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„System der Sonderschulen ist nicht gerecht“

Georg Willeit von der Lebenshilfe Tirol sieht eine aufgezwungene Separation und fordert mehr Selbstbestimmung.

Der Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol, Georg Willeit, hat eine umfassende "Systemänderung" bei Schulen eingefordert. Vor allem Sonderschulen seien mit dem Ansatz, dass Menschen mit psychischen oder körperlichen Einschränkungen bestmöglich in die Gesellschaft eingegliedert werden sollen, nicht zu vereinbaren, erklärte Willeit im APA-Interview. Das System der Sonderschulen sei "nicht gerecht und verkleinert außerdem die späteren Möglichkeiten der Menschen."

"Wir als Lebenshilfe stehen jedenfalls für Selbstbestimmung und Wahl- und Barrierefreiheit für die Menschen", betonte der Lebenshilfe-Geschäftsführer. Eine wirkliche Wahlmöglichkeit, auch wenn es oft so argumentiert werde, sei eine Sonderschule nicht. Das bestehende System mache darüber hinaus Inklusionsbemühungen in den Wohnortgemeinden oft zunichte: "Kindern wachsen oft inklusiv auf, sind in die Gemeinschaft vor Ort integriert und müssen dann mehrere Kilometer in die Sonderschule fahren." Das führe oftmals dazu, dass sie Schritt für Schritt aus der Gemeinschaft herausfielen.

Statt einer solchen, aufgezwungenen Separation gelte es, insgesamt für die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen einzutreten, sagte Willeit: "Dabei ist die Schule natürlich ein wichtiger Baustein, aber es gibt viele Bereiche, in denen es ebenfalls anzusetzen gilt." Das Thema Wohnen etwa sei absolut entscheidend: "Die Menschen sollen später bestenfalls dort wohnen, wo alle anderen auch wohnen." Dadurch verändere sich einiges: "Es wird dann ganz alltäglich neben einem Menschen mit Behinderungen zu wohnen."

„Es müsste eigentlich nur geltendes Recht umgesetzt werden", ist Georg Willeit überzeugt. Foto: Lebenshilfe

Weiters machte Willeit den Bereich Arbeit als wesentlich aus: "Hier fordern wir schlicht und einfach Gehalt statt Taschengeld." Unternehmen sollten sich außerdem bewusst um Menschen mit Behinderungen bemühen: "Das beginnt etwa damit, wie und mit welcher Sprache dort Ausschreibungsprozesse vonstatten gehen und welche Zielgruppen anvisiert werden."

Auch die Gemeinden oder die "Öffis" seien in der Pflicht, meinte der Lebenshilfe-Geschäftsführer: "Da muss analysiert werden, ob Fahrpläne, Busnummern oder ähnliches überhaupt verständlich genug sind." Auf der symbolischen Ebene sei da vieles möglich. "Man kann zweifellos auch mit Piktogrammen erklären, wo genau der Müll zu entsorgen ist", führte Willeit aus.

Auf politischer Ebene müsse es "gar nicht mehr wirklich um Inhalte gehen". Vielmehr müsste eigentlich "nur geltendes Recht umgesetzt werden", so Willeit und verdeutlichte: "Eigentlich muss nicht mehr darüber diskutiert werden, dass Inklusion in den Bereichen Schule, Wohnen und Arbeit das 'A und O' wäre." Wichtige Schritte seien aber, auch auf Landesebene, bereits gesetzt worden: "Das Tiroler Teilhabegesetz, mit dem das Land die gesellschaftliche Partizipation von Menschen mit Behinderung fördern will, ist schon einmal gut." Jetzt sei aber wichtig, dass der "Tiroler Aktionsplan" umgesetzt werde.

Die Lebenshilfe Tirol wurde 1963 gegründet und feiert damit heuer ihr 60-jähriges Bestehen. Sie ist aktuell in über 80 Prozent der Tiroler Gemeinden aktiv und beschäftigt 1.620 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit. Im Jubiläumsjahr wurde auch die Lebenshilfe-Akademie gestartet, die Kurse für Menschen mit Behinderung und auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe anbietet.

