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Bauchfleck am Weißensee: Kein Bad am Westufer?

Weil der Gemeinderat ein Bauvorhaben im Strandbad der Familie Knaller ablehnte, sperrt diese die Tagesgäste aus.

Kaum ein Thema wird in Kärnten in den warmen Monaten hitziger – und auch kontroversieller – diskutiert als die freien Wasserzugänge im „Land der Seen“. Erst vergangenen Dienstag hat die Landesregierung beschlossen, die Erträge aus der Motorbootabgabe für die Schaffung und Aufrechterhaltung von freien Seezugängen zu verwenden. Die Rede ist von bis zu drei Millionen Euro im Jahr.

Nach dieser Logik müsste ein weiterer Verlust von öffentlichen Seezugängen um jeden Preis verhindert werden. Am Weißensee wird man dieser Tage aber eines Besseren belehrt. Das einzige öffentlich zugängliche Strandbad am Westufer lässt heuer nach 60 Jahren keine Tagesgäste mehr ins Wasser.

Eigentümer Michael Knaller begrüßt nur noch Campinggäste und Inhaber:innen von Saisonkarten. Grund dafür ist der gescheiterte Versuch, ein Strandbadgebäude zu erneuern. Der Gemeinderat hatte das Bauvorhaben kürzlich abgelehnt. „Im Herbst 2021 fiel der Startschuss für die Planung eines zeitgemäßen Umbaus, um die mittlerweile in die Jahre gekommene Substanz für die nächsten Generationen zu sichern“, erklärt Knaller in einer Stellungnahme auf der Homepage des Strandbades.

Deshalb wollte Knaller das Haus renovieren und umbauen. Geplant war unter anderem, den Giebel des Daches zu erhöhen. An der Firsthöhe hätte sich nichts geändert, so der Badbetreiber. Am Seeufer gelten aber auch in der Gemeinde Weißensee strenge Regeln, weshalb der Unternehmer die Ausarbeitung eines Teilbebauungsplanes beantragte.

„Er hat wirklich alles getan, was wir von ihm verlangt haben und er wurde auch immer wieder vorstellig“, erklärt Vizebürgermeister Paul Ertl von der Bürgerliste. Ertl leitet den örtlichen Bauausschuss und befürwortet das Projekt: „Auch die Bürgermeisterin hat sich dazu bekannt.“ Doch ausgerechnet die ÖVP-Bürgermeisterliste war es, die das Bauvorhaben abstoppte. Mit Ausnahme von Ortschefin Karoline Turnschek hätten laut Ertl die übrigen fünf ÖVP-Mandatare die Teilbebauung abgelehnt. Zünglein an der Waage war bei der 6:5-Abstimmung eine SPÖ-Stimme. Laut Ertl stand die Befürchtung im Raum, mit aufgeweichten Regeln für Knaller einen Präzedenzfall zu schaffen.

Am Weißensee ist das einzige öffentlich zugängliche Strandbad am Westufer nicht mehr für Tagesgäste zugänglich. Foto: Dolomitenstadt/Zanon

Seither plagen die Politik Kopfschmerzen, denn Knaller hat nach der Gemeinderatssitzung Konsequenzen gezogen. Er sperrt heuer die Tagesgäste aus. Auf dem Westufer gibt es damit kein öffentliches Schwimmbad mehr. „Unter diesen Voraussetzungen können wir in Zukunft leider keine zeitgemäße Gastronomie und Infrastruktur für den Betrieb zur Verfügung stellen. Trotz unserer langen Geschichte teilen wir daher wehmütig mit, dass unser Strandbad nicht mehr öffentlich zugänglich ist“, erklärt die Betreiberfamilie. Man bedauere es sehr, „diesen Weg einschlagen zu müssen.“

Paul Ertl ist frustriert: „Das ist ein großer Schaden für unsere Gemeinde und für die Region“. Knaller habe sich bemüht, kein zusätzliches Grünland zu verbauen und den Bestand zu nutzen. Das Dach wollten Knaller und sein Osttiroler Architekt, Martin Valtiner, mit PV-Anlagen verkleiden. Ertl hat noch vor Beginn der Badesaison das Gespräch mit den anderen Fraktionen gesucht: „Es wäre möglich, den negativen Beschluss zu revidieren.“

Die heurige Badesaison fällt jedoch ins Wasser, Knallers Entschluss stehe fest, lässt Ertl wissen. Laut ORF Kärnten will die Familie aber zumindest eines ihrer anderen Grundstücke als freien Seezugang zur Verfügung stellen. Für die vielen Tagesgäste des beliebten Strandbades wohl ein schwacher Trost.

