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Zurück zur Normalität in den Schulen?

Es sieht so aus als wäre das Schlimmste überstanden. Wenn auch anders als geplant.

Am Montag, dem 17. Mai 2021, wurde als wichtiger Schritt zur langsamen Öffnung des Landes nach mehr als einem halben Jahr wieder der reguläre Schulbetrieb aufgenommen. Für die gesamte Zeit des „Lockdowns“, seit Ende des letzten Jahres, galt an Schulen in ganz Österreich eine Ausnahmesituation. Schritte zur langsamen Rückkehr zur viel begehrten Normalität erfolgten in Etappen, vom anfänglichen digitalen Fernunterricht, zum sogenannten „Schichtbetrieb“ und schließlich zur Wiederaufnahme des „gewöhnlichen“ Schulalltags, was bedeutet, dass wieder alle Schüler beim Unterricht „live und in Farbe“ anwesend sein können. Diese langersehnte Wiedervereinigung löste bei den meisten Schülern schon eine gewisse Euphorie aus, zumal man mit manchen Klassenkameraden monatelang nur sporadisch bzw. gar keinen Kontakt hatte. Natürlich kann der Unterricht an den Schulen zu diesem Zeitpunkt noch nicht komplett „wie vor der Pandemie“ aufgenommen werden, strenge Regeln zur Minimierung der Chance einer Infektion bleiben nach wie vor bestehen. Dazu zählen beispielsweise die Pflicht für alle Schüler und Lehrpersonen, während des gesamten Schulaufenthalts eine FFP-2-Maske zu tragen und sich in regelmäßigen Abständen negativ gegen SARS-CoV-2 zu testen. Von „Normalität“ ist das also noch ein ganzes Stück entfernt, trotzdem vermittelt es ein klein wenig Hoffnung darauf, dass sich die Dinge im Allgemeinen zum Besseren entwickeln.
Daumen hoch! Die Schülerinnen und Schüler haben ein Stück Alltag zurück. Von „Normalität“ kann aber noch nicht die Rede sein. Foto: Peter Senfter
Die Freude über diesen großen Schritt, der am Montag erfolgte, war wenig überraschend sehr groß, vor allem aufseiten der Schüler. Die ersten Unterrichtsstunden in der neuen Vollbesetzung verliefen daher eher chaotisch, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass Schüler auf einmal seit Langem wieder Banknachbarn hatten. Der Enthusiasmus wieder in die Schule zu gehen und ein wichtiges Stück Alltag zurückzuerlangen war bei den meisten Beteiligten riesig – wenn auch nicht annähernd so wie damals. Ununterbrochenes Tragen einer Maske und Abstandhalten (so gut wie möglich) prägen den aktuellen Schulalltag wie sonst kaum etwas. Die Realität ist nämlich, dass trotz momentan sinkender Fallzahlen das Risiko einer Infektion – vor allem unter noch ungeimpften Kindern und Jugendlichen – nicht aus der Welt ist. Viele Schüler berichten, dass es sich nach Monaten der Isolation und des Minimalbetriebs an den Schulen, bedrängend, fast schon „falsch“ anfühlt, in einem abgeschlossenen, vollen Klassenraum mit bis zu 30 Menschen stundenlang zu sitzen. Als direkte Folge dessen hält sich die überwiegende Mehrheit gern und gründlich an die vorgeschriebenen Maßnahmen, denn mittlerweile ist fast jedem Schüler und jedem Lehrer klar, dass mit Covid-19 nicht zu spaßen ist. Alles in allem sind dies Voraussetzungen, mit denen eine schrittweise Wiederaufnahme des „normalen“ Schulbetriebes möglich sein kann. Ein erneuter Lockdown in der näheren Zukunft scheint zum jetzigen Zeitpunkt auch sehr unwahrscheinlich, zumal immer mehr Menschen eine Impfung gegen Covid-19 erhalten, was Grund zum Optimismus gibt, dass sich das Leben eines Tages doch wieder normalisiert. Während der Zeit, die hinter uns liegt, haben alle von uns – Jung und Alt – Erfahrungen gemacht, manche davon gut, manche weniger. Für Schüler in ganz Österreich waren die vergangenen Monate vermutlich die forderndsten seit Beginn der Krise. Das Maß an Selbstorganisation, Willenskraft und Durchhaltevermögen, die einem jeden Schüler abverlangt wurden, waren einem solchen teils kaum noch ohne Bedenken zumutbar. Diese – vor allem für Kinder und Jugendliche – schwierige Zeit wird auf längere Sicht in Vielen ohne Zweifel Schäden hinterlassen. Nachdem es also so aussieht, als wäre das Schlimmste überstanden, war es auch höchste Zeit diesen bedeutenden Schritt zu machen und Schüler ein wenig zu entlasten. Auch dies stellt sich allerdings anders als geplant heraus, denn der Leistungsdruck für Schüler wird vielmals eher erhöht als vermindert. Aufgrund der Reduzierung der Anzahl an Klausuren, welche in diesem Semester stattfinden und der allgemein veränderten Leistungsbeurteilung, wollen viele Lehrer die Leistungen der Schüler anders feststellen: durch mehr Prüfungen. So ist es für einen Oberstufenschüler einer AHS beispielsweise nicht unüblich, täglich mindestens in einem Fach geprüft zu werden – nicht selten sogar in mehreren. Dies entspricht einem Maß an Leistungsdruck, das so weder „normal“, noch vorgesehen ist. Es scheint, als wäre die Koordination bei Lehrern mangelhaft, was eine gute und ausgewogene Leistungsbeurteilung angeht. Wenn man es jedoch schafft, die schwierigen Umstände auszublenden, dann sticht vor allem eines hervor: Die Freude, wieder zur Schule zu gehen.
Lorenz Haselsteiner besucht die 6. Klasse des BG/BRG Lienz und leitet die Redaktion der Schülerzeitung des Gymnasiums.

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