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Kunsthistorikerin Helena Pereña erklärt den Totentanz von Albin Egger-Lienz, der in seiner vierten Fassung nun auf Schloss Bruck in Lienz zu sehen ist. Foto: Museum Schloss Bruck

Kunsthistorikerin Helena Pereña erklärt den Totentanz von Albin Egger-Lienz, der in seiner vierten Fassung nun auf Schloss Bruck in Lienz zu sehen ist. Foto: Museum Schloss Bruck

Nach hundert Jahren kehrt der „Totentanz“ zurück

Ein Meisterwerk von Albin Egger-Lienz findet seinen Platz auf Schloss Bruck. 

Das Museum der Stadt Lienz auf Schloss Bruck definiert sich seit Jahrzehnten vor allem über einen Künstler: Albin Egger-Lienz. Das Schloss zählt neben dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum und dem Museum Leopold in Wien zu den Hauptsammlungsorten für die Werke Eggers, um dessen Werk und Leben immer wieder Ausstellungen kreisen, von denen einige auch für überregionales Aufsehen sorgten. Eine davon war die von Helena Pereña kuratierte Ausstellung im Jahr 2014, als die fünfte Fassung von Eggers „Totentanz“ wieder auf dem Schlossberg zu sehen war. Dieses Gemälde, einst den jüdischen Besitzern geraubt, später an deren Erben zurückgegeben und schließlich von Rupert-Heinrich Staller ersteigert, war allerdings nur vorübergehend zu sehen. 

Nun wurde, mit allerlei Geheimniskrämerei im Vorfeld, am Freitag, 13. Mai, im Rittersaal des Schlosses eine kleine Kunstsensation enthüllt, nämlich die vierte Fassung des Totentanzes, eine Variante, „die unmittelbar von Eggers Erfahrungen im Ersten Weltkrieg geprägt ist und daher eine Schlüsselposition in der Entwicklung des Motivs einnimmt“, so Helena Pereña, die sich diese Enthüllung nicht nehmen ließ und sich vom ausgezeichneten Zustand des Kasein-Gemäldes begeistert zeigte. Über hundert Jahre nach seiner Entstehung hat das Werk weder an Strahlkraft noch an Aussage und Bedeutung verloren. 

Eine Tiroler Privatstiftung erwarb das Meisterwerk 2021 in einer Dorotheum-Versteigerung, nachdem das Bild ein ganzes Jahrhundert in Amerika verbracht hatte. Die Stiftung stellt das Bild dem Museum Schloss Bruck „auf unbestimmte Zeit, zumindest jedoch zehn Jahre“ zur Verfügung. Das Kunstwerk, das zuletzt 1918 in der Ausstellung der Kunsthandlung Emil Richter in Dresden in der Öffentlichkeit zu sehen war und 1920 mit seiner Eigentümerin, der deutsch-amerikanischen Operndiva Elisabeth Rethberg, in die USA übersiedelte, sollte nun in seiner Heimat Österreich verbleiben und allen Kunstliebhabern zugänglich gemacht werden.

Der „Totentanz“ ist mehr als nur ein Gemälde. Für Albin Egger-Lienz wurde er zum beherrschenden Thema, mit dem er sich zwischen 1906 und 1921 in immer wieder veränderter Form beschäftigte. Wir werden diesen spektakulären Neuzugang des Museums auf Schloss Bruck demnächst in unsere Sammlung an Meisterwerken aufnehmen und in einen umfassenden kunsthistorischen Kontext stellen.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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