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Lienzer Bergbahn pokerte beim Stromvertrag

Günstiger 5-Cent-Vertrag läuft im Dezember aus. Die LBB warteten ab und dämpften so den Preissprung.

Bis dato blieben viele Tiroler Skigebiete – zumindest bei den Stromkosten – von den Preiskapriolen im Energiesektor verschont. Die Stromteuerung schlug auch auf den Skipisten nicht voll durch, weil mit der Tiwag Verträge bis Dezember 2023 geschlossen wurden, in denen gewisse Einkaufsmodalitäten fixiert wurden – darunter ein enges Preiskorsett, das vor einer spürbaren Steigerung schützte.

Rund 60 der etwa 80 Skigebiete Tirols haben damals den Vertrag mit der Tiwag unterschrieben. Den Lienzer Bergbahnen (LBB) brachte das einen Netto-Strompreis von 4,9 Cent. Doch die Zeiten des günstigen Stroms gehören auch in den Skiressorts bald der Vergangenheit an: Die aktuellen Verträge laufen mit Jahresende aus, ab 1. Jänner erwartet die Skigebiete eine durchaus kräftige Preiserhöhung.

Die Wirtschaftskammer hat unter Federführung ihrer Fachgruppe für Seilbahnen mit der Tiwag bereits im April verhandelt. Die dabei entstandenen Vertragsentwürfe hat die Kammer dann – wