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Des einen Freund, des anderen Feind – während sich Naturschützer über die Rückkehr der Fischotter freuen, sind die Fischer besorgt. Foto: Unsplash/Daniel Olaleye

Des einen Freund, des anderen Feind – während sich Naturschützer über die Rückkehr der Fischotter freuen, sind die Fischer besorgt. Foto: Unsplash/Daniel Olaleye

Rückkehr der Fischotter: Gekommen um zu bleiben?

WWF fordert Schutz, Fischer wollen „Fraßdruck“ regulieren.

Die Fischotter haben sich in Tirol in den vergangenen zehn Jahren deutlich ausgebreitet. Eine von der Landesregierung beauftragte Studie zeigt eine Zunahme der heimischen Fischotter, die auf „57 bis 85 Individuen“ geschätzt werden. Osttirol hat die streng geschützte Säugetierart vor fast zwei Jahrzehnten wiederbesiedelt. Zuvor galt der Marder in weiten Teilen Österreichs als ausgestorben oder ausgerottet.

Laut der in der Studie vorgelegten Kartierung vom November 2020 haben sich Fischotter-Vorkommen trotz eines positiven Trends aber erst auf 17 Prozent der Tiroler Landesfläche etabliert. Für ein Gebiet von gut 9.000 Quadratkilometern sei der Bestand daher noch „recht klein“, so der Befund. Ein Drittel der Fischotter lebt im Bereich Kitzbühel-Kufstein, ein Viertel in Osttirol und rund elf Prozent leben am Inn zwischen der Schweizer Grenze und Landeck.

In Osttirol startete die Naturwissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft Osttirol (NAGO) bereits im Juni 2020 eine Kartierung. Die Studie des Landes geht an der Drau und am Villgratenbach von insgesamt zehn und an der Isel von sechs Tieren, sowie an der Gail von einem Fischotter aus. „Basierend auf unseren bisherigen Daten konnte ein derart hoher Bestand nicht abgeleitet werden. Dennoch wurde festgestellt, dass der Fischotter bereits weite Teile Osttirols wiederbesiedelt“, erklärt Martin Weinländer, NAGO-Experte im Bereich der Gewässerökologie. Die höchste Otterdichte gibt es laut Studie im Bereich Kitzbühel. In Osttirol schreitet die Ausbreitung viel langsamer voran, obwohl Otter im Bezirk Lienz nachweislich schon länger leben als in Kitzbühel. Ein Grund dafür könnte sein, dass der Gletscherfluss Isel für den Fischotter nur einen suboptimalen Lebensraum darstellt.

Die Nachweisepunkte von Fischottern 2020 im Bezirk Lienz. Foto: Studie „Fischotter in Tirol“

Über die wachsende Population freuen sich in erster Linie Naturschützer. „Die Rückkehr der Fischotter ist eine echte Bereicherung für die Tiroler Natur. Aufgrund der immer noch sehr kleinen Zahl der Tiere gibt es aber auch noch sehr viel zu tun, damit sie langfristig in Tirol überleben können“, sagt etwa WWF-Artenschutzexpertin Christina Wolf-Petre.

Die Fische leiden in Tirol unter Wasserkraftwerken, Querbauwerken, Flussbegradigungen und Uferverbauungen. Immer stärker wirkt sich auch die Klimakrise aus. Höhere Wassertemperaturen fördern Krankheiten, verursachen Sauerstoffmangel und beeinträchtigen den Bruterfolg. „Wir müssen unsere Flüsse besser vor der Verbauung schützen und bereits beinträchtigte Gewässer stärker sanieren. Von intakten Flüssen profitieren sowohl die Otter als auch die Fischbestände“, betont Wolf-Petre. Sie schlägt dafür einen Schulterschluss des Landes mit dem Fischereiverband und dem Naturschutz vor.

