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Chaos nach schweren Unwettern in Kärnten

Update: Enorme Schäden im Großraum Treffen, Ortschaften abgeschnitten. Vermisster Pensionist tot geborgen.

Schwere Unwetter haben in der Nacht auf Mittwoch ganze Ortschaften im Bezirk Villach-Land verwüstet. Bäche traten über die Ufer, Muren gingen ab und verschütteten die Häuer teils bis zum ersten Stock. Besonders betroffen war das Gegendtal: In Treffen am Ossiacher See und in der Gemeinde Arriach wurde noch in der Nacht eine Zivilschutzwarnung ausgegeben. Die Bewohner wurden aufgefordert, in den Häusern zu bleiben - im Freien herrsche Lebensgefahr.

Rund um Treffen am Ossiacher See wurden ganze Ortschaften vermurt. Foto: APA/Eggenberger

"Mehrere Bäche sind über die Ufer getreten. Der Großraum Treffen ist komplett überflutet und vermurt", sagte Hans-Jörg Rossbacher von der Landesalarm- und Warnzentrale (LAWZ) Mittwochfrüh auf APA-Anfrage. Ein Einsatzstab wurde einberufen, er tagte im Feuerwehrhaus in Treffen. Erstes Ziel der rund 30 Feuerwehren, die in dem Gebiet im Einsatz sind, war es vorerst, Häuser zu erreichen, in denen noch Personen eingeschlossen sind.

In den frühen Morgenstunden startete ein Polizeihubschrauber zu Erkundungsflügen. Die Gemeinde Arriach wurde von der Außenwelt abgeschnitten, alle Zufahrtsstraßen waren unpassierbar. Zahlreiche Feuerwehren waren im Einsatz, außerdem das Bundesheer mit 100 Soldaten, Hubschraubern und schwerem Gerät. Wie am frühen Mittwochnachmittag bekannt wurde, kam bei einem Murenabgang in Treffen ein 82-jähriger Pensionist ums Leben. Eine zweite Person galt als vermisst.

Einen Überblick über das genaue Ausmaß der Schäden zu erhalten sei schwierig, erklärte der Bezirkshauptmann von Villach-Land, Bernd Riepan: „Wie viele Häuser betroffen sind, kann man wohl erst morgen oder überhaupt erst in den nächsten Tagen abschätzen. Was man allerdings schon jetzt sagen kann: Die Schäden sind enorm." Mehrere Personen, die in ihren Häusern eingeschlossen waren, wurden am Mittwochvormittag mit Hubschraubern ausgeflogen.

Der Großraum Treffen wurde komplett überflutet. Foto: Facebook/FF Tiffen

Seit 4.00 Uhr stand das Rote Kreuz im Einsatz, sagte Rot-Kreuz-Sprecherin Melanie Reiter auf APA-Anfrage. Neben der Katastrophenhilfsmannschaft ist das Rote Kreuz auch mit einem Kriseninterventionsteam im Gegendtal. Ausgelöst wurden die Muren und Überflutungen durch heftigen Regen in der Nacht. Laut Wetteraufzeichnungen fiel allein in der Zeit von 2.00 bis 6.00 Uhr 117 Liter Niederschlag pro Quadratmeter - damit regnete es innerhalb von vier Stunden so viel wie ansonsten innerhalb von mehreren Wochen.

Am Tag nach den Unwettern ist die Lage unübersichtlich. Es gibt Berichte über vermisste Personen. Foto: APA/Eggenberger

Bereits am Dienstagabend hatten die Unwetter in Kärnten begonnen, in Villach, den Bezirken Villach-Land und Feldkirchen sowie rund um den Millstätter See und in Bad Kleinkirchheim rückten 70 Feuerwehren zu 150 Einsätzen aus. Besondere Probleme bereitete Sturm mit teilweise orkanartigen Böen. Bäume stürzten um und ganze Dächer wurden abgedeckt.

Laut Polizei wurden auch Stromkabel gekappt. Wie zum Beispiel in Ferlach: Durch einen Blitzschlag stürzte eine 15 Meter hohe Linde auf eine Oberstromleitung. Durch die Zugkraft der niedergedrückten Stromleitung wurden die Dächer von zehn Gebäuden beschädigt, indem die Dach-Stromhalterungen ausrissen.

Angesichts der Zerstörungen meldete sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen via Twitter zu Wort. Er dankte den Einsatzorganisationen und appellierte an die Bevölkerung: „Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf.“ Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) brach eine Brüssel-Reise ab, „um den Leuten, so gut ich es vermag, beizustehen“. Er werde am späten Abend zu den Einsatzkräften stoßen, sagte Kaiser in einer Videobotschaft.

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