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Steppen-Bartfledermaus in Kärnten eingewandert

Seen und Flüsse südlich des Alpenhauptkammes attraktiv für Zuzügler aus dem Mittelmeerraum.

Die Fledermauspopulation in Österreich erhielt in den vergangenen Jahren Zuzug aus dem Balkan- bzw. Mittelmeerraum. Einem Team um Markus Milchram von der Universität für Bodenkultur Wien und der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung (KFFÖ) gelang der Erstnachweis der Steppen-Bartfledermaus (Myotis davidii) in Kärnten. Dabei handle es sich um den ersten Neu-Nachweis einer Säugetierart hierzulande seit der Bulldoggfledermaus im Jahr 2008, so Milchram zur APA. Ursprünglich stammt der Neuzugang aus dem zentralasiatischen Raum, seit längerer Zeit hat sich die Steppen-Bartfledermaus aber auch in Teilen Osteuropas und am Balkan etabliert. Nun dürfte sie vermutlich entlang der Mittelmeerküste weiter in den Norden vorgedrungen und im Süden Österreichs gelandet sein, wie der Experte erklärte.
Die Fledermaus-Bestände in Österreich erholen sich und verzeichnen einen Neuzugang aus dem Balkan- und Mittelmeerraum: Die Steppen-Bartfledermaus (Myotis davidii). Foto: APA/C. Dietz
Da es beim Aussehen von Myotis davidii und ihrer Schwesternart, der Bartfledermaus (Myotis mystacinus), große Übereinstimmungen gibt, nahm ihre exakte Bestimmung einige Zeit in Anspruch. Eingefangen wurden die verdächtigen Exemplare bereits 2020 im Europaschutzgebiet Lendspitz-Maiernigg in Klagenfurt. "Wir haben nach dieser Art in den letzten Jahren bereits an mehreren Orten in Südösterreich gesucht. Der Nachweis in Klagenfurt kam überraschend, da der Fundort in einem von uns bereits früher fledermauskundlich untersuchten Gebiet liegt", so KFFÖ-Leiter Guido Reiter. Da die beiden Schwesternarten sich auch gerne vermischen, waren genetische Untersuchungen notwendig, um die in Österreich neue Art wasserdicht zuzuordnen. Über diese Analysen berichtete das Team kürzlich im Fachjournal "Hystrix". In der Folge gelang den Experten sogar der Nachweis einer ganzen Myotis davidii-Kolonie. Das ließ die Forscher darüber nachdenken, ob die Art nicht vielleicht schon länger in Österreich ihre Zelte aufgeschlagen hat und lediglich übersehen wurde. Dazu entwickelte man in Zusammenarbeit mit dem deutschen Experten Christian Dietz eine Methode zur besseren Unterscheidung der äußeren Merkmale der Schwesternarten. Damit analysierte man zahlreiche Exemplare von Myotis mystacinus, die im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien aufbewahrt werden. Dort fand sich aber kein Exemplar der Steppen-Bartfledermaus. Man geht daher davon aus, dass sie "noch nicht lange Teil der Fledermausfauna in Österreich ist und die Art sich wohl Richtung Norden ausbreitet", so Milchram. Für den Wissenschafter ist die Wahrscheinlichkeit trotzdem hoch, dass die kleinen Fledermäuse ihren Lebensraum in Österreich schon etwas ausgebaut haben. Aus Beobachtungen etwa in Bulgarien sei bekannt, dass die Tiere gerne über Wasser nach Insekten jagen. Daher seien die Seen und Flüsse südlich des Alpenhauptkammes für sie durchaus attraktiv. Reiter sieht die Entdeckung in die Beobachtung eingebettet, dass sich Fledermaus-Bestände in Österreich zuletzt wieder erholten. Im Angesicht des Klimawandels, der immer intensiveren Landwirtschaft und des u.a. damit verbundenen Insektenschwundes könne sich dieser positive Trend aber rasch wieder umkehren, heißt es in einer Aussendung.  

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