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Schweinehaltung: Bis 2032 keine Vollspaltenböden mehr

AMA setzt Maßnahmen für tiergerechte Schweinemast. Kritik: Der Großteil bleibt freiwillig.

„Wenn ich Fleisch kaufe, dann nur mit AMA-Gütesiegel oder direkt vom Bauern“, hört man gerne von verantwortungsbewussten Konsumenten, wenn sie das Gefühl haben, sie müssten ihren Fleischkonsum - aus welchen Gründen auch immer - rechtfertigen. Nun steht das rot-weiß-rote Siegel, das verlässliche Auskunft über die Herkunft, hohe Qualität und unabhängige Kontrollen verspricht, wieder einmal in der Kritik. Und das obwohl das Ansinnen grundsätzlich kein schlechtes wäre: Ziel ist es, die Ansprüche des AMA-Gütesiegels bei der Schweinehaltung zu erhöhen. Vertreter der Landwirtschaft, der Schlacht- und Zerlegebetriebe sowie des Lebensmittelhandels tagten und legten einen Plan vor, mit welchem die Ziele stufenweise bis 2032 erreicht werden sollen. Jenes Ziel, das am meisten ins Auge sticht: „Endgültiges Aus für Vollspaltenböden im AMA-Gütesiegel bis Ende 2032.“ Schon lange stehen die Vollspaltenböden, meist aus Beton, ohne Einstreu und Auslauf, in der Kritik – und das nicht nur bei Tierschutzorganisationen. Gesundheitsminister Mückstein, der auch als Tierschutz- und Konsumentenschutzminister fungiert, hatte sich Anfang Mai gegen Vollspaltenböden ausgesprochen. Das jüngste Tierschutzvolksbegehren dazu habe er unterschrieben. Wie man auf der Plattform des Verbandes „Land schafft Leben“ erfährt, bedeutet ein Vollspaltenboden für den Landwirt weniger Arbeit – die Tiere treten ihre eigenen Exkremente durch die Spalten, man erspart sich das Ausmisten. Im Gegenzug haben die Schweine keinerlei Möglichkeiten ihre natürlichen Verhaltensweisen – wie zum Beispiel das Wühlen – auszuleben.
Gemeinsam mit dem AMA-Gütesiegel lachen gerne glückliche Schweine von den Fleischverpackungen. Foto: unsplash/Piwnicki
Die Realität sieht allerdings meist so aus: Konventionelles Mästen auf Vollspaltenböden. Foto: Land schafft Leben
      Laut dem neuen AMA-Masterplan sollen die Schweine außerdem bis zu doppelt soviel Platz bekommen wie bisher, zusätzlich ist eine eingestreute Liegefläche vorgeschrieben. Was zunächst nach Bilderbuchbauernhof und glücklichen Tieren klingt, bekommt sofort einen Dämpfer: Ein großer Teil der entwickelten Ziele basiert auf freiwilliger Basis.

Europäischer Mindeststandard

Österreich bewegt sich bei der Schweinehaltung derzeit am europäischen Mindeststandard. 97,2 Prozent der Schweine werden konventionell gehalten, 80 Prozent davon auf Vollspaltenböden. „Ohne Verbot können die Landwirte auch nach 2032 noch weitermachen wie bisher“, schreibt die Direktorin der NGO Vier Pfoten, Eva Rosenberg, in einem Gastkommentar in der Wochenzeitung „Falter“. Ohnehin würden nur 40 Prozent der Schweinebetriebe in Österreich das AMA-Gütesiegel tragen. Die nun beschlossenen Maßnahmen wertet Rosenberg als „ersten Zwergenschritt“. Ähnlich sieht das auch Hannes Royer, Obmann des Verbandes „Land schafft Leben“: „Dass sich die Schweinebranche bewegt, ist positiv zu bewerten. Doch dass die Maßnahmen für mehr Tierwohl nicht umfassender und verbindlicher ausfallen, ist schade. Der Vorschlag entspricht weder den hohen Erwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten, noch wird er den immer lauteren Forderungen unserer Gesellschaft nach mehr Tierwohl gerecht.“ Auch für Landwirt:innen gebe der Masterplan keine klare Richtung vor, so Royer, der selbst Landwirt ist. Landwirtschaftsministerin Köstinger zeigt sich hingegen zufrieden mit der gefundenen Lösung, dabei reagiert sogar der Verband Österreichischer Schweinebauern eher verhalten auf den Richtungsbeschluss: Er gebe einen Weg in eine Zukunft mit mehr Tierwohl vor.

