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Marketing statt Artenschutz? Bienen retten, aber richtig!

Immer noch denken viele Leute beim Insektenschutz an die Honigbiene.

Spätestens seit dem Doku-Blockbuster „More than Honey“ löst die Biene in Stadt und Land ökologische Emotionen und Schutzinstinkte aus, die nicht immer nachhaltig und immer öfter vor allem werblich motiviert sind. Bestes Beispiel ist eine aktuelle Marketingaktion der ÖBB, die am 20. Mai, dem Tag der Biene, tatsächlich den Innsbrucker Hauptbahnhof in „Biensbruck Hauptbahnhof“ umtaufen, künftig entlang der Bahnstrecken „Schienenbienen“ züchten und so einen speziellen „Schienenhonig“ gewinnen möchten, den die Fahrgäste im Railjet auch angeboten bekommen.

Artenschutz oder Marketinggag? Am Tag der Biene stehen die Honiglieferanten wieder einmal im Mittelpunkt zahlreicher Aktivitäten. Foto: Gasser/OEBB

Zumindest auf jenem Wiesenstück in Lienz, das zwischen dem Bahndamm und dem Radweg in die Peggetz liegt, dürfte die ökologische Rechnung der ÖBB in nächster Zukunft eher nicht aufgehen, hier wurde im November 2020 kurz vor Wintereinbruch von der benachbarten LLA noch schnell 10 Zentimeter hoch Gülle aufgebracht, was die Biodiversität und Bienentauglichkeit der ursprünglich recht wilden Wiese deutlich schmälern dürfte. „Eine exzessive Gülledüngung ist auf artenreichen Wiesen aus naturkundefachlicher Sicht zweifelsohne kritisch zu sehen“, vermerkt dazu recht diplomatisch Biologe Oliver Stöhr von der NAGO.

Das Bahnmarketing ist mit der Bienenoffensive in guter Gesellschaft. Man erinnere sich an die plakative Aufstellung von Bienenstöcken durch die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik, Grün-Gemeinderätin Gerlinde Kieberl und das Management der Raiffeisen Genossenschaft. Auch diese Aktion wurde von Biologen kritisch beurteilt. Kümmert sich eigentlich derzeit jemand um diese Bienen? Ein paar Bienenstöcke allein machen nämlich noch keinen Sommer. ImkerInnen-Kurse boomen und die Bienenhaltung für jedermann wird zum Lifestyle in Stadt und Land, was nicht ganz unproblematisch ist, wie ein Artikel der RiffReporter erhellt. Lesenswert am Tag der Biene!

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

2 Postings

iseline
vor 3 Jahren

Wenn man den Insektenschutz sinnvollerweise nicht rein auf den Bienenschutz beschränkt, wäre ein glyphosatfreier Bezirk natürlich wesentlich wirksamer. Für Kleingärnter und für die öffentliche Grünraumbewirtschaftung soll es ja ein Aus geben, aber für die Landwirtschaft ändert sich nichts.

 
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W.Steiner
vor 3 Jahren

Auch die beiden EasyBeeBox-Erfinder legen Wert auf die Tiergesundheit so wie ich das rauslesen kann, auch habe ich Varroabekämpfungsmittel gesehen, die darauf hindeuten. Auch wenn es sicherlich nicht die "natürlichste" Art zu Imkern ist weil die Nähe zu den Tieren fehlt, so müssen die "klassischen" Imker keine Panik haben. Klar liegt die Verantwortung beim Tierhalter und er hat sich darum zu kümmern - das ist bei jedem Kaninchen so. Ich möchte noch auf eine ganz andere Bienenhaltung hinweisen, die wesensgemäß und natürlich ist und bei der auch alle Pflegemaßnahmen für die Tiergesundheit eingehalten werden können: www.bienenkiste.de - das ist eine Weiterentwicklung des Krainer Bauernstocks aus unserem südlichen Nachbarland. Anschauungsmaterial in der Praxis gibt es auch in Osttirol ;-)

 
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