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Zwischen türkisen Seen und saftig grünen Almwiesen…

…wandert man bei einer Überschreitung des Regensteins in den Villgrater Bergen.

„Hobs Lust auf a Bergtour von Hopfgortn über Regnstein ins Winkltal?“ – „Gern, owa wie tatma sem mit die Autos am bestn? Konn uns oans noch Hopfgortn bringen? Und donn muss uns jo a wieder jemand im Winkltol holn…“ Begeisterte Wanderer kennen sie sicher, die Diskussionen, wie man eine Bergtour anfahrts- und autotechnisch am besten plant, welche Forstwege man mit dem Privat-PKW bis wohin befahren darf und wo man am besten parkt, ohne dass man dem Förster im Weg steht. Außerdem das große Manko: Wer mit dem Auto anreist, kehrt im besten Fall auch wieder dorthin zurück, das heißt bei den Tourenplanungen geht sich maximal eine Rundwanderung aus, wenn man nicht denselben Weg hin- und zurückmarschieren möchte. Wer eine Überschreitung plant, muss da schon komplexere Überlegungen anstellen. Oder setzt sich einfach bequem in den Bus, tätigt zwei Anrufe bei Ruftaxi und Wanderbus und macht sich für den restlichen Tag keine Gedanken mehr darüber, ob nicht schon das Weidevieh Gefallen am eigenen PKW gefunden hat oder wie weit der Fußmarsch am Ende des Tages dorthin zurück wieder sein wird. Aus diesem Grund haben wir uns für unseren VVT-Freizeittipp dieses Mal für eine Wandertour mit Überschreitung – und wohl eine der schönsten Überschreitungen überhaupt entschieden. Mit Bus und Ruftaxi ging´s für uns vom Bahnhof in Lienz nach Hopfgarten und zur Bloshütte, dann weiter über den Geigensee, den Regenstein und das Villgrater Joch bis ins Winkeltal und von dort wieder mit den Öffis zurück nach Lienz. Wie das geht? Die Erklärung gibt´s hier:
Um halb sieben in der Früh sind wir nicht die Einzigen, die zu einer Wanderung ins Iseltal starten.
Pünktlich um halb sieben stehen meine beiden Wanderbegleiter Leonie und Michi am Busbahnhof in Lienz in den ersten Sonnenstrahlen Habt-Acht (oder eben: Habt-Halbsieben). Wir blicken alle drei noch etwas verschlafen drein, doch das ist egal, heute muss ja keiner von uns ein Fahrzeug lenken. Wir sind nicht die Einzigen, die in den Regionalbus 951 in Richtung Prägraten um zwanzig vor Sieben einsteigen, zwei Gruppen vom Nationalpark und einige andere Wanderer sind auch mit dabei. Kein Wunder, hat man doch an der Bushaltestelle in Huben die Möglichkeit, in alle Iseltaler Nebentäler weiterzufahren: nach Kals, nach Prägraten oder eben ins Defereggental, wie wir es vorhaben.
Der Regionalbus 635 bringt Leonie, Michi und mich nach Hopfgarten, von wo aus es mit dem Ruftaxi weiter zur Bloshütte geht.
Der Bus Nummer 953 bringt uns über die Deferegger Klamm hinauf nach Hopfgarten, wo wir bei der Haltestelle „Zwenewaldbrücke“ aussteigen. Insgesamt dauerte die Fahrt etwas länger als eine halbe Stunde, ausreichend Zeit, um noch ein Morgennickerchen zu halten, aber vernachlässigbar länger, als wir mit dem Auto gebraucht hätten. Wie vorbestellt biegt um kurz vor halb Acht der silberne VW des Ruftaxis um die Kurve und nimmt uns bei der Zwenewaldbrücke, die sich etwa 30 Meter entfernt von der Bushaltestelle befindet, mit auf die Bloshütte.
30 Meter entfernt von der Bushaltestelle fährt das Wandertaxi los...
...und bringt uns auf die Bloshütte...
...wo wir von der Hüttenwirtin Sibylle Daxerer empfangen werden.
Dort werden wir herzlich von der Hüttenwirtin Sibylle Daxerer empfangen und inmitten frischgemähter Almwiesen genießen wir unseren zweiten Frühstückskaffee. Dann heißt es Rucksäcke schultern und wir starten koffeingestärkt in Richtung Geigensee. Ein kurzes Stück gehen wir von der Bloshütte den Fahrweg, den wir mit dem Taxi heraufgefahren sind, noch zurück, bis kurz darauf der markierte „Fenstersteig“ abzweigt. Dieser führt uns dann entlang des Glauritbaches hinauf zum Geigensee.
