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Blick auf die Pasterze um 1920. Von der weißen Pracht ist heute nicht mehr viel übrig. Foto: ÖAV/Archiv G.K. Lieb

Blick auf die Pasterze um 1920. Von der weißen Pracht ist heute nicht mehr viel übrig. Foto: ÖAV/Archiv G.K. Lieb

Zeitreise: Das „ewige Eis“ auf dem Rückzug

Forscher des Alpenvereins präsentieren Zahlen und Bilder, die den Wandel sichtbar machen.

Der jährlich erscheinende Gletscherbericht des Alpenvereins für den Zeitraum 2020/2021 liegt vor und zeigt deutlich, dass das vermeintlich „ewige Eis“ unaufhaltsam schmilzt. Die aktuellen Daten und Messwerte belegen einen durchschnittlichen Rückzug der Eisriesen um elf Meter Länge. Das ist zwar weniger als in der vorangegangenen Messperiode (15 Meter), laut den Forschern dürfe man daraus aber „keinesfalls“ eine Trendwende ableiten. Das vergangene Gletscherhaushaltsjahr hat den Eisriesen im österreichischen Alpenraum zugesetzt. Von 91 vermessenen Gletschern zogen sich 84 zurück (92,3 Prozent), nur sieben sind mit einer Längenänderung von weniger als einem Meter stationär geblieben. Im Vorjahr waren von 92 Gletschern 85 im Vorstoß und sieben stationär. Wichtig für die Gletscher waren im letzten Jahr die deutlich zu kühlen Monate April und Mai. Dadurch ist die Schneedecke bis zum Ende des Sommers zwar großflächig, aber nicht zur Gänze abgeschmolzen. „Die Bedingungen für die Gletscher waren in der aktuellen Messperiode günstiger als in den Vorjahren, da der Hochsommer in Summe annähernd normal temperiert verlief“, analysieren Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer von der Universität Graz. Das Duo leitet den Gletschermessdienst des Alpenvereins.
Das Forscherduo Gerhard Lieb (links) und Andreas Kellerer-Pirklbauer. Fotos: ÖAV/Peter Neuner
Die Längenänderungen spiegeln laut den Forschern allerdings nicht die Massen- und Flächenverluste der Eisriesen wider: „Der verringerte Rückzug der meisten Gletscher ist nur mit dem bis in den Sommer hineinwirkenden Abschmelzschutz der Schneedecke zu erklären.“
Dieser Effekt zeige sich auch bei den Höhenänderungen, die an Österreichs größtem Gletscher, der Pasterze am Großglockner, gemessen wurden. Die Verluste sind zwar geringer als im Vorjahr, doch am anhaltenden Rückzug ändere dies nichts, so die Experten. Die Pasterze hat sich in dieser Messperiode um 42,7 Meter Länge zurückgezogen. Das schon seit Jahren im Zerfall befindliche Schlatenkees wies mit 54,5 Metern den höchsten Rückzugswert in Österreich auf, das ebenso in der Venedigergruppe gelegene Untersulzbachkees mit 35,3 Metern den dritthöchsten Wert. Die folgenden Bilder veranschaulichen den dramatischen Rückzug der Pasterze, Andreas Kellerer-Pirklbauer kommentiert die Entwicklung:
Im aktuellen Berichtsjahr waren für den Alpenverein 23 ehrenamtliche „Gletschermesser“ mit 42 Begleitpersonen im Einsatz. Mit dabei war auch Günther Groß, der im vergangenen Jahr sein 50-jähriges Jubiläum als ehrenamtlicher Gletschermesser feierte. „Die Gletscher waren damals noch mächtig, hell und energetisch hoch aufgeladen. Ihre Fließstruktur klar sichtbar. Heute sind Gletscher hingegen meist von Schuttablagerungen bedeckte und schwindende Reste jenes ursprünglich imposanten Phänomens“, erzählt Groß.
Gletschermesser Günther Groß dokumentiert den Rückzug der Gletscher seit Jahrzehnten. Foto: ÖAV/Fuchs
Vor allem die Verluste von Messmarken, etwa durch Lawinen oder Geröll, aber auch Toteisfelder erschweren die Arbeit des Messpersonals. Der Gletschermessdienst des Alpenvereins beobachtet die heimischen Gletscher seit 131 Jahren und registriert akribisch deren Längenänderungen. Die Gletscherberichte und die Fotodokumentationen aus den Archiven vermitteln ein einzigartiges Bild von der Entwicklung der Gletscher. Anhand dieser Bilder machen wir den Wandel sichtbar:
„Auch dieses Jahr fügt nahtlos in die herrschende Periode drastischen Gletscherschwundes ein, an deren zukünftiger Fortdauer nicht zu zweifeln ist“, so die Analyse der Experten. Der Alpenverein setzt sich seit Jahren für den Gletscherschutz ein. Mit der Gletscherschmelze gehen nämlich auch wertvolle Daten verloren. „Im Gletschereis finden sich mehr Informationen über das Klima der Vergangenheit als in jedem Buch. Als wäre der stetige Verlust dieses ‚Geo-Archivs‘ nicht schon schlimm genug, müssen wir uns auch die unangenehmen Folgen für die Menschen vor Auge führen“, mahnt ÖAV-Vizepräsidentin Ingrid Hayek.
Dolomitenstadt-Redakteur Roman Wagner studierte an der FH Joanneum in Graz und ist ein Reporter mit Leib und Seele. 2022 wurde Roman vom Fachmagazin Österreichs Journalist:in unter die Besten „30 unter 30“ gewählt.

