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Der eSport boomt: „Da isst keiner Chips im Keller.“

Der traditionsreiche FC Wacker Innsbruck läuft nun auch virtuell auf das Spielfeld.

Welches WM-Finale wurde von 205 Millionen Zuschauern verfolgt? Sie haben vermutlich falsch geraten. So viele Menschen saßen vor dem Bildschirm, als die beiden besten Teams der Welt im eSport „League of Legends“ aufeinandertrafen. Preisgeld: zwei Millionen Euro. Zum Vergleich: Das Fußball-EM-Finale zwischen Frankreich und Portugal sahen 163 Millionen Menschen, rund 100 Millionen Fans verfolgen alljährlich die Super Bowl. Der eSport, mit League of Legends an der Spitze, hat in den vergangenen Jahren geradezu utopische Ausmaße angenommen. Es ist ein stets wachsender Hype, der nun auch in Tirol angekommen ist. Der traditionsreiche FC Wacker Innsbruck spielt neuerdings nicht nur im Tivoli auf Rasen, sondern hat sich seit Sommer 2020 auch dem eSport verschrieben und die „Wacker Gaming GmbH“ gegründet. Zum Einstieg wurde zunächst nur „FIFA“ gespielt – was für einen Fußballverein naheliegend ist, die Bildschirm-Kicker spielen nach traditionellen Regeln gegen die Fußballmannschaft eines anderen eSportlers. Seit Herbst 2020 steht aber auch das Multiplayer Spiel „League of Legends“ auf dem Spielplan, ein kommunikatives Fantasygame, das in Fünferteams gespielt wird. Die zwei gegnerischen Mannschaften starten auf gegenüberliegenden Seiten eines festen Spielfeldes. Mit komplexen Spielstrategien versucht man die Basis des „Feindes“ zu übernehmen und zu zerstören. Beide Gaming-Teams der Innsbrucker schlagen sich wacker. Während die FIFA- Spieler in der eBundesliga heuer gut abschnitten, hat sich das LOL-Team unter die Top 30 des deutschen Sprachraums gespielt. Was macht eSport für traditionelle Sportvereine attraktiv? „Elektronischer Sport“ ist eine boomende Branche, in der professionelle Videospieler mittlerweile im globalen Maßstab spielen und von Millionen Zusehern dabei beobachtet werden. Das macht die virtuellen Matches auch werblich interessant. Das Interesse an eSport ist in den letzten Jahren exponentiell gewachsen und hat die Aufmerksamkeit von Unternehmen und Sportorganisationen geweckt. Dies spüren auch die regionalen Vereine. Nikolaus Staudacher, der Geschäftsführer des „Spielraums“ in Innsbruck, berichtet: „Wir kriegen laufend Anfragen von Eltern, die sagen: Mein Kind spielt extrem gerne und hat ein Potenzial. Gibt es da irgendwo eine Struktur, wo man ihn gut einbinden kann?“ Der FC Wacker folgt diesem Hype und sieht sich als Anlaufstelle für Menschen, die gerne in einem professionellen Umfeld „LOL“ oder „FIFA“ spielen möchten. Wer es ins Team schafft, bekommt einiges geboten. Felix Kozubek, ein gebürtiger Osttiroler, ist CEO von Wacker Gaming und erklärt: „Die Mitglieder des Wacker Gamings haben Zugang zu Spielcoaches, Fitnesstrainern und Physiotherapeuten. Wir möchten eines Tages dank engagierter Mitglieder und Sponsoren einen sehr guten Unterbau haben, um auch dem Nachwuchs einen optimalen Einstieg als Gamer zu bieten.“ eSport wird oft falsch eingeschätzt Mit Wacker Gaming will der Verein auch Akzeptanz für den eSport schaffen. Gaming ist in vielen Haushalten präsent. Dennoch sind Skepsis und Vorurteile schwer auszuräumen. Kozubek und Staudacher klären auf: „Man muss unterscheiden zwischen Gaming und eSport. Wenn jemand hobbymäßig auf dem Handy spielt, ist das Gaming. Aber wenn es kompetitiv und um einen Titel geht, dann ist das echter Sport. eSportler haben eine Routine, machen Ausgleichstraining und achten auf ihre Ernährung. Für die optimale Umsetzung in einem Spiel ist vor allem die Hand-Augen-Koordination der Spieler entscheidend. eSport ist eine mentale Höchstleistung! Da isst keiner Chips im Keller.“
