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Tirol bereitet Aufnahme ukrainischer Geflüchteter vor

Eine Reaktivierung der Angerburg ist nicht geplant, Aufruf auch an private Unterkunftgeber.

In der Erwartung, dass in den nächsten Tagen und Wochen sehr viele Menschen aus der Ukraine Schutz in der EU suchen werden, will die EU-Kommission das langwierige Asylverfahren für Ukrainer:innen aussetzen. "Geflüchtete aus der Ukraine müssen kein Asylverfahren durchlaufen. Sie erhalten einen vorübergehenden Schutz in der EU für bis zu drei Jahre", verkündete die deutsche Innenministerin Nancy Faeser nach einem Treffen mit ihren EU-Kollegen. Die Entscheidung darüber fällt am Donnerstag, mindestens 15 Länder mit insgesamt 65 Prozent der EU-Bevölkerung müssten dem Beschluss zustimmen. Bisher seien etwa 300.000 ukrainische Staatsbürger:innen vor dem Krieg in die EU geflüchtet, die meisten davon seien bei Verwandten und Freunden untergekommen, nur wenige hätten bisher um Asyl angesucht, berichtet die EU-Innenkommissarin Ylva Johansson.
Seit dem Einmarsch Russlands suchen tausende Ukrainer:innen Schutz in den Nachbarländern. Die meisten davon sind Frauen und Kinder. Foto: Expa/Habljak
In sämtlichen Ländern bereitet man sich auf die Aufnahme vieler flüchtender Personen vor, so auch in Österreich. Die Geflüchteten können noch bevor die EU und der Bund die Verordnung am kommenden Donnerstag beschließen, von jedem Quartiergeber jederzeit – ohne aufwändige Asylverfahren – aufgenommen werden. Gemeinden und Städte haben heute einhellig ihre Bereitschaft erklärt, die Koordination läuft über das Innenministerium und die Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU). In den Bundesbetreuungseinrichtungen werden Asylsuchende in kleinere Quartiere verlegt, um in den großen Häusern Kapazitäten zu schaffen. Mit wie vielen Menschen zu rechnen sei, wisse man nicht, heißt es von Seiten der BBU, man versuche, Platz für so viele wie möglich zu schaffen. Neben der Nutzung und Reaktivierung bestehender Unterkünfte sind in einigen Bundesländern auch die Gemeinden dazu aufgerufen, Wohnungsleerstände zu melden. Zusätzlich schuf die BBU eine Plattform, über welche Privatpersonen Schlafplätze für Geflüchtete aus der Ukraine anbieten können.
Florian Stolz sieht Tirol gut auf die Aufnahme von Geflüchteten vorbereitet: „Wir erleben momentan eine große Solidarität.“ Foto: TSD
In Tirol wird die Aufnahme von Asylsuchenden von den Tiroler Sozialen Diensten koordiniert. Dolomitenstadt.at hat Florian Stolz, Projektmanager bei den TSD, um eine Einschätzung der Lage gebeten: Wie bereitet man sich in Tirol auf die Aufnahme ukrainischer Asylsuchende vor? Unabhängig vom Konflikt zwischen der Ukraine und Russland ist die TSD im Auftrag der Tiroler Landesregierung laufend dabei, die jeweils notwendigen Kapazitäten zur Unterbringung von Flüchtlingen im Rahmen der Grundversorgung zu planen und anzupassen. Dazu gehört auch eine gewisse Vorhaltekapazität um im Ernstfall sehr rasch Menschen aufnehmen zu können. Sollte klarwerden, ob (und wenn ja wie viele und wann) Menschen aus der Ukraine bis nach Österreich flüchten, werden zusätzliche Kapazitäten aufgebaut bzw. genutzt. Wo und wie sollen diese untergebracht werden? Wird die Angerburg in Lienz, welche derzeit unbewohnt ist, wieder als Unterkunft genutzt? Die genaue Verteilung ist unter anderem von den verfügbaren und passenden Mietangeboten abhängig. Es wird aber auf eine gleichmäßige Verteilung in ganz Tirol mit Fokus auf die Integrationsmöglichkeiten vor Ort geachtet. Aktuell ist nicht geplant die Angerburg wieder zu besiedeln. Mit wie vielen Asylsuchenden aus der Ukraine rechntet man in den kommenden Tagen und Woche in Tirol? Genauere Informationen ob, wann und wie viele ukrainische Geflüchtete nach Österreich kommen liegen uns noch nicht vor. Wie hoch ist die Auslastung von Unterkünften für Asylsuchende derzeit in Tirol? Die Grundversorgungsplätze in Tirol sind aktuell sehr gut ausgelastet und in den meisten Einrichtungen sind nur wenig Plätze frei. Inwiefern arbeiten die TSD mit der BBU zusammen? Sehr eng und ständig, wir sind in laufenden Kontakt mit der BBU und arbeiten sehr gut und intensiv zusammen. Die Überstellung von der Bundesbetreuung in die Betreuung in Tirol durch die TSD werden über diese Zusammenarbeit organisiert und die jeweiligen Transfers abgestimmt. Gibt es in Tirol Angebote von Menschen, die „Nachbarschaftsquartiere“ anbieten, also ukrainische Flüchtlinge bei sich aufnehmen würden? Wir erleben momentan eine große Solidarität und eine breite Bereitschaft, Räumlichkeiten zu Verfügung zu stellen. Diese gilt es nun zu sammeln und zu koordinieren.    
Anna Maria Huber unterrichtet an der International School in Innsbruck und schreibt nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

2 Postings

Heinrich_077
vor 2 Jahren

...und falls jemand einen Fahrer/Mitfahrer (-Sprinter 3,5t) sucht um Hilfsgüter direkt hinzubringen, kann er/sie sich gerne melden.

bb77ukr@gmail.com

 
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MagdaLe
vor 2 Jahren

Gibt es in Osttirol jemanden, der Hilfsgüter einsammelt und an die richtigen Stellen bringt? Es werden ja sicher Decken, Medikamente, Hygienesachen etc. gebraucht.

Falls jemand eine Wohnung oder ein Zimmer frei hat: Mail an: unterkunft.ukraine@tirol.gv.at

 
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