13 Postings

juescho@A1.net
vor einem Jahr

Zu den Wirlichkeiten und Wahrhaftigkeiten . . .

Der Begriff "Sonder" beinhaltet weiterhin eine gewisse Stigmatisierung nach Innen und auch nach Außen. Alle Menschen haben ihre persönlichenSchwächen und auch Beeinträchtigungen. Inwieweit der Kontext seine Akzeptanz findet, hängt von den unterschiedlichen Erziehungsstilen, von den Umweltfaktoren, von der Toleranzgrößen, von der Empathie ab. Menschen mit Behinderungen und -einschränkungen gehören wie du und ich zur allgemeinen Gesellschaft, sie sind besonders begabt, tragen durch ihre Art und Weise zur Vielfalt bei, sie zu generieren ist unsere Aufgabe schlechthin, ist auch Reichtum was die emotionale Sicherheit anbelangt. "Sonderschulen" sind ein Auslaufmodell, sie passen nicht in moderne Sichtweisen von Pädagogik und Therapie, sie sollten mit ihren Erscheinungsbildern völlig normal in das Gesamt-System der Schule integriert sein und auch funktionieren. Italien, Holland und Schweden bieten diverse Optionen an, wie man das löst, es sind dynamische Antworten auf Fragen der Integration und Inklusion. Die Risiken werden von allen gemeinsam getragen, die Qualifikationen sind entsprechend abrufbar. Pädagogische und therapeutische Assistenz durchziehen das Gesamt-Komzept. Es bracuht in den genannten Ländern auch keine Werkstätten der Behinderungen, auch hier sind behinderte Menschen in der Arbeitswelt vormal integriert, sind vormal versichert, machen ihren persönlichen Urlaub, haben einen Rentenanspruch wie jeder andere.

In unserer Gesellschaft verändern sich ständig die Weltanschauungen. Alle Menschen haben ihren Wert, sind wichtig für den gesamten Prozess des Lebens. Alibilösungen helfen nicht, kurzfrsitiges Denken auch nicht, ews muss endlich ein Ruck durch die Gesellschaft gehen, zu klären, was wir wollen, wer wir sind, welche Ziele wir tatsächlich verfolgen, alle einschließlich müssen in einer Demokratie beteiligt sein, von daher sind die Anliegen der Selbstbestimmung ein Freiheitsgrad, ein Wohlfühlvorgang per se. Unser Leben muss immer wieder auf den Prüfstand unsereres Denkens,Fühlens und Wahrnehmen gehoben werden!! Jeder darf sich beteiligen, jeder hat etwas anzubieten, jeder ist mehr als wichtig! Packen wir es endlich an, worauf warten wir noch. Einfach mehr RISIKO wagen!!! Es wäre so schön!!!!

 
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Nelli
vor einem Jahr

Schon in den 2010er Jahren war es das erklärte Ziel, die Sonderschulen abzuschaffen. Warum gibt es sie immer noch? Weil sowohl Lehrpersonen als auch viele betroffene Eltern der Meinung sind, dass sie notwendig und sinnvoll sind, dass es diese Wahlmöglichkeit braucht. Ganztägig geführte Sonderschulen bieten eine familienähnliche Struktur in Kleingruppen, wo abseits von Noten- und Leistungsdruck gelernt wird, Erfahrungen gesammelt, Freundschaften gelebt und Erfolgserlebnisse und Wertschätzung erfahren werden. Auch Sonderschüler nehmen am öffentlichen Leben teil, sind Teil der Gesellschaft. Und wohl kaum in einer anderen Schulart wird so sehr darauf hingearbeitet, dass die Schüler:innen nach ihrer Schulzeit einen guten Übergang ins Berufsleben bzw. in eine berufsvorbereitende Einrichtung schaffen. Ganz egal, ob die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf ihre Schulzeit in der Sonderschule oder integrativ in der Regelschule absolviert haben - es braucht danach immer Menschen, Mitarbeiter, Vorgesetzte, die sie am gesellschaftlichen und beruflichen Leben teilhaben lassen, so gut sie es eben können. Da sind wir alle gefordert!

