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Gebi Mair: „Ich wundere mich oft über die ÖVP“

Eine Regierungsbeteiligung ist für den Klubchef der Tiroler Grünen kein Muss.

Tirols Grünen-Chef Gebi Mair, der im Herbst nach zehn Jahren in der Regierung wieder auf der Oppositionsbank Platz genommen hat, sieht eine Regierungsbeteiligung im Bund nach der kommenden Nationalratswahl als kein Muss. Zwar soll man danach trachten, möglichst in einer Regierung vieles umzusetzen, andernfalls sei es aber auch "okay", sagte er im APA-Interview. Im Wahlkampf brauche es einen Fokus auf junge Menschen, dies soll im "personellen Angebot" sichtbar werden.

Auf die Frage, wer für die Grünen als Spitzenkandidat ins Rennen gehen soll, verwies Mair auf den Bundeskongress als dafür zuständiges Gremium. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hatte bereits angekündigt, wieder als Spitzenkandidat antreten zu wollen. Alle, die derzeit in Wien in der Regierung agieren, hätten das "Potenzial, die Grünen gut zu repräsentieren", die Grünen würden jedenfalls als Team gut funktionieren, meinte Mair.

Dabei outete er sich - "als Tiroler" - als Fan der Nationalratsabgeordneten Barbara Neßler. "Es wird einen Fokus darauf brauchen, junge Menschen für Politik zu begeistern. Es gibt Junge mit pragmatischem Zugang und jene mit den ganz großen Träumen. Das muss man im personellen Angebot verkörpern", verdeutlichte Mair, der eine Karriere in der Bundeshauptstadt für sich selbst einmal mehr ausschloss. Neßler war zuletzt, als sich Mair um die Tiroler Landessprecher-Funktion beworben hatte, als seine Konkurrentin gehandelt worden. Letzten Endes trat sie jedoch nicht gegen ihn an.

„Es gibt Junge mit pragmatischem Zugang und jene mit den ganz großen Träumen. Das muss man im personellen Angebot verkörpern", glaubt Gebi Mair, Klubobmann und Landessprecher der Tiroler Grünen. Foto: APA/Expa/Groder

Seine grünen Kolleginnen und Kollegen in Wien bewunderte er indes für ihren "inhaltlichen Fokus", angesichts der Herausforderungen mit dem Koalitionspartner ÖVP. "Ich wundere mich oft über die ÖVP, welche Irrungen sie politisch anzieht" und nannte etwa die Bemühungen von Kanzler Karl Nehammer zu den E-Fuels oder die jüngste Diskussion um die "Normal"-Aussagen von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) mit Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), der Mikl-Leitner "präfaschistoide" Aussagen vorgeworfen hatte. "Was soll das überhaupt für eine Diskussion sein?", zeigte sich Mair verständnislos, denn "irgendwann war es normal, dass Kinder 16 Stunden in einem Bergwerk gearbeitet haben. Heute finden wir das nicht mehr normal und es ist gut, dass Menschen in Alternativen denken können. Als Grüne Alternative Tirol haben wir das sogar im Namen."

Dennoch - für Vorhaben wie das Klimaschutzgesetz, Bundesstaatsanwaltschaft oder das Informationsfreiheitsgesetz sah der grüne Landessprecher den Zug noch nicht abgefahren. "Wenn man das glauben würde, müsste man sofort wählen", meinte er. Und er ging definitiv nicht von einer vorgezogenen Nationalratswahl aus, die regulär im Herbst 2024 stattfindet. Welche Konstellationen sich nach der Wahl ergeben, werde sich zeigen: "Mehrheiten jenseits der Freiheitlichen muss man erst einmal zusammenbekommen."

Mehrheiten jenseits der Freiheitlichen muss man erst einmal zusammenbekommen.

Gebi Mair, Klubobmann der Grünen in Tirol

Mair räumte ein, dass es mit der SPÖ zwar gesellschaftspolitisch leichter gehe als mit der ÖVP, allerdings sei diese "eine Betoniererpartei sondersgleichen". Die Gefahr, dass die Sozialdemokraten mit Andreas Babler an der Spitze den Grünen das Wasser abgraben könnten, sah Mair jedenfalls nicht: "Es gibt die Georg Dornauers und Co., die ausreichend dafür sorgen, dass die SPÖ nicht wählbar ist für grüne Wähler:innen." Ob eine Zusammenarbeit mit der ÖVP - angesichts ihres Schielens nach rechts - künftig noch möglich sein wird, werde man sich anhand des Wahlprogrammes ansehen müssen.