Gentechnisch verändertes Futtermittel

Des Weiteren soll bis 2030 der Import von Übersee-Soja, das als Eiweißfuttermittel zum Einsatz kommt, auf die Hälfte reduziert werden. Erklärtes Ziel hier: Eine neunzigprozentige Selbstversorgung mit Eiweißfuttermitteln in allen Tierkategorien zu erreichen. Im Jahr 2018 hatte eine Überprüfung des importierten Futtermittels für Schweine ergeben, das 90 Prozent des darin enthaltenen Sojas aus gentechnisch veränderten Sojabohnen besteht. Auch dafür steht das rot-weiß-rote Gütesiegel seit längerem in der Kritik. Der Weg zu glücklichen Schweinen auf der grünen Wiese, wie sie oft auf Fleischverpackungen unter dem AMA-Gütesiegel herausleuchten ist also noch ein weiter, doch immerhin ist ein erster Schritt gesetzt. Und bis dahin liegt die Verantwortung weiterhin bei den Konsument:innen, zu welchen die Lebensmittelkonzerne ohnehin gern den Ball spielen, wenn es um preisliche Gestaltung, Qualitätsmerkmale und Regionalität geht.
Anna Maria Huber unterrichtet an der International School in Innsbruck und schreibt nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

11 Postings

thomas10
vor 3 Jahren

vielen dank dass alle postings veröffentlicht werden

 
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    chiller336
    vor 3 Jahren

    du bist nicht alleine

     
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so ist es vielleicht
vor 3 Jahren

Es muss sich was ändern, auch wenn gerade die ÖVP vieles noch blockiert! Aber es geht nicht nur mehr nur um den Profit und um einen Billigstpreis!!!

Auch wenn es noch ein kleiner Schritt ist, es ist der erste Schritt! Und dann kommt oft viel schneller als man glaubt der zweite, der dritte usw. ...

Es geht dann oft sehr schnell, wenn immer mehr bemerken, dass es der richtige Weg ist! Es muss Qualität etwas wert sein, und DAS muss ein Siegel auch tatsächlich darstellen. Das AMA-Siegel ist wohl schon verbraucht, da leider durch zu viele Gesetzeslücken mißbraucht, man vertraut darauf einfach nicht mehr!

Es liegt am Gesetzgeber, endlich Richtlinien zu schaffen, die man nicht wieder umschiffen kann! Glasklar und ohne Ausnahmen, und....vorallem Europaweit und irgendwann Weltweit.

Wir brauchen kein Soja von irgendwo, das Gen-manipuliert und auf ehem. Regenwaldböden hochgezogen wird. Es muss wieder alles normaler werden, bescheidener und tier- bzw. umweltfreundlicher!

Sonst wird unsere Erde die Grenzen aufzeigen, dann halt endgültig und irreparabel, vorallem für den Menschen! Wollen wir das? Hoffentlich nicht!!!! 🌎😊

 
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chiller336
vor 3 Jahren

jaja das ausmisten is zuviel arbeit ..... es dreht sich wiederum alles nur ums geld - DAS ist schäbig .... schämts ihr euch nicht ihr bauern? dass der grossteil von euch euren tieren sowas antut? und dazu eine landwirtschaftsministerin, die nciht in der lage ist eine grenze zu ziehen ..... shame on YOU

 
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lienz12
vor 3 Jahren

Im Bereich Tierschutz fällt mir ganz sicher auch als Erstes de Boden ein der verbesserungswürdig ist. 🙄

 
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wolfgangwien
vor 3 Jahren

Frau Minister Köstinger ist in Österreich ein sicherer Garant dafür, dass in der Landwirtschaft und der Ökologie sicher nichts weitergeht. Die Bauern werden es ihr danken!!

 
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isnitwahr
vor 3 Jahren

Es geht immer nur ums Geld, wie es einem Mitgeschöpf dabei geht, ist sch... genau egal, das wird uns allen noch auf den Kopf fallen. Das AMA Gütesiegel ist eine Farce, seltene Kontrollen und auch die noch angekündigt, Toleranz von Vollspaltenböden, Bodenhaltungseier, Tiertransporte über 1000e von km und und und. Das allerschlimmste ist die Frau Ministerin Köstinger, unfähig, selbstgefällig und hoffentlich verschwindet sie nach der nächsten Wahl in der Versenkung. Sie soll doch bitte ein paar Tage in so einem tollen Schweinestall mit Vollspaltenboden verbringen. Manchmal wünsche ich mir, dass die Menschen, die sowas tun, zulassen und tolerieren unter genau diesen Bedingungen leben müssten, angefangen von den Bauern, über die Konsumenten bis hin zur Politik.

 
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manchmalgottseidankexilosttiroler
vor 3 Jahren

Ziemlich lächerlich, wenn man sich dann hinstellt und behauptet, der Wolf sei grausam.

 
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    isnitwahr
    vor 3 Jahren

    Bingo!

     
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    thomas10
    vor 3 Jahren

    wichtig ist, alles über einen kamm zu scheren 👍

     
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    unholdenbank
    vor 3 Jahren

    Ja, die Bestie ist der Mensch, nicht der Wolf !

     
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