause oder am Arbeitsplatz..." Die AK sollte mal in mehreren Osttiroler Betrieben rein schauen.

 
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    phoenix
    vor 3 Jahren

    Keine Arbeit in Osttirol?? aha...

     
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    Visus
    vor 3 Jahren

    Im ersten Lockdown haben andere namhafte Osttiroler Unternehmen ja zum Wohle ihrer Belegschaft die Produktion stillgelegt und dies auch lautstark kommuniziert. Bei aktuell deutlich höheren Infektionszahlen (im Vergleich zum LD1) hört man davon jedoch nichts mehr. War die damalige Produktionsstilllegung vl. doch durch andere Gründe bedingt? Vielleicht eine Überlegung wert ;)

     
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leser 999
vor 3 Jahren

Wer Betriebsrat schon nicht schreiben kann der wird auch seinen KV nicht kennen

 
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    genaugenommen
    vor 3 Jahren

    Ob „Rad“ oder „Rat“ ich hab mich selbst geärgert😬😁. Aber besser ist man kennt die Differenz zwischen 30% und 50% am Ende des Monats, zumal sich diese Zuschläge auch auf die Pensionsberechnung niederschlagen. Wie sieht dass das Finanzamt oder die Krankenkasse, die sind ja auch beschi.... worden. Könne die auch nur für ein Jahr die Nachzahlung einklagen?

     
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frin
vor 3 Jahren

Die Balance zwischen den Interessen Unternehmen und Mitarbeiter muss immer zugunsten der Mitarbeiter sein. Das Unternehmen profitiert dreifach davon. Für mich daher unverständlich, wieso die meisten in Europa noch immer alte Strategien fahren und das trotz vielfacher hervorragender Beispiele welche zeigen, dass es auch anders geht.

Jene Arbeiter die in der Nachtschicht monotone Arbeiten verrichten müssen, machen das bestimmt nicht weil sie sich so mit dem Unternehmen verbunden fühlen, weil es rießigen Spaß macht, sondern weil sie das Geld benötigen, es sind häufig jene die so und so nicht viel haben und denen die Firma egal ist. Sie machen genau das was ihnen gesagt wird, nicht mehr und häufig sogar weniger. Wäre es nicht toll ein Unternehmen zu führen bei welchem die Mitarbeiter trotz doofer, monotoner Arbeit welche sich nicht immer vermeiden lässt, trotz doofen Arbeitszeiten sehr gerne hingehen, in der Freizeit und nach Außen sehr positiv über das Unternehmen berichten? Wäre es nicht fair das wenn es dem Unternehmen gut geht, auch jeder einzelne Mitarbeiter etwas davon hat und nicht nur die oberen 10? Wäre es nicht logisch, dass dadurch interner Wettbewerb reduziert werden würde, die Mitarbeiter qualitativ besser und schneller arbeiten würden?

Motivierte, gut gelaunte Mitarbeiter, von unten nach oben sind der Schlüssel und das Unternehmen würde in Geld ersticken. Anders funktioniert es zwar auch, aber man wird immer nur durchschnittlich sein, mit dem zusätzlichen Problem das stetig schlechtes bzw. nur durchschnittliches nach außen getragen wird.

 
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genaugenommen
vor 3 Jahren

wenn die angestellten und der betriebsrad in 20 jahren nicht in der lage sind den kollektivvertrag zu lesen ist ihnen nicht zu helfen.

 
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    rebuh
    vor 3 Jahren

    und wenn die obergscheiden bei der ak es auch nicht merken,ist höchste zeit die pflichtmitgliedschaft aufzuheben

     
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