Der grüne Klubchef hielt jedoch fest, dass "auch Opposition eine wichtige politische Funktion und Aufgabe ist. Eine Regierung ist ja nichts, was man erbt oder worauf man einen Anspruch hat." Der Tiroler Landespartei tue die neue Rolle jedenfalls gut, es sei wie eine "Frischzellenkur" nach der Zeit des Regierens mit der ÖVP. "Die Regierungsbeteiligung hat uns ausgelaugt, es war viel Müdigkeit zu spüren", was sich auch in "persönliche Reibereien" ausgewirkt habe. Rund um die Landessprecher-Wahl war parteiinterne Kritik am Führungsstil Mairs laut geworden, er selbst hatte von einer "toxischen Kultur" innerhalb der Tiroler Grünen gesprochen. Nun spüre er aber wieder frischen Wind und die Partei verzeichne auch doppelt so viele Neueintritte als üblich.

Mit der "Performance" der schwarz-roten Landesregierung zeigte er sich indes nicht zufrieden. Angesichts der Arbeit von ÖVP und SPÖ sehe er nicht, wie diese nach der nächsten Landtagswahl noch eine Mehrheit zusammenbringen solle. Mair kritisierte die ÖVP, die bei der Windkraft nach wie vor "jegliche Entwicklung verhindert." Mit der jüngst vorgelegten Windkraftstudie - die laut Mair ihren Namen nicht verdient - habe sich die ÖVP angesichts eines fehlenden Raumordnungsprogramms "nicht bewegt". Dem landeseigenen Energieversorger Tiwag wurde auch kein Auftrag zur Umsetzung eines Windrades erteilt, monierte er.

Zur Erreichung der Energieziele brauche es eine "Verdreifachung der Sanierungsrate" zur Energieeinsparung und außerdem 20 bis 30 Mal mehr Leistung durch Photovoltaik. Mair erneuerte seine Forderung nach einer PV-Pflicht etwa für öffentliche Gebäude, Parkplätze oder gewerbliche Gebäude. Auch Skigebiete sollen ihren Energiebedarf bilanziell mit erneuerbaren Energien decken. Das geplante und umstrittene Pumpspeicherkraftwerk im Kaunertal braucht es seiner Ansicht nach nicht. Mit PV-Anlagen könne in der halben Zeit der Errichtung doppelt so viel Energie produziert werden, war er überzeugt. "Die Wasserkraft nimmt einen unrealistisch hohen Anteil" in den Zielvorgaben zur Erreichung der Energieautonomie im Jahr 2050 ein.

Mair kritisierte zudem den Umgang der Landesregierung mit Steuergeld und nannte dabei die geplante Wasserstoffbahn ins Zillertal. Diese werde wohl mit "Mehrkosten von bis zu 200 Millionen Euro" gebaut werden und sei reine "Energievernichtung". Er sprach sich dagegen für eine Oberleitungs- oder Batterievariante aus. Für Mair steckt in Wasserstoffprojekten aber viel "Lobbygeld - und dafür ist die ÖVP immer zu haben", sagte er.

Kein gutes Haar ließ er auch an den finanziellen "Sorgenkindern" der Landesregierung - Matrei in Osttirol und das insolvente Gemeindeverbands-Unternehmens GemNova. Bezüglich Matrei gelte es erst einmal zu klären, wer die Verantwortung für die finanziellen Turbulenzen trage, begründete er die Ablehnung des Tilgungsplans durch die Grünen im Tiroler Landtag, bei dem der Gemeinde seitens des Landes Zahlungserleichterungen gewährt werden. Sollte die Misere aus einer Zusammenarbeit zwischen den Banken und Ex-ÖVP-Bürgermeister, LAbg. und Bundesrat Andreas Köll resultieren und damit "schuldhaft" erfolgt sein, würde er die Gemeinde in Konkurs gehen lassen. Andernfalls sollte das Land einen größeren Teil der Schulden übernehmen, damit die Gemeinde nicht wie jetzt "über 30 Jahre unter Kuratel" gestellt werden muss. Im Fall der GemNova sprach er sich dafür aus, dass die Angestellten der Bildungspool GmbH bei den Gemeinden sowie der Bildungsdirektion angestellt werden sollen, außerdem gehöre der Tiroler Gemeindeverband als Körperschaft öffentlichen Rechts organisiert.

