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Projektpartner aus Italien (links) und Osttirol stellten den Medien ein grenzüberschreitendes Pilgerprojekt mit dem Titel LookUp vor. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Projektpartner aus Italien (links) und Osttirol stellten den Medien ein grenzüberschreitendes Pilgerprojekt mit dem Titel LookUp vor. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Über Berge und Grenzen zu Denkmälern der Spiritualität

Ein touristisches Interreg-Projekt vernetzt „Hoch und Heilig“ mit der „Romea Strata“.

In früheren Zeiten begab man sich auf den Pilgerweg, um eine auferlegte Buße abzuleisten, ein Gelübde zu erfüllen oder die mit dem Ziel der Wanderschaft besonders verbundenen Heiligen um etwas zu bitten. Als einen Akt der „Selbstfindung“, adressiert an die eigene Person, bezeichnet TVB-Obmann Franz Theurl die Wiederentdeckung der Pilgerschaft in den letzten Jahrzehnten. „Ich bin dann mal weg“, hat Hape Kerkeling gesagt, der sich 2001 auf den Jakobsweg machte und dessen Reisebericht zum millionenfach verkauften Bestseller wurde. Vor vier Jahren wurde der Bergpilgerweg „Hoch und Heilig“ als Interreg Projekt des Bildungshauses Osttirol und der Marktgemeinde Innichen in Zusammenarbeit mit dem TVBO ins Leben gerufen. Er führt über rund 190 km in neun Etappen von Lavant über St. Korbinian nach Maria Luggau, von Kartitsch nach Innichen und von dort über Kalkstein, St. Jakob i. D., Obermauern und Kals bis nach Heiligenblut. Das am 2. September in Lienz vorgestellte regions- und länderübergreifende Projekt „LookUp“ vernetzt unter anderem „Hoch und Heilig“ mit „Romea Strata“, einer von Rom bis ins Baltikum führenden Route. Die Stadt Udine und die Schwesterngemeinschaft der Ursulinen SCM, deren Gründerin Angela Merici, wie Schwester Federica Cacciavillani bei der Präsentation betonte, in Desenzano am Gardasee an einem Pilgerweg aufwuchs, wurden als Partner gewonnen.
Die Erhaltung von Kulturgütern dies- und jenseits der Grenze formuliert Bildungshausleiterin Gabriele Lehner als eines der Ziele der Initiative „LookUp“. Foto: Dolomitenstadt/Wagner
Das Projekt will Orte des Glaubens und der Spiritualität als Räume, wo eigene Geschichte, Traditionen und Religiosität neu entdeckt werden, fördern und aufwerten. „Eine grenzüberschreitende sozio-ökonomische Analyse wird unter Einbeziehung der lokalen Gemeinschaften zur Erhaltung der historischen, religiösen und natürlichen Kulturgüter realisiert,“ so Gabriele Lehner, Leiterin des Bildungshauses Osttirol. Das Projekt definiert ein Format von Maßnahmen, das auch von anderen Gebieten wiederholbar ist. Verschiedene Events, Promotion- und Kommunikationsaktivitäten werden zur Erweiterung des bereits bestehenden Netzwerks organisiert. Durch die vorgesehenen Aktionen wird auch ein nachhaltiger, umfassender, für alle zugänglicher Tourismus, der die lokalen Traditionen achtet, gefördert. „Angesichts der Bedeutung, die unsere Gebiete während der Zeit der Pilgerfahrten erhielten, und des Reichtums der damals entstandenen Kultstätten unterstreicht die Idee, eine Verbindung zwischen ihnen zu schaffen, ihre historische, kulturelle und religiöse Rolle und macht sie zu einer touristischen Attraktion, zum Mittel zur Integrierung des touristischen Angebots und Instrument zur Unterstützung des wirtschaftlichen Lebens im Projektgebiet“, erläuterte Erich Blaßnig, Obmann des Vereins Bildungshaus Osttirol, das für die spirituelle Inwertsetzung zuständig ist. Der Weg von Kirche zu Kirche sei aber nicht nur religiös motiviert, sondern auch von kunst- und kulturgeschichtlichem Interesse, beantwortet Franz Theurl die Frage, ob man mit dem Projekt vielleicht auch hoffe, eine spirituelle Massenbewegung vielleicht doch in katholische Bahnen zu lenken. Udine gab anlässlich des Projektes ein Buch zu den mittelalterlichen Freskenfragmenten der säkularisierten Kirche S. Francesco heraus und richtet dazu eine Dauerausstellung ein. Für so manches kunstgeschichtliche Juwel entlang des Pilgerweges Hoch und Heilig verspürt gerade in dieser Hinsicht auch Erich Blaßnig noch Luft nach oben. 2020 buchten für „Hoch und Heilig“ 38 Personen, denen das spirituelle Erlebnis im Durchschnitt 700 Euro wert war, 210 Übernachtungen in den speziell auf die Bedürfnisse der Pilger abgestimmten Unterkünften, was angesichts der damals unsicheren Situation aufgrund der COVID-19 Bestimmungen durchaus Hoffnung auf eine künftige Steigerung zulässt. Buchbar ist der Weg individuell oder über das offizielle Buchungscenter der Trail Angels GmbH, einer Agentur für nachhaltigen Tourismus mit Sitz in Obervellach, die u. a. auch einen Gepäckstransport anbietet.      
Rudolf Ingruber ist Kunsthistoriker und Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt. Für dolomitenstadt.at verfasst er pointierte „Randnotizen“, präsentiert „Meisterwerke“, porträtiert zeitgenössische Kunstschaffende und kuratiert unsere Online-Kunstsammlung.

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