Blühende Almrosen säumen unseren Weg nach oben.
Entlang des Weges laden immer wieder gemütliche Bänke mit Aussicht auf die Deferegger Bergwelt zum Rasten und Verweilen ein, links und rechts des Steiges stehen die Almrosen in voller Blüte und der Glauritbach stürzt als Wasserfall über Steilstufen hinab.
Das letzte Stück führt über felsiges Gelände hinauf...
...bevor man den Geigensee erreicht.
Mutige Wanderer wagen den Sprung ins kühle Nass.
Kurz unterhalb unseres ersten Etappenziels steigen wir über felsiges Gelände auf, bis sich dann der Geigensee türkis schimmernd in seiner vollen Pracht vor uns präsentiert. Wir verweilen eine Zeit lang bei der Geigenseehütte, die müde Wanderer auch zum Übernachten einlädt. Zwischen sechs und acht Übernachtungsgäste finden in dem kleinen Hüttchen Platz, in dem es außer zwei Stockbetten und einem kleinen Matratzenlager außerdem eine voll ausgestattete Küche mit Gasherd, Fertigsuppen, Tee und Kaffee gibt – ungeplante Übernachtungen lassen sich hier gemütlich überstehen. Im Vertrauen darauf, dass Bergfreunde genügend Eigenverantwortung besitzen, die Hütte wieder so zu verlassen, wie sie vorgefunden wurde, hängt der Schlüssel neben der Hüttentür.
Die Geigenseehütte lädt zum Rasten - und zum Übernachten ein.
Mutige und kälteunempfindliche Wanderer wagen den Sprung in das kühle Nass des Geigensees: „Das gibt mindestens 10 Lebensjahre dazu“, meint Michi, der laut eigenen Berechnungen und vielen Sprüngen in das kühle Nass unterschiedlicher Bergseen inzwischen um die 200 Jahre alt werden müsste. Sonnengenießer können statt des Wassers die kleine Pritsche in Beschlag nehmen und dort ohne weiteres einen ganzen Tag verbringen. Wir haben allerdings andere Pläne und machen uns weiter auf den Weg in Richtung Regenstein. Etwa 500 Höhenmeter liegen zwischen dem See und dem fast 2900 Meter hohen Gipfel. Der Pfad führt gut markiert auf der Nordostflanke des Berges über zum Teil recht schottriges und felsiges Gelände hinauf, dafür wird man auf dem Weg dorthin mit einem wunderschönen Ausblick auf den Geigensee belohnt, der erahnen lässt, wie der See zu seinem Namen kam.
Aus dieser Perspektive erahnt man, wie der Geigensee zu seinem Namen kam.
Am Gipfelkreuz angekommen offenbart sich ein atemberaubender Rundumblick auf die Villgrater Berge, die Lienzer Dolomiten, die Schobergruppe, den Großglockner, die Venedigergruppe mitsamt Großvenediger und noch viele mehr. Nach einer angenehmen Rast am Gipfel folgen wir dem Wegweiser „Villgrater Joch“ hinab in Richtung Winkeltal. Laut der Beschreibung des Alpenvereines sind es von dort 2,5 Stunden bis zur Volkzeinerhütte im Winkeltal, wo uns der Wanderbus erwarten wird. Doch schon nach den ersten 50 Höhenmetern wird schnell klar – 2,5 Stunden sind knapp bemessen. Der markierte Steig führt steil über loses Geröll hinab, ist teilweise mit einem Seil versichert und kann nur einzeln und nicht hintereinander begangen werden. Trittsicherheit und ein gewisses Maß an Schwindelfreiheit sind Voraussetzung, nicht umsonst steht am Wegweiser „Für Geübte“. Trotzdem lohnt sich der Abstieg auf dieser Seite des Gipfels. Nach den eher steilen Passagen führt der Weg den Grat entlang, man erhascht einen Blick auf den Pumpersee von oben und passiert die Kugelspitze etwas unterhalb des Gipfels, bevor es weiter hinaus zum Villgrater Joch geht.
