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Greenpeace fordert ein Pfandsystem, verpflichtende Mehrwegquoten für heimische Supermärkte und ein Gesetz zur Müllreduktion. Symbolbild: Unsplash/ Lacey Williams

Greenpeace fordert ein Pfandsystem, verpflichtende Mehrwegquoten für heimische Supermärkte und ein Gesetz zur Müllreduktion. Symbolbild: Unsplash/ Lacey Williams

Mit Pfand und Mehrwegflaschen gegen Müll?

Laut Greenpeace viele für Pfand und Mehrweg. Mehrwegquoten für Supermärkte sollen kommen.

Wer erinnert sich noch an die Zeit, als abends die leeren Milchflaschen vor der Haustüre abgestellt und am nächsten Tag die vollen Flaschen wieder hereingeholt wurden? Damals war es ganz normal, dass die großen Glasflaschen gereinigt und neu befüllt wurden. Auch vor 30 Jahren war die Mehrwegflasche noch keine Außenseiterin, laut Greenpeace betrug der Mehrweganteil in Österreich in den 90er-Jahren etwa 80 Prozent. Heute liegt der Mehrweganteil in den heimischen Supermärkten bei weniger als 20 Prozent, die überwiegende Mehrheit der Produkte wird in Einwegverpackungen verkauft. Das wirkt sich auch auf die österreichische Abfallstatistik aus. Jährlich kommen in Österreich laut Statusbericht des Bundesministeriums für Klimaschutz und Umwelt über 300.000 Tonnen Abfall aus Plastikverpackungen zusammen, von denen rund ein Drittel recycelt wird. Zusätzlich fallen pro Jahr beinahe 280.000 Tonnen Glas an, Tendenz steigend. In Osttirol wurden im Jahr 2020 über 1.600 Tonnen Leichtverpackungen entsorgt, aus denen die Firma Rossbacher rund 100 Tonnen PET-Flaschen heraussortiert und an Recyclingbetriebe weitergegeben hat, wie Laura Kumpf vom Abfallwirtschaftsverband Osttirol (AWVO) mitteilt. Zusätzlich fielen 2020 in Osttirol über 1.700 Tonnen Glasflaschen an.
Die Firma Rossbacher sortiert unter anderem PET-Flaschen aus dem Plastikmüll aus. Dann können sie recycelt werden. Foto: Dolomitenstadt/ Wagner
Dabei würden viele ÖsterreicherInnen gerne Mehrwegflaschen kaufen, die wieder befüllt und erneut verwendet werden können, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Greenpeace zeigt. Die Marktforschungsagentur Marketagent befragte 500 Personen zwischen 14 und 75 Jahren, von welchen 91 Prozent angaben, dass sie Mehrwegflaschen kaufen würden, sobald diese vermehrt im Handel angeboten werden. Außerdem sprachen sich 87 Prozent der Befragten dafür aus, dass der Großteil der Getränke in Österreich in Zukunft in wiederverwendbaren Mehrwegflaschen abgefüllt ist. Ebenfalls 87 Prozent würden die Einführung eines Pfandsystems für alle Getränkeflaschen und Dosen befürworten. Anlässlich der Veröffentlichung der Umfrageergebnisse forderte Greenpeace ein „ambitioniertes Abfallwirtschaftsgesetz“ zur Müllreduktion und die Umsetzung eines österreichweiten Pfandsystems sowie Mehrwegquoten für Getränkeflaschen. Im heute veröffentlichten Entwurf der Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes sind erstmalig Mehrwegquoten für Supermärkte und Diskonter vorgesehen. Ab 2024 sollen beispielsweise 10 Prozent der angebotenen Milch, Säfte und Limonaden sowie 60 Prozent des Bierangebotes in Mehrwegflaschen abgefüllt sein. Greenpeace begrüßt die Entwicklung, kritisiert jedoch, dass die vorgesehen Quoten wenig ambitioniert und zu niedrig seien. Bundesminsterin Leonore Gewessler kündigte außerdem Pilotprojekte zu einem Pfandsystem an. Beim Abfallwirtschaftsverband Osttirol sieht man die Umsetzung eines Pfandsystems und Mehrwegquoten ebenfalls positiv: „Aus Sicht des AWVO ist jeder Beitrag, der zur Abfallvermeidung beiträgt, ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Laura Kumpf. Sie fügt hinzu, dass regelmäßige Fehlwürfe eine Wiederverwertung von Verpackungsstoffen erschweren. Landen beispielsweise Mehrweg- oder Pfandflaschen in „normalen“ Plastik- oder Glascontainern so werden diese zwar recycelt, können jedoch nicht mehr als Mehrwegflaschen wiederverwendet werden. Noch tragischer ist es, wenn Plastik, Glas, Metall und Papier im Restmüll landen. „Verpackungsstoffe, die über den Restmüll entsorgt werden, sind gänzlich als Wertstoff verloren und können somit weder einem Mehrwegsystem zugeführt werden – im Fall der PET-Flaschen und Glasflaschen –, noch können sie recycelt werden“, macht Kumpf auf das Problem aufmerksam. Es sei leider auch nicht möglich, die Wertstoffe nachträglich auszusortieren. Pro Jahr gehen so 830 Tonnen Rohstoff in Osttirol verloren.
Müll, der in der Natur landet, kann genauso wenig recycelt werden wie Fehlwürfe im Restmüll. Foto: Saskia Dalpra
Einige österreichische Handelsverbände sehen vor allem ein Einweg-Pfandsystem skeptisch und die WKÖ sprach sich im Februar für eine „Diskussion über [die] beste Lösung ohne Scheuklappen“ aus. Plastikflaschen seien nicht schuld an wachsenden Müllbergen und ein Pfandsystem und damit einhergehende Kosten würden kleine Geschäfte und Nahversorger gefährden. Die WKÖ spricht sich deshalb für den Aufbau eines funktionierenden und leistungsfähigen Sammel- sowie Recyclingsystems in Österreich aus – ohne Pfand. Vermehrt auf Pfand setzt hingegen bereits LIDL Österreich. Im vergangenen Jänner wurde ein Pfandautomat präsentiert, der PET-Flaschen und Dosen zurücknimmt. Getränke in Glas-Mehrwegflaschen tauchen langsam, aber sicher wieder vermehrt in den Regalen bekannter Supermarktketten auf. Neben Bier und Mineralwasser gibt es auch Säfte, Milch und Kakao in wiederverwendbaren Flaschen zu kaufen. Ungeachtet der verschiedenen Standpunkte muss sich Österreich wohl oder übel mit der Sammlung von Einweg-Plastikflaschen beschäftigen, denn die von der EU erlassene „Single Use Plastic“ Richtlinie schreibt den Mitgliedsstaaten vor, dass sie bis 2029 zumindest 90 Prozent der PET-Flaschen für Recycling getrennt sammeln müssen. Österreich sammelt momentan 70 Prozent der Plastikflaschen auf diese Weise.

Ein Posting

Osttirol
vor 3 Jahren

Ich wäre für Pfandflaschen und Mehrwegflaschen in der ganzen EU 😖😖

 
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