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„Ein Aufbegehren gegen die Verkrustung“

Im Innsbrucker Treibhaus erhielten Kulturschaffende – darunter Hans Mutschlechner – „Illusionsbanderolen“.

Hier sind sie aufgelistet, die 78 „Banderolistas“, die im Innsbrucker Treibhaus am 11. Juni eine Illusionsbanderole überreicht bekamen. Mit Hans Mutschlechner stellvertretend für UmmiGummi kam auch ein Osttiroler Kulturkollektiv zu dieser Ehre. Dem Bezirk zuordnen kann man wohl auch Andreas Schett, der für und mit Franui die Auszeichnung erhielt.

Auch Hans Mutschlechner (in OLALA-Gelb) wurde im Innsbrucker Treibhaus stellvertretend für UmmiGummi zum „Banderolista“. Foto: UmmiGummi

Entstanden ist die Idee zu diesem Preis, einem dazugehörigen Kunstwerk und natürlich einem Preisverleihungsfest während der Pandemie im März 2021 „auf den Stufen des Ferdinandeums“, wie die Initiatoren Herbert Waltl – ein gebürtiger Osttiroler – und Alois Schild erzählen. Man wollte aus eigenem Antrieb einen Kulturimpuls setzen und verdiente Kulturarbeiter:innen und Vermittler:innen nicht nur ehren, sondern „zum Weitertun ermutigen, sichtbar zu machen, Kontaktpflege zu betreiben und schlicht und einfach im Miteinander sich auszutauschen. Tirolweit.“ Auch ein „Banderolen Manifest“ texteten Waltl und Schild, hier ein Auszug daraus:

„Wer eine Illusionsbanderole zum Dank und als Anerkennung für jahrzehntelange Kulturarbeit in Tirol bekam, konnte versichert sein, dass diese Ehrenerweisung nicht als Abgesang auf die Generation der Kulturpionier:innen oder ein nostalgisches Stelldichein der ergrauten Kunst- und Kulturschaffenden im Land verstanden werden, oder gar nur als Vorwand für ein geselliges Zusammensein dienen sollte.

Vielmehr war es als Hommage an die gebündelten Kräfte einer Generation, die den Wunsch nach einem anderen Tirol hatte, gedacht: ein wahrhaftigeres, ein hoffnungsvolleres, ein idealistischeres, ein offeneres und vielfältigeres, ein freundschaftlicheres und weniger materialistisches Tirol.

So unterschiedlich die Ausrichtungen der einzelnen Kulturinitiativen und Künstler:innen auch waren und die Quellen, aus denen sie über viele Jahre hinweg ihre Energie schöpften, der kleinste gemeinsame Nenner all dieser war ein Aufbegehren gegen die Unbeweglichkeit und Verkrustung der Traditionalisten, gegen die Biederkeit ihrer Gedanken, die intellektuelle Genügsamkeit, die emotionale Rigidität und den reinen Materialismus in einer auf den Tourismus und die eigene Bereicherung ausgerichteten Gesellschaft.

So entstanden über ganz Tirol, von Reutte bis Osttirol, kleinere und größere Kulturbiotope, die über Jahrzehnte hinweg Literatur, bildende Kunst, Musik, Theater, Zirkus, Performance und Tanz feierten und der Tiroler Bevölkerung näherbrachten.“

Die ausgezeichnete Lienzer Kulturinitiative UmmiGummi ist übrigens mit 44 Jahren eine der ältesten des Landes. Entsprechend stolz nahm Mitbegründer Hans Mutschlechner stellvertretend für all die vielen Mithelfer:innen des Vereins die Banderole in Empfang.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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