Steinig und felsig ist das Gelände, über das man auf der Nordwestseite des Gipfels in das Winkeltal absteigt.
Übrigens: Wer die Tour abkürzen möchte, erreicht das Winkeltal von der Bloshütte aus über das Villgrater Joch in gut fünf Stunden, verriet uns die Hüttenwirtin Sibylle Daxerer vor unserem Start. Außerdem gibt es auch vom Regenstein aus die Möglichkeit, südseitig in das Winkeltal abzusteigen, hier ist der Steig etwas weniger anspruchsvoll angelegt. Ab dem Villgrater Joch schlängelt sich unser Steig über Almwiesen talwärts, bevor er noch einmal einlenkt und relativ flach und ausdauernd westwärts in das Winkeltal hineinführt. An dieser Stelle heißt es nicht verzagen und eventuell etwas weniger Zeit am Geigensee sowie auf dem Regenstein einzuplanen, sodass man stattdessen ausreichend Zeit für den Abstieg hat und das Winkeltal mit seinen weiten saftig grünen Almwiesen, die oft bis auf die Berggipfel hinaufreichen, in vollen Zügen genießen kann und vielleicht auch noch einmal eine Pause bei einem der vielen Tümpel einlegt, die einem auf dem Weg ins Tal begegnen.
Mit blühenden Almwiesen empfängt uns der Talboden im Winkeltal.
„Wir sind im Paradies gelandet“, sind wir uns alle drei einig, als wir nach straffen 2,5 Stunden Gehzeit unter uns die Volkzeinerhütte erblicken und inmitten einer blühenden Sommerwiese kurz verweilen. Hungrige Wanderer können noch in die bewirtschaftete Hütte einkehren und dort Osttiroler Spezialitäten genießen, wir entscheiden uns dafür, unsere müden Füße im Winkeltalbach zu erfrischen. Um 16:50 steigen wir schließlich in den Herz-Ass-Wanderbus, den man im Idealfall einen Tag davor oder für Fahrten am Nachmittag am selben Tag am Vormittag kontaktiert. Anders als ein Ruftaxi hat der Wanderbus einen fixen Fahrplan, fährt aber nur bei Bedarf. Der Fahrplan ist so getaktet, dass man mit dem Taxi von der Volkzeinerhütte bis nach Außervillgraten zur Haltestelle Abzweigung Winkeltal fahren kann und dort direkt den Anschluss an den Regionalbus 699 nach Sillian erreicht.
Von Sillian aus erreicht man Lienz zu jeder halben Stunde mit dem Zug oder Bus - oder Innsbruck mit dem Direktbus über Südtirol.
Von dort kommt man je nach Belieben zu jeder halben Stunde entweder mit dem Zug oder Bus zurück nach Lienz oder sogar – wie in unserem Fall Michi – mit dem Direktbus über Südtirol nach Innsbruck. Die Wartezeit auf den Direktbus überbrücken wir in einem Café am Sillianer Marktplatz direkt bei der Bushaltestelle und lassen mit einem wohlverdienten Eis den Tag Revue passieren.
Infos: Anfahrt:  06:40 Uhr Bahnhof Lienz – Regionalbus 951 in Richtung Prägraten a. G. bis Huben 07:04 Uhr Ankunft Huben – Umstieg Regionalbus 953 in Richtung St. Jakob i. D. 07:17 Uhr Ankunft Hopfgarten Zwenewaldbrücke 07:30 Uhr Ruftaxi Blaßnig (vorbestellen!) von der Zwenewaldbrücke zur Bloshütte (ca. 30 min) Rückfahrt: 16:50 Uhr Herz-Ass-Wandertaxi (vorbestellen!) von der Volkzeinerhütte (Winkeltal) nach Außervillgraten 17:15 Uhr Außervillgraten/Abzw. Winkeltal – Umstieg in Regionalbus 966 bis Sillian Bahnhof 17:30 Uhr Umstieg in den Zug S2 in Richtung Lienz 18:09 Uhr Ankunft Bahnhof Lienz Alle Angaben ohne Gewähr und laut aktuellem Fahrplan (23. Juli 2021).
Anna Maria Huber unterrichtet an der International School in Innsbruck und schreibt nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

Ein Posting

Huettenwirt
vor 3 Jahren

Danke für den Wandertipp. Auch andere Touren sind mit der Kombination von Bus und Ruftaxi empfehlenswert. Ich selbst habe das schon mit Begeisterung ausprobiert. So kann man Touren machen, die unvergesslich bleiben.

 
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