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Wiesenvögel im Fokus junger „Naturforscher:innen“

Der Verein natopia realisierte an ausgewählten Osttiroler Schulen ein Bildungsprojekt des Landes.

Der Tiroler Umweltbildungsverein natopia hat mit und für das Wiesenvogelprojekt des Landes Tirol ein abwechslungsreiches Programm für Schüler:innen von 7 bis 15 Jahren entwickelt. Dieses wurde im laufenden Sommersemester auch erstmals an einigen ausgewählten Osttiroler Schulen angeboten und fand reges Interesse bei Schüler:innen und Lehrpersonen.

Durchgeführt wurden die ornithologischen Exkursionen von den natopia-Expertinnen Ute Igel und Petra Heinz-Prugger. Acht Volksschul- und Mittelschulklassen aus Matrei, zwei Mittelschulklassen aus St. Jakob im Defereggen sowie vier Gruppen der 1. Klassen der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Lienz kamen in den Genuss der außerschulischen Aktivität, die gänzlich von der Abteilung Umweltschutz finanziert wird.

Über die Bedeutung der Wiesenvögel sowie deren Gefährdung und Schutz wurde ausschließlich outdoor gelernt, geforscht, beobachtet und gespielt. Besonders anschaulich waren dabei Wiesenvogel-Präparate, die das Tiroler Landesmuseum für diese Veranstaltungen zur Verfügung stellte.

Das Projekt Wiesenvögel Tirol wurde vor mehreren Jahren ins Leben gerufen, um auf den drastischen Rückgang (Minus 60 Prozent!) der Wiesenvögel in den letzten 20 bis 30 Jahren aufmerksam zu machen. Hauptverantwortlich für dieses Artensterben ist die Intensivierung der Landwirtschaft und die damit verbundene sehr frühe erste Mahd, besonders in den Tallagen. Diese erlaubt es den bodenbrütenden Arten nicht mehr, ihre Nachkommen fertig auszubrüten. Entweder werden die Elterntiere bereits beim Nestbau gestört und so vertrieben oder die Nester werden samt Eiern oder Jungvögeln von den großen Maschinen niedergemäht und vernichtet.

Diese Vogelarten, deren Leitart das Braunkehlchen ist, sind auf arten- und abwechslungsreiche landwirtschaftlich geprägte Lebensräume mit Wiesen, Weiden, Hecken und Äckern zum Brüten und zur Nahrungssuche angewiesen. Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Methoden hat in den letzten Jahrzehnten auch zu einer Abnahme der Strukturvielfalt wie Hecken, Stadel, Bäume, Mauern etc. auf unseren Wiesen und Feldern geführt und so früher in Osttirol häufige Arten wie beispielsweise die Feldlerche auf ein einziges Brutgebiet oberhalb der Waldgrenze zurückgedrängt.

In Osttirol gibt es einige Gebiete, wo manche dieser selten gewordenen Vogelarten noch zu finden sind, wenn auch äußerst spärlich, wie neueste Erhebungen ergeben haben. Dazu zählen eben die Projektgebiete St. Jakob im Defereggental und Matrei ebenso wie Prägraten, wo das Braunkehlchen auch noch vereinzelt vorkommt sowie Virgen, Strassen und der Oberlienzer Schwemmkegel, zu dem im vergangenen Winter ein Vortrag der NAGO (Naturkundliche Gemeinschaft Osttirol) stattgefunden hat.

Bei dem Vorhaben, die letzten Lebensräume der bodenbrütenden Braunkehlchen und der anderen 10 Wiesenvogelarten zu erhalten, ist die Abteilung Umweltschutz auf die Mithilfe und das Verständnis der Landwirt:innen angewiesen, damit wenigstens an einigen Stellen auf eine frühe Mahd verzichtet wird oder mithilfe von sogenannten Brachestreifen den stark gefährdeten Tieren auch weiterhin ein sicherer Lebensraum zur Verfügung steht. Etwaige Futtereinbußen werden den Bäuerinnen und Bauern, die beim Projekt mitmachen, durch angemessene finanzielle Förderungen im Rahmen des ÖPUL Naturschutzprogramms abgegolten.

Um genau dieses Verständnis zu fördern, ist es ein Gebot der Stunde, bei den jüngsten unserer Gesellschaft anzufangen und Bewusstsein für Biodiversität zu schaffen. So können vielleicht einige Fehler der Vergangenheit und Gegenwart in Zukunft vermieden werden und man beginnt sich wieder auf eine naturverträglichere Landwirtschaft zurückzubesinnen.

Petra Heinz-Prugger ist Naturpädagogin bei natopia, Nationalparkrangerin und Wiesenvogelbeauftragte des Landes Tirol. Bewusstseinsbildung für Natur- und Umweltschutz – besonders bei jungen Menschen – ist ihr eine Herzensangelegenheit.

2 Postings

Burgi
vor 10 Monaten

Dieses Projekt sollte man dringend auch mit Erwachsenen durchführen! Fürchte dass die Wiesenvögel sonst komplett von der Bildfläche verschwunden sind, bis die Kinder erwachsen sind! Das so dringend notwendige Renaturierungsgesetz der EU wurde ja leider von der EVP (ÖVP-Fraktion der EU) gekippt!

 
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wolf_C
vor 10 Monaten

... da sieht man wieder einmal wie der Talboden wirklich einzuordnen ist ... und es interessiert die genau Verantwortlichen nix bis gar nicht ...

 
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