Felix Kozubek (links) und Nikolaus Staudacher (rechts) im Spielraum Innsbruck. Foto: Dolomitenstadt/Florence Lang
Für Kozubek und Staudacher ist die größte Herausforderung, dass der eSports-Organisation die Basis fehlt, die es in anderen Sportarten schon lange gibt. Junge Spieler müssen sich organisiert regelmäßig und persönlich treffen können. Oft sind Eltern von talentierten Spielern jedoch gegen eine Förderung. Nikolaus Staudacher schildert seine Wunschvorstellung: „Wenn die Kinder ein Talent im Gaming haben, warum sollte man ihnen keine Möglichkeit geben, eine sportliche Karriere zu machen? Es geht auch hier um Teamgeist und Leistung. Igendwann geht eines deiner Kinder in die Musikschule, weil es musizieren will, das andere geht in den Fußballverein und das dritte in den eSport. Je nach Leidenschaft, Lust und Laune.“ Wo können sich junge Spieler zum Gamen treffen? Bereits seit fünf Jahren gibt es den „Spielraum“ in Innsbruck, einen öffentlichen Raum, wo sich Menschen unnabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft zum gemeinsamen Spielen treffen. Das funktioniert auch deshalb gut, weil der „Schiedsrichter“ dieser Spiele auf künstlicher und damit unvoreingenommener Intelligenz basiert. Auch Spieler:innen mit Beeinträchtigungen können sich in der digitalen Welt der Videospiele völlig vorurteilsfrei messen und durchsetzen. Nikolaus Staudacher, Besitzer des Spielraums, erklärt wie Barrierefreiheit funktioniert: „Mit Hilfe angepasster Controller, wie dem Microsoft adaptive Controller, gibt es niemanden, der an den Wettkämpfen im Internet nicht teilnehmen kann. Das ist das coole an eSport. Alle werden gleich behandelt und so entstehen Freundschaften." Wie kann ich mit FIFA oder League of Legends Profi werden? League of Legends muss vor dem Spielen einmalig und gratis aus dem Netz heruntergeladen werden. Danach heißt es üben und sich verbessern. Sucht wer nach einem neuen Team, erfolgt dies meist auf Twitter. Mit dem jeweiligen Team können sich die Spieler Liga für Liga nach oben spielen. Außerdem können Spieler bei einer Kalibrierungsphase teilnehmen und gleich in höhere Ligen eingestuft werden.
Bei dem Spiel „FIFA“ kommt jedes Jahr eine neue Version auf den Markt. Foto: Guglielmo Basile
FIFA veröffentlicht im Gegensatz zu LoL jedes Jahr eine neue Version. Diese Version muss für die Playstation gekauft werden. Um in FIFA-Ligen aufzusteigen, muss der Spieler – bzw. die Spielerin – eine wöchentliche Leistung erbringen, so qualifiziert er oder sie sich für die Weekend- und anschließend für die Elite Liga. Die besten 250 Spieler in der Elite Liga werden zu Turnieren eingeladen, wo sie sich für die Weltmeisterschaft qualifizieren können.

3 Postings

Godmensch
vor 2 Jahren

Die sollen real gscheit Sport sprich Fußball spielen und nicht virtuell. Aber die Menschen werden ja vom System bequem gemacht. Dann kommen wieder Haltungsschäden, Augenleiden, Verhaltensauffälligkeiten usw.

 
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    12345
    vor 2 Jahren

    Klar kann man diese, meiner Meinung nach, ewig gestrige Haltung wie Sie haben. Oder etwa man geht mit der Zeit und regt sich nich über alles auf nur weil es neu ist.

     
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    unholdenbank
    vor 2 Jahren

    Ganz genau! Da werden dann nur die Finger und Hände trainiert. Und @12345: Nicht alles oder bei Weitem das wenigste "Neue" ist gut für die Menschen. Es nützt nur einigen Wenigen (Bezos, Zuckerberg, Mateschitz, Glock und Konsorten)

     
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