Dolomitenstadt-Redakteur Roman Wagner studierte an der FH Joanneum in Graz und ist ein Reporter mit Leib und Seele. 2022 wurde Roman vom Fachmagazin Österreichs Journalist:in unter die Besten „30 unter 30“ gewählt.

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8 Postings

defregger
vor 11 Monaten

Eine Entscheidung im Sinne der Allgemeinheit ist das Zauberwort, dass der ein oder andere proportional Vorteile erlangt, liegt in der Angelegenheit (Eigentümer des Grundstücks direkt zum See) selbst.

Das Gemeinderäte ua. der Bgm. wenn sie nicht selbst "Gewinner" sind nein sagen, kenn ich zu gut aus Oschttirol.....lach....dennoch schöne Ferien am und im See...

 
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wisdom of crowds
vor 11 Monaten

Es wäre schon interessant zu wissen, welches genaue Projekt hier nicht genehmigt wurde. Die Angaben dazu sind leider sehr unklar. So bleibt auch die Möglichkeit, dass der Zugang ins Bad als Druckmittel eingesetzt wird, um ein Projekt umzusetzen, mit dem die Möglichkeiten in diesem sensiblen Bereich vielleicht zu sehr ausgereizt werden sollen.

 
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Stadtner
vor 11 Monaten

Was ich bei der ganzen Diskussion von Seezugängen nicht ganz verstehe ist folgendes. Laut Wasserrchtsgesetz ist der Weissensee und viele andere Gewässer öffentliches Gut. Das heisst es soll der Allgemeinheit dienen. Wenn jemand das nutzen will braucht er eine Genehmigung. Auch der Einbau von Stegen ist so eine Nutzung. Ist diese nicht an Auflagen gebunden? Wie kann man als Nichtbesitzer eines Grundes das öffentliche Wassergut, das uns allen gehört nutzen? Da stimmt etwas im System nicht und wäre es an der Zeit öffentliche Wasserzugänge wie in Italien am Meer, in Slowenien usw. zu ermöglichen und den Grundbesitzern Zugang ermöglichen aber nicht alleinigen, und einen der Allgemeinheit gewidmeten Streifen dann wäre das Wassergut wieder das, als das es definiert ist.

 
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    steuerzahler
    vor 11 Monaten

    Rund um die Seen und Flüsse sollte ein Uferstreifen von, ich sag mal 10 Metern, frei zugänglich sein und unverkäuflich sein. Dazu gehören auch Zugänge zu den Uferstreifen in akzeptablen Abständen. Leider ist die gängige Praxis völlig anders. Die lückenlose Verbauung in Privathand führt dazu, daß man die Gewässer nur mehr aus der Ferne, aus der Luft oder gegen Bares sehen oder nutzen kann. Das schließt einen Großteil der Bevölkerung aus und sollte abgeschafft werden. Bei den Gehsteigen entlang der Grundstücke sind die Gemeinden auch nicht zimperlich.

     
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e-mission
vor 11 Monaten

wenn wie die kommunisten wie in graz und salzburg das ruder übernehmen, dann haben privatgrundbesitzer in zukunft schlechte karten.

 
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    MVP
    vor 11 Monaten

    *rofl* nicht dein ernst, oder?

     
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Hasenfuss
vor 11 Monaten

Wenn man so bemüht ist, es seinen Gästen gemütlich zu machen und ständig gebremst wird, verstehe ich Herrn Knaller sehr gut und glaube, dass es für die Familie sehr schwer war, nach den langen Jahren, diese Entscheidung zu treffen. Es tut auch uns sehr leid, dass wir das Strandbad nicht mehr nutzen dürfen, da es immer ein feiner Ausflug war, aber wir wünschen der Familie Knaller weiterhin alles Gute. 👍👋😊

 
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Godmensch
vor 11 Monaten

Gratulation. Auf die Politik ist halt Verlass! **Ironie off**

 
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