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Arbeiten bald „Cobots“ in Osttirols Werkstätten?

Kollaborative Roboter sind günstig, vielseitig und sicher. Ein Technik Talk bei Micado zeigte Perspektiven auf. 

Woran denken Sie wenn Roboter zum Thema werden? Arnie als Terminator? Fertigungsstraßen in großen Industriebetrieben, in denen riesige metallene Greifarme wie von Zauberhand Autoteile lackieren? Osttirols Tech-Community lernte am Donnerstagabend, 25. November, bei Micado in Oberlienz einen anderen, ebenso erstaunlichen wie praktischen Robotertypus kennen: Sensitive und kollaborative Roboter, sogenannte „Cobots“. Sie waren die Stars eines „Technik Talks“, zu dem der Verein Industrial Mechatronics geladen hatte.

Micado-Geschäftsführer Edwin Meindl lud als Obmann des Vereins Industrial Mechatronics zu einem Technik Talk in sein Unternehmen. Foto: Peter Märkl

Andreas Dorer, technischer Geschäftsführer (CTO) bei Micado Automation, stellte die relativ kleinen und äußerst vielseitigen Helfer einem hochkarätigen Fachpublikum vor. Als Laie erkennt man einen Cobot meist daran, dass er keine Einhausung braucht. Sensitive Roboter „spüren“, wenn sich ein Mensch nähert und stoppen ihre Arbeit, falls Verletzungsgefahr besteht. Deshalb können sie auch in klassischen Werkstätten – etwa in Tischlereien oder Schlossereien – als Helfer eingesetzt werden, die ultrapräzise und unermüdlich leimen, schmirgeln, löten und schweißen. 

Dorer, der erst kürzlich gemeinsam mit Micado CEO Edwin Meindl den Mechatronik Award der Tiroler Standortagentur für eine gemeinsam mit Liebherr umgesetzte Robotik-Lösung in Empfang nahm, gab dem Publikum nicht nur einen Überblick über die rasante Entwicklung der Robotertechnik, sondern auch über die Typologie der computergesteuerten Arbeitskräfte, die weltweit immer weiter in die Arbeitswelt vordringen. Wurde vor wenigen Jahren noch über Koexistenz – sprich das Nebeneinander – von Mensch und Maschine diskutiert, ist mittlerweile das Zeitalter echter Kooperation und Kollaboration angebrochen. 

Moderne Cobots sind in wenigen Stunden programmiert – sie werden buchstäblich „angelernt“ – und werkeln dann Schulter an Schulter mit ihren menschlichen Kolleg:innen, spezialisiert vor allem auf Tätigkeiten, die ein Mensch entweder nicht ausüben will oder kann. In Nordtirol hat Micado eine Tischlerei mit Cobots ausgerüstet:

Bei der Podiumsdiskussion nach dem Impulsreferat – moderiert von Dolomitenstadt-Chefredakteur Gerhard Pirkner – wurde schnell klar, wo Roboter die Nase vorn haben. Loacker-Boss Frank Hess beschrieb, wie hauchzarte Waffeln gefüllt werden, ohne zu brechen. Christoph Bacher erläuterte die Automations-Strategie von iDM, wo Robotik vor allem bei kleinen Losgrößen zum Thema werden kann. Das Entwicklerteam von Liebherr schilderte, wie zigtausende Daten aus der digitalisierten Warenwirtschaft an die Verpackungsroboter weitergegeben werden, die gemeinsam mit Micado entwickelt wurden und täglich (!) zwischen 1000 und 1500 Kühlschränke nicht nur verpacken, sondern auch für den Versand etikettieren.

Gerhard Pirkner (Dolomitenstadt), Andreas Dorer (Micado), Frank Hess (Loacker) und Christoph Bacher (iDM) im Gespräch über smarte Roboter. Foto: Peter Märkl

Beispiele wie diese machten im Publikumsgespräch schnell sichtbar, wo Roboter – ob industriell oder gewerblich eingesetzt – zu echten Problemlösern auch in Osttirol werden können: Zum einen ersetzen sie Menschen dort, wo Arbeit stereotyp und kraftraubend ist. Zum anderen lösen speziell die smarten Cobots zumindest ansatzweise das Problem des gravierenden Arbeitskräftemangels. Mitarbeiter, die bisher quasi als menschliche Roboter tagaus tagein monotone Handgriffe zu erledigen hatten, können in qualifiziertere Arbeitsumgebungen übersiedeln. Voraussetzung dafür – auch hier waren sich die anwesenden Praktiker aus Industrie und Gewerbe einig – ist aber die konsequente Aus- und Weiterbildung, weil der Mensch zunehmend nur noch höher qualifizierte Tätigkeiten ausüben darf und muss. 

Welche zentrale Rolle in der Osttiroler Ausbildungslandschaft die PHTL als echte Kaderschmiede spielt, wurde mehrfach betont. Man will aber über eine gezielte und von der Landesregierung forcierte MINT-Offensive auch andere Schulen für das Eintauchen in die Welt der Technik begeistern, unterstrich Edwin Meindl. Für den Gastgeber des Technik Talks, der künftig regelmäßig zu verschiedenen Themen und in unterschiedlichen Unternehmen stattfinden soll, ist kollaborative Automatisierung vor allem eine Möglichkeit, Erfahrung, Intuition und Flexibilität des Menschen mit der Kraft, Ausdauer und Präzision einer smarten Maschine zu kombinieren: „Deshalb sind Cobots mittlerweile auch in vielen gewerblichen Klein- und Mittelbetrieben wertvolle und verlässliche Mitarbeiter.“  

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