9 Postings

wolf_C
vor 2 Jahren

Bevor die Verantwortlichen hier im Bezirk - KLIMAWANDEL - auch nur buchstabieren können, werden noch einige Dürrezeiten, Hochwässer und/oder Sturmschäden zu bemerken und bejammern sein; und keiner wars dann wieder gewesen, weil wir haben ja ein Menschenrecht auf Autoparkplätze! Und wenn schon einer nicht vor einer Haustüre ist, dann der vom Nachbarn; Wir sind so borniert im Niedermetzeln von Wiesen und Auen, es geht ja schließlich ums Geschäft, ob die Bevölkerung jetzt wächst oder nicht ist uns wurscht, wir betonieren und mauern auch ohne Not. Und die institutionalisierten Bullshitjobber des Bezirks sollen bitte einmal staunen über da Autoparkhaus in Matrei. Egal wie Herr Pletzer dazu kommt, auf jeden Fall hat er damit mehr Bewußtseinsbildung geleistet wie alle Gemeinderäte samt ihren Bürgermeistern und angegliederten Beamten des ganzen Bezirks zusammen. Danke! Sonst ist alles in allem ist wie immer, nur schlimmer!

 
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    Hannes Schwarzer
    vor 2 Jahren

    nicht vergessen: hintennach: 'Alles richtig gemacht!'

     
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      wolf_C
      vor 2 Jahren

      genau: das Thema passt auch gut zum heute zu feiernden österr Welterschöpfungstag, aber was ist schon wichtig solange der Tank voll ist und Putin das Gas liefert

       
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    isnitwahr
    vor 2 Jahren

    lieber @wolf, Sie haben ja Recht, aber es sind nicht nur die Autos, es ist AUCH die Abholzung der Regenwälder, die exzessive Viehwirtschaft, die exzessive Bodenversiegelung, die Dezimierung der Insekten, das Artensterben, das Heizen mit Öl und Gas, die Verschmutzung der Weltmeere, der "plastic Planet", die Ausbeutung der Meere, die Absiedelung der Großkonzerne von Industrie- in Entwicklungsländer wo es keine Umwrltstandards gibt und und und! Mir wird gerade Angst und Bang.

     
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      steuerzahler
      vor 2 Jahren

      Immer mehr Menschen, immer mehr Bedarf. Die Bevölkerungszunahme ist die treibende Kraft.

       
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      wolf_C
      vor 2 Jahren

      So recht Sie mit direkter Demokratie haben, so falsch sind Sie bei Ihren Mitmenschen ... sollten Sie zur Bevölkerung wirklich einen Beitrag leisten wollen, dann fangen Sie am Besten bei sich selber an, entfernen Sie sich (weil einen Atomkrieg traue ich Ihnen nicht zu) von diesem Planet. Zur Sache: ein vierfacher(je nach Interpretation 3x bis 5x)Fußabdruck eines sogenannten 'entwickelteten' Landes rechtfertigt nicht weiteres Dodel-Wachstum ... Herr Huter, Frau KrombKolb(bei deren Vortrag vor einigen Jahren die PolitikElite sich zu gut war dabei zu sein, von der 'Wirtschaft' ganz zu schweigen) oder Herr Emberger können sich fusselig reden oder/und Fakten und Fakten darlegen, die depperten bleiben unbelehrbar und halten Klimawandel und SUV s zsammt Infrastruktur für vereinbar, Beispiele im Talboden und Drautal für diese Irren gibt es genug!

       
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Bergtirol1
vor 2 Jahren

Wenn der Gletscherfluss vom Johannisberg mal abbricht, war es das mit der Pasterze. Ein Trauerspiel wenn man bedenkt das der "Mensch" der Treiber der Klimaerwaermung ist und man bis heute nicht versteht das man das Klima doch noch mit sehr geringen Aufwand nachhaltig verbessern könnte!! Und so wird der Trend (schneller - höher - weiter) anhand von Gletscherschwund immer sichtbarer....

 
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thomas78
vor 2 Jahren

Brutal der Rückgang. Danke für diesen interessanten Artikel.

 
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so ist es vielleicht
vor 2 Jahren

Erschreckend, wenn man sich das Tempo der Schmelze ansieht....😬

 
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