Der Fischereiverband fordert hingegen Maßnahmen, „die die ohnehin gefährdeten Fischbestände vor dem Fischotter schützen.“ Dort wo sich laut Studie am meisten Fischotter niedergelassen haben, habe die Fischerei einen starken Rückgang der Bestände beobachtet: „Darunter befinden sich ebenfalls geschützte Tierarten wie die vom Aussterben bedrohte Äsche. Die Äsche und die anderen Wassertiere verdienen ebenfalls unseren Schutz und dürfen nicht zu bloßem Futter für Fischotter verkommen.“

Ein Viertel der Tiroler Fischotter lebt in den Osttiroler Flüssen. Sie zählen zu den besten Schwimmern unter den Landraubtieren. Inklusive Schwanz werden sie bis zu eineinhalb Meter lang. Foto: Unsplash/Lilian Dibbern

Fischotter und gesunde Fischbestände sind für die Fischer kein Widerspruch, allerdings müsse man in unserer Kulturlandschaft die Fischotterbestände durch geeignete Maßnahmen regulieren. „Man darf hier nicht die Augen verschließen und von einem natürlichen Gleichgewicht, wo sich alles von selbst regelt, träumen. In einer Wildnis wie in Alaska mag das zutreffen, aber in Tirol sind wir von einer intakten Wildnis weit entfernt“, gibt Andreas Bachler – Landesobmann des Fischereiverbandes – zu bedenken. Ein Grund dafür sei, dass die natürlichen Feinde des Fischotters fehlen. Zu diesen zählen der Wolf, der Luchs, der Seeadler und frei laufende Hunde.

Für WWF-Biologin Wolf-Petre wäre es aber „völlig falsch, einzelne Arten gegeneinander auszuspielen.“ Laut WWF halten Otter die Fischbestände fit, indem sie kranke, nicht heimische und leicht zu erbeutende Individuen zuerst fangen. „Menschliche Eingriffe in naturnahe Ökosysteme haben weitreichende Konsequenzen. Hingegen hält die Behauptung, dass Fischotter Hauptverursacher für die Gefährdung von Fischbeständen und anderer Arten seien, keiner umfassenden wissenschaftlichen Prüfung stand“, sagt Wolf-Petre. Zwar sei es auch dem Fischereiverband wichtig, die Gewässersanierung und Renaturierungen mit Hochdruck weiter zu verfolgen. Bis zur Erholung der Fischbestände müsse aber „der Fraßdruck der Fischräuber umsichtig reguliert werden.“

Auch die NAGO weiß, dass der Otter oft als Alleinschuldiger für die schlechten Fischbestände gilt. Die Ursachen seien aber oft viel komplexer. Als Teil des Ökosystems habe der Fischotter zweifellos einen Einfluss auf die Bestände. „Unter natürlichen Bedingungen regulieren sich die Bestände von Raubtieren langfristig von selbst (Räuber-Beute-Beziehung). In Fischteichen sowie belasteten und naturfernen Gewässern können 'Fischfresser', wie der Fischotter, jedoch nachweislich einen negativen Einfluss auf Fischbestände ausüben“, erklärt Martin Weinländer. Die von Fischottern verursachten Schäden in Fischereigewässern werden laut Weinländer je nach Art des Gewässers und Gutachter auf mehrere tausend Euro pro Jahr beziffert: „Verständlich, dass der Fischotter – aus Sicht der Fischerei – auch in Osttirol nicht gerne gesehen ist.“

Eines steht aber nicht nur für die NAGO fest: Der streng geschützte Fischotter ist nach Osttirol gekommen, um zu bleiben. „Daher wird es notwendig sein, die Interessen von Naturschutz und Fischerei unter einen Hut zu bringen und zufriedenstellende Lösungen für beide Seiten zu finden“, so Weinländer.
Dolomitenstadt-Redakteur Roman Wagner studierte an der FH Joanneum in Graz und ist ein Reporter mit Leib und Seele. 2022 wurde Roman vom Fachmagazin Österreichs Journalist:in unter die Besten „30 unter 30“ gewählt.

Ein Posting

unholdenbank
vor 3 Jahren

Jo, mia wearn woll no Kroftwerke baun därfn ohne eppas dafir zi tian. Soll der Oaschotter bleibn wo a will, holt ette ban ins. Des bissl Kroftwerk weart eppa die Fisch eppas tian, a so a Bledsinn. Mia wearn woll als (schein)-heilige Tarroula in Heargott sein Plan einegreifn därfn, teifl eini no amol ! Olls daschiaßn, wos ins ette passt, Wolf, Luchs, Bär, Ådla, Fischotter, Covid-Virus - olls daschiaßn !

 
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