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Wirbel um Zensur-Vorwurf im Schatten der LK-Wahl

Brigitte Amort von den Grünen nimmt LK-Präsident Josef Hechenberger in die Pflicht.

Die Tiroler Landwirtschaftskammerwahl geht in die heiße Phase – das merkt man auch an der (teils ungewollten) medialen Präsenz der Akteure. Heftiger Kritik sieht sich derzeit der amtierende LK-Präsident Josef Hechenberger ausgesetzt. Grund dafür ist, dass offenbar ein Beitrag in der kammereigenen Zeitung zensiert wurde. Pikant: Der Text stammt aus der Feder der Grünen Spitzenkandidatin Brigitte Amort, die dem mächtigen ÖVP-Block aus dem Bauernbund bei der laufenden Briefwahl die Show stehlen will. „Unser Beitrag in der Landwirtschaftskammerzeitung wurde ohne unser Wissen und ohne Rücksprache einfach zensiert. Weil Passagen drinnen waren, die die Herren in der Kammer offenbar nicht gerne lesen. Das ist skandalös wie hier versucht wird, Kritik zu unterbinden“, sagt Amort.
Für Grünen-Spitzenkandidatin Brigitte Amort ist es „skandalös, wie hier versucht wird Kritik zu unterbinden.“ Foto: Amort
In den „Landwirtschaftlichen Blättern“ wird wöchentlich über agrarpolitische Geschehnisse informiert. In der zensierten Passage des Beitrags mit dem Titel „Fürchtet euch nicht! Bekennt Farbe“ kritisiert die Grüne Spitzenkandidatin, dass es keine unabhängige Rechtsberatung  in den Bezirkskammern gebe, dass in manchen Orten bis zu 50 Prozent aller Berechtigten im Wählerverzeichnis fehlen würden und dass vielen die Kammerzeitung nicht zugestellt wird. Kritik, die der Bauernbund gerne unter den Teppich kehren würde, meint Amort. Die Bäuerin könne das aus eigener Erfahrung und durch zahlreiche Rückmeldungen von Landwirten belegen.
Die von den Grünen übermittelten Texte zeigen die eingereichte Version (links) und die Endversion (rechts).
Zur Seite springt ihr ein im politischen Spektrum weit entfernter Akteur. FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger ist „schockiert“ über den Vorfall bei der Kammerzeitung, in der sich die vier wahlwerbenden Listen ÖVP-Bauernbund, die Grünen, die freiheitlichen Bauern sowie der Unabhängige Bauernverband „zwar präsentieren konnten, es aber Zensur der Texte gab, ohne die Verfasser der Beiträge zu informieren. Das ist ein echter Skandal.“ Für den Freiheitlichen stellt die „Verschmelzung zwischen Landwirtschaftskammer und dem ÖVP-Bauernbund in Tirol seit Jahrzehnten ein massives Problem dar. Mit der jüngsten Pressezensur hat Hechenberger – wieder einmal  – den demokratischen Bogen überspannt.“ Auch für Amort lasse dieser Kammer-Eklat tief blicken: „Wer Kritik übt, wird zensiert. Wer aus dem Bauernbund austritt, wird von Informationen abgeschnitten. Der Bauernbund missbraucht hier eine öffentliche Institution für seine Zwecke.“ Amort will nun von Kammerpräsident Hechenberger wissen, ob die Zensur über seinen Schreibtisch gewandert ist, oder er davon wusste. Gegen eine Gegendarstellung des Bauernbundes wäre nichts einzuwenden gewesen, meint die Bäuerin.
Wollte mit Brigitte Amort Kontakt aufnehmen: LK-Präsident Josef Hechenberger. Foto: EXPA/Groder
Dolomitenstadt.at hat den im Kreuzfeuer der Kritik stehenden Hechenberger um eine Stellungnahme gebeten. Aus seiner Sicht könne „gerade der Vorwurf, nicht unabhängig zu beraten, so nicht stehen gelassen werden. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten hervorragende Arbeit und zwar für alle unsere Mitglieder.“ Von den Grünen Bäuerinnen und Bauern habe Hechenberger eine Stellungnahme erhalten, die sich auch mit dem Zensur-Vorwurf beschäftigt. „Die darin vorgeworfenen Punkte nehme ich zur Kenntnis und ich habe versucht, mit Frau Amort Kontakt aufzunehmen, um die Inhalte und eine gemeinsame weitere Vorgehensweise zu besprechen“, so Hechenberger. Amort ruft indes die 37.300 wahlberechtigten Tiroler Landwirte dazu auf, „gegen die Vereinnahmung der öffentlichen Kammer aufzustehen und an der Wahl teilzunehmen.“ Das Ergebnis der Kammerwahl wird nach der Auszählung am 23. März feststehen.
Dolomitenstadt-Redakteur Roman Wagner studierte an der FH Joanneum in Graz und ist ein Reporter mit Leib und Seele. 2022 wurde Roman vom Fachmagazin Österreichs Journalist:in unter die Besten „30 unter 30“ gewählt.

12 Postings

Septep
vor 3 Jahren

Stimmt es dass Bauernbund Mitglieder (Familienmitglieder, Altbauern, usw...) keine Wahlzettel bekommen haben? Dass nur die eine Person wählen darf die im Grundbuch steht? Also wie ganz früher.

 
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wolf_C
vor 3 Jahren

so empfindlich braucht ma nit sein: die themenauswahl und überschriften werden zB bei tirol heute seit jahren bewußt nach verträglichkeit gesetzt, von lokalen medien ebenso, und auf gemeindeebene ganz besonders!

