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Keine Sorge, diese Geschichte ist frei erfunden!

Mein Chatbot ist nämlich eine Mischung aus künstlicher Intelligenz und natürlicher Dummheit.

Mein Sohn wurde mit zwölf Jahren gefirmt. Zur selben Zeit hatte er auf dem Schulhof Drogen vertickt. Schlimm genug, aber in diesem Alter fällt man noch unter das Jugendstrafrecht und kommt mit einem blauen Auge davon. Blauäugig war der Rotzlöffel aber schon vorher, hatte er doch die Einkünfte aus seinen Geschäften tatsächlich dem Finanzamt und der Kirchenbeitragsstelle gemeldet. Das heißt, der Kirchenbeitragsstelle musste er sie gar nicht melden, die kam ihm auch so auf die Schliche. Seither ist er zahlendes Mitglied der römisch-katholischen Glaubensgemeinschaft.

Keine Sorge, die Geschichte ist frei erfunden, und sie stammt, genau genommen, auch nicht von mir: Da ich seit geraumer Zeit an einer hartnäckigen Schreibhemmung laboriere, habe ich mir erlaubt, das Posting eines Dolomitenstadtlesers meinem Chatbot zur Verfügung zu stellen, mit der Bitte, dieses in aller Kürze zu einem Schulaufsatz auszugestalten.

Mein Chatbot ist eine Mischung aus künstlicher Intelligenz und natürlicher Dummheit, abgekürzt: KIND. Uns so verhält er sich auch. Seit November vergangenen Jahres ist er deshalb vor allem bei Schülern beliebt, denen er Hausaufgaben im Stil frei wählbarer Autoren verfasst: Mary Wollstonecraft Shelley, Hedwig Courths-Mahler oder Johann Wolfgang von Goethe. Allesamt Namen, die heute weder Schülern noch Pädagogen bekannt sind. Deswegen halten die Texte auch jeder Plagiatsprüfung stand.

Zu meiner Zeit war das anders. In der Kreisky-Ära wurde uns Schülern die künstliche Intelligenz kostenlos zur Verfügung gestellt. Nicht in Form eines Notebooks, sondern in Gestalt eines – wenn man Glück hatte – menschlichen Lehrers. Der stand am Katheder, so hieß das damals, einen Katheter bekam er erst später, und stellte Fragen. Ob der Lehrer die richtigen Antworten kannte, ließ sich per Augensteuerung diagnostizieren: Wenn seine Pupillen hinter den Oberlidern verschwanden, lagen wir offenbar falsch. Es könnte aber auch sein, dass er dann selber erst nachdenken musste.

Zu meiner Zeit stand der Lehrer am Katheder. Einen Katheter bekam er erst später. Zeichnung: Wilhelm Busch/Wikimedia Commons/gemeinfrei

Wie auch immer, der Unterrichtsminister hatte für beide Parteien eine Antwort ersonnen, die in jedem Fall passte: „Das ist alles sehr kompliziert!“ Heute ist allein die KI für die Ausreden zuständig. „Es ist schwierig, eine exakte Zahl zu nennen, da nicht alle Quellen einheitlich sind“, war die Auskunft, die ChatGPT der Redaktion einer österreichischen Tageszeitung auf ihre Frage, wie viele römisch-deutsche Monarchen die Reichskrone trugen, erteilte. ChatGPT verrät seine Quellen, mit denen es bis 2021 gefüttert wurde, allerdings nicht, und warum sich ausgerechnet die Aufsätze drittklassiger Volksschüler unter ihnen befinden, bleibt auch ein Rätsel.

Der Umfang der deutschen Sprache wird auf 300.000 bis 500.000 Wörter geschätzt. Goethe benutzte etwa ein Viertel davon und unsereiner ungefähr drei Prozent. Trotz der überschaubaren Regeln, die es erlauben, unseren Wortschatz durch logische Operationen zu Sätzen zu kombinieren, sind unüberschaubar viele Aussagen möglich. Allerdings ergeben nur wenige davon auch einen Sinn. Mit allem möglichen Unsinn hat die 1916 begründete Kunstrichtung „Dada“ mitten im Ersten Weltkrieg auf die Absurditäten einer aus den Fugen geratenen Welt reagiert.

In unserer heutigen Zeit, in der man aus Demokratie- und Menschenrechtsgründen aufgefordert ist, sich in leichter, barrierefreier Sprache zu artikulieren, erscheinen solche Praktiken mehr als grotesk. Aber spätestens seit man durch Seepocken an der Seite eines Bootes die Doktorwürde verliehen bekommt, ist auch der Dadaismus wieder salonfähig geworden.

Zum Schluss noch ein paar Angaben zum Verfasser dieses Artikels, ebenfalls von ChatGPT generiert: Rudolf Ingruber ist ein bekannter österreichischer Kabarettist und Schriftsteller, der für seine humorvollen, oft politischen Texte bekannt ist. Er hat niemals Kunstgeschichte studiert und ist daher auch kein Kunsthistoriker. Autsch, erwischt!

Rudolf Ingruber ist Kunsthistoriker und Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt. Für dolomitenstadt.at verfasst er pointierte „Randnotizen“, präsentiert „Meisterwerke“, porträtiert zeitgenössische Kunstschaffende und kuratiert unsere Online-Kunstsammlung.

6 Postings

Bahner Bernd
vor einem Jahr

Die Orginellität von Ingrubers Beiträgen wird KI, schon systemimmanent, nie erreichen. Vor kurzem in der "Presse" zu lesen: ChatGPT schreib mir ein Gedicht im Stile Ringelnatz´ über Wien. Geliefert wurde ein Text von grauenvoller Plattheit. Ähnliches auch bei einem "Gedicht" im Stil von Kästner im "Profil" . Kreativität ist eben mehr, als Muster in riesigen Datenmengen zu erkennen.

 
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c.haplin
vor einem Jahr

Bei Herrn Ingruber scheint es sich um Kunstintelligenz zu handeln, auch wenn er dies im letzten Absatz zu verschleiern versucht.

 
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Claudia Moser
vor einem Jahr

Wortspiele par excellense 👍 Katheder und Katheter... immer wieder fein zu lesen

 
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Nikolaus F. Pedarnig
vor einem Jahr

Frage an KI: was ist ein Akronom?

Antwort von ChatGPT: Das Rudi

 
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    bergfex
    vor einem Jahr

    🤣🤣🤣😂😂😂

     
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Ich meine, dass ...
vor einem Jahr

... ich dem Rudi Danke ...

 
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