9 Postings

Oehjemineh
vor 10 Monaten

Die Grünen haben jetzt seit Jahren gezeigt, dass sie es nicht können.

 
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chiller336
vor 10 Monaten

im wahlkampf braucht es junge menschen .... so wird das nie was mit den vorschlägen, abzocken, gesetzesentwürfen gott sei dank. die jungen sind nicht dumm. im gewissen maß sind auch die grünen radikal, gleich wie die blauen. der unterschied ist bloß, dass die grünen radikal in allen belangen gegen das volk sind (das arbeitende rechtschaffene volk) welches mit seinen steuern die völlig abstrusen ideen der grünen bezahlen (muss) während die blauen wenigstens in einzelnen belangen hinter dem volk stehen. nach den ganzen geschichten von willi und co kann man die grünen getrost in denselben topf mit allen parteien werfen - sie sind keinen deut besser als alle anderen, ja ALLE anderen. und ich habs auch schon mehrfach erwähnt: um den grünen gedanken zu leben braucht es keine grünen, die menschen denken selber und brauchen keinen grünen vormund

 
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    unholdenbank
    vor 10 Monaten

    Ja eh: Besser der schwarze Vormund a la Mikl-Leitner mit den "normal-denkenden", oder a la Mahrer mit Einsätzen gegen Mittagsschläfer, oder der blaue Vormund mit den "Kickl-Pferden" und seinen Burschenschaftern, oder die Kirche mit ihren rigiden Moralvorstellungen usw. Alles besser als diese Umweltschützer, die uns eine lebenswerte Zukunft schaffen wollen. Es lebe der strenge Konservativismus. (Ironie off)

     
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multi 1
vor 10 Monaten

Ich wundere mich über die ÖVP, nach Jahren in der Koalition mit den schwarzen.

 
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e-mission
vor 10 Monaten

wenn jemand glaubt, er hat von den grünen oder neos oder anderen als den schwarzen mehr vorteile, dann soll er oder sie sie wählen. dass beiden schwarzen ungustln sind, schöpf, mit dem muss man leben.

 
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bergfex
vor 10 Monaten

>>> Es gibt aber leider auch genug Grün:innen <<<

Wo kommt bei ihrem Kommentar der Mann (männliches Geschlecht) vor ? Sind sie auch einer der sich "fügen will" um den Genderwahn mit zu machen?

 
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    Enrico Andreas Menozzi
    vor 10 Monaten

    Gendern ist doch ok , warum hat das FPÖ Klientel so viel Angst ? Hätte da mehr Angst vor die Blauen aus Graz und ihren Dunstkreis , Nazi Drogen Labor , Korruption, Vertuschung und wenn einer Aufklärung fordert , dann wird er oder sie kaltgestellt . Das macht Angst

     
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Pand
vor 10 Monaten

...ich mich nicht mehr 🙊🙈😅

 
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Franz Brugger
vor 10 Monaten

Es gibt aber leider auch genug Grün:innen, die dafür sorgen, dass man Grün schwer wiederwählen kann. Da geht es um eine Verbotskultur, aber auch um Aufgeben - oder Nichtbetonen - von Grünwerten. Hat man da Angst, rauszufliegen???

Gerade wenn man als kleiner Koalitionsopartner Vieles hinnehmen muss, wäre es umso wichtiger, den Unmut darüber kundzutun.

Was mir auch unerklärlich ist: Kann mich erinnern, dass die Grünen in der Opposition sich immer (zurecht) beschwert haben über mangelnde Vorinformation oder Nichteingebundensein in Diskussion über Gesetzesentwürfe. Aber nun macht man dasselbe Spiel, und diffamiert (meiner Meinung nach) dann die SPÖ als Betoniererpartei.

 
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