 
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Sunnseitna
vor 3 Jahren

Mir ist etwas Kurioses aufgefallen: Als zahlendes Mitglied des Tiroler Bauernbundes erhalten wir wöchentlich deren Tiroler Bauernzeitung. Mitten in dieser befinden sich die Landwirtschaftlichen Blätter der LK Tirol. Aus mangeldem Interesse ist mir bis dato nie aufgefallen, das diese Beilage die Kammerzeitung ist. Kurios finde ich, dass der Herausgeber der Kammerzeitung als auch der Bauernzeitung die selbe Adresse haben. Kann es sein, dass die ÖVP Bauernbundzeitung und die parteiunabhängige Kammerzeitung von der selben Feder stammen? Und bekommt man überhaupt eine Kammernzeitung wenn man kein Mitglied des Bauernbundes ist? BITTE um Antwort! Vielen Dank!

 
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    Brigitte Amort
    vor 3 Jahren

    @Sunnseitna: Die Landwirtschaftlichen Blätter gehören den Landwirtschaftskammermitgliedern, die Tiroler Bauernzeitung den Bauernbundmitgliedern. Realität ist, dass die Landwirtschaftlichen Blätter als Beilage in der Bauernzeitung mitgeliefert wird - vermutlich günstigere Kosten. Zusätzlich erhalten einige Interessierte, die sich bei der LK gemeldet haben die Kammerzeitung zugesandt. Unser Hof ist 2014 vom Tiroler Bauernbund ausgetreten. Mit diesen Austritt haben wir automatisch auch die Kammerzeitung verloren. Frage: Was hat der Austritt aus dem Tiroler Bauernbund mit der Kammerzeitung zu tun. Ich mache seit 2 Jahren einen Sprechtag für die Grünen Bäuerinnen und Bauern in Osttirol. Dabei ist mir diese Schieflage aufgefallen und ich habe auch herausgefunden, dass viele Bäuer*innen die Landwirtschaftlichen Blätter nicht bekommen bzw. wie man auch an diesen Postings sieht wissen viele nicht einmal, dass es sie gibt. Ich habe bereits im Jänner 2020 in der BK-Lienz und in der LK-Innsbruck schriftlich auf diesen Misstand aufmerksam gemacht. Tätig geworden ist man leider nicht. Ich bin der Überzeugung, dass sich dies jetzt ändert. Zur Adresse: Das Haus in der Brixnerstraße 1 in Innsbruck gehört dem Tiroler Bauernbund. Darin eingemietet ist die Landwirtschaftskammer Tirol. Normalerweise müssten es zwei verschiedene Redaktionen sein.

     
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Franz Brugger
vor 3 Jahren

Partei ist wichtiger als Staat, Maxime von Türkis.

PR-Wirkung ist wichtiger als Nennung aller Fakten, dafür arbeiten ja schon im BK-Amt einige Leute.

 
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Andrea Pribil
vor 3 Jahren

Als langjähriges Zwangsmitglied der Landwirtschaftskammer habe ich bis zum heutigen Tag noch NIE eine Zeitung der Landwirtschaftskammer erhalten, ich wußte noch nichteinmal dass es dieses Blatt gibt. Vor 2 Wochen allerdings flatterte mir das Propagandablatt des Bauernbundes, bei dem ich KEIN Mitglied bin, ins Haus, bestückt mit reichlich Wahlwerbung in eigener ( ÖVP ) Sache......Da frage ich mich weshalb findet dieses Druckwerk den Weg zu mir und die Schrift der Landwirtschaftskammer, in der ALLE Listen, wenn auch zensiert, vorgestellt werden nicht? Ironie on....Da kann ich ja direkt froh sein dass ich die Wahlunterlagen bekommen habe und sie selbst ausfüllen darf.....Ironie off

 
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    r-line
    vor 3 Jahren

    hoffma mal das die nicht auch noch die stimmzettel die Ihnen nicht zusagen zensiert werden 😅

     
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Chronos
vor 3 Jahren

Presse- bzw. Medienzensur geht gar nicht! Wir leben in Österreich. Glauben Hechenberger und Co. die Meinungs- u. Pressefreiheit kann wie in Ungarn oder Russland gehandhabt werden? Hoffe, das hat Auswirkungen bei den LK-Wahlen.

Letztklassig!!! Bei der Stellungnahme von Hechenberger wird dann die hervorragende Arbeit der MitarbeiterInnen hervor gestrichen und in die Waagschale gelegt, anstatt auf den Sachverhalt mit der Zensur einzugehen. Nicht die MitarbeiterInnen können etwas dafür, sondern „der Fisch fängt beim Kopf zu stinken an“.

 
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r-line
vor 3 Jahren

was echt, es gibt eine Kammerzeitung?? wiso erhalte ich die als pflichtmitglied nicht??

 
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    Senf
    vor 3 Jahren

    entweder bist ein abtrünniger oder du parierst nicht - so wie die anderen einzementierten 😂

    also dass man einzelne, grundlegende passagen aus dem programm herausstreicht und den text dann woanders streckt, ist schon ein starkes stück. wovor hat man angst und

    was wollte hechenberger sagen? ... bei meinder ehr!

    und dafür läuft und rudert die landjugend & jungbauernschaft dann - oder schon - wieder?

     
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    Nickname
    vor 3 Jahren

    Mir gehts auch so, wusst gar nicht das es eine Kammerzeitung gibt?

     
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      Senf
      vor 3 Jahren

      komisch, ich bekomm sie als nichtmitglied öfters ins haus.

       
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