 
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    c.haplin
    vor einem Jahr

    je mehr wir im Regelschulater differenzieren umso shwierigernist Integration! Inklusion ist dann schon unmöglich!

     
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r.ingruber
vor einem Jahr

Wenn ich das richtig verstehe, geht es hier nicht um die Diskreditierung der Sonderschulen im einzelnen, vielmehr um das gesellschaftliche Modell, das ihnen zugrunde liegt. Es geht von der Zuschreibung von Behinderung an das Individuum aus und weniger von den gesellschaftlichen Barrieren, die eine solche erst sichtbar machen, aktualisieren und verstärken.

 
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Weitlaner.B
vor einem Jahr

Ich kann diesen Kommentaren zu 100 % zustimmen. Als betroffene Mutter kenne ich beide Seiten, Inklusion und Sonderschule. Warum wird uns Eltern immer das Recht abgesprochen für unsere "besonderen Kinder" dieselbe Wahlmöglichkeit zu haben, wie wir es für die "gesunden Geschwisterkinder" treffen würden, die richtige Schule auszuwählen? Weiters möchte ich noch auf das Wort "Selbstbestimmt" eingehen. Dieses Wort ist für mich nichts als eine leere Hülle. Zur Zeit sind wir auf der Suche nach einer geeigneten Wohnform. Eine Wohngemeinschaft ist der Wusch. Das wird allerdings nicht genehmigt, ist nicht mehr zeitgemäß! Ich frage mich, wo bleibt hier die "Selbstbestimmung"!

 
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    c.haplin
    vor einem Jahr

    Wessen Selbstbestimmung? Ihre, oder die ihres Kindes? Sie suchen eine Wohnform für sich, oder für ihr Kind?

     
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beobachter52
vor einem Jahr

Ehrlich gesagt, diese Ansichten des Geschäftsführers der Lebenshilfe Tirol erschrecken mich! Wenn die Sonderschulen so "seperativ sind und die Möglichkeiten der Menschen einschränken", müsste man dann nicht sofort alle Werkstätten der Lebenshilfe schließen? Wenn ein Besuch der Sonderschule "wenige Kilometer vom Wohnort entfernt" dazu führt, dass diese Kinder "Schritt für Schritt aus der Gemeinschaft heraus fallen", wie ist es dann mit Kindern, die noch viel weiter entfernte höhere Schulen besuchen? Bei Kindern "mit besonderen Bedürfnissen" ist es wie bei allen Kindern, alle sind verschieden! Und da gibt es solche, wo eine Inklusion durchaus Sinn macht und auch gelingt, aber es gibt auch solche, wo Inklusion in die Regelschule keinen Sinn macht! Spazierengehen mit der Schulassistentin, weil das Kind in der Menge der anderen Kinder überfordert ist oder weil es den Unterricht stört (ich weiß, dass man das nicht sagen darf), ist wohl auch nicht Sinn der Inklusion! Inklusion, wo sie möglich ist (findet ja in der Regel durchaus statt, auch weil es Wunsch der Eltern ist), aber Betreuung in eigenen Sonderschulen mit geschultem Personal und hervorragender Ausstattung! Allein in unserem Wohnort gibt es Beispiele für gelungene Inklusion, für gescheiterte Inklusion und für auffalende Verbesserung der Situation für das Kind durch den Besuch der Sonderschule "einige Kilometer entfernt"! "Gehalt statt Taschengeld"?? Auch als Verdienst der Lebenshilfe können in Österreich "Behinderte" in behindertengerechten Wohnungen leben, werden von Fachpersonal bedarfsgerecht (oft auch rund um die Uhr) betreut und erhalten auch Selbstbestätigung durch für sie passende Arbeiten in der Werkstätten und auch in Betrieben. Welches monatliche Gehalt müssten sie denn bekommen, damit sie sich das finanzieren könnten und ihnen noch "Taschengeld" bleibt?

 
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    c.haplin
    vor einem Jahr

    Sehr geehrter beobachter52 - ich vermute stark, dass sie den Unterschied zwischen Inklusion und Integration nicht kennen, oder nicht kennen wollen. Ein Mensch kann nicht für Inklusion ungeeignet sein! Inklusion scheitert an der Gruppe und nicht am Individuum!

     
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      r.ingruber
      vor einem Jahr

      Bereits 2013 hat das UN-Überprüfungskomitee festgestellt, dass in Österreich einige Verwirrung über inklusive Bildung und integrative Bildung besteht.

       
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      beobachter52
      vor einem Jahr

      Werte(r) @c.haplin, wenn Inklusion bedeuten soll, dass sich immer die Gruppe an den einzelnen anpassen muss, ist das für mich reine Träumerei! In jeder Gemeinschaft (Familie, Freundskreis, Schulklasse, Beruf, Vereine,...) wird sich jeder einzelne anpassen müssen, um dazu gehören zu können! Und wenn ich die Definition von inklusiver Pädagogik anschaue ("..... ist ein pädagogischer Ansatz, der als wesentliches Prinzip die Wertschätzung und Anerkennung von Diversität in Bildung und Erziehung verfolgt."), dann ist gerade die Sonderschule jene Bildungseinrichtung, die mit Wertschätzung die Diversität ihrer "Klienten" in Erziehung und Bildung verfolgt!

       
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    bergfex
    vor einem Jahr

    Könnte man auch kund tun welches "Taschengeld " der Geschäftsführer erhält. Mit vollen Hosen ist leicht st.... .

     
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Osttiroler5437
vor einem Jahr

Schade, dass die Sonderschulen ausgerechnet durch die Lebenshilfe in ein falsches Licht gerückt und als Absonderungseinrichtungen dargestellt werden. Ich weiß, dass das Personal an Sonderschulen (Lehrpersonen, Assistent:innen, Therapeut:innen) hervorragende Arbeit im Sinne der Kinder leisten. Niemand von den Eltern wird gezwungen, dass ihr Kind eine Sonderschule besuchen soll – ganz im Gegenteil: Es wird ihnen sogar von Beratungsstellen nahegelegt, eine Inklusionsklasse zu bevorzugen.

* Fakt ist, dass manche Kinder mit Beeinträchtigungen schon aufgrund der Gruppengröße in einer Inklusionsklasse überfordert sind. In Sonderschulen findet der Unterricht in Kleingruppen statt. * Fakt ist, dass schon alleine aus organisatorischen Gründen eine individuelle Förderung bei bis zu 25 Kindern und 1-2 Erwachsenen viel schwieriger durchführbar ist als in einer Kleingruppe. * Fakt ist, dass auch eine schulische Inklusion die Beeinträchtigung eines Kindes nicht „wegzaubern“ kann – es ist und bleibt beeinträchtigt (so schlimm das für die Eltern auch ist) und braucht eine individuelle Betreuung. * Fakt ist, dass Sonderschulen, die in Tirol zumeist als Ganztagsschulen geführt werden, die vielen Kindern während des Tages einen geschützten Raum bieten, in dem sie sich einige Stunden wohlfühlen dürfen. Zudem stellt die ganztägige Betreuung samt therapeutischer Begleitung im Schulhaus für die Eltern eine Entlastung dar.

Viele Leute schimpfen über die Sonderschule, wissen aber gar nicht, wie heutzutage dort gearbeitet wird. Vielleicht sollte man sich zuerst selbst ein Bild über etwas machen, bevor man seine Meinung dazu abgibt.

 
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e-mission
vor einem Jahr

gerechter jedenfalls wie diese verpfuschte inklusion, betrieben von leuten, die nie darin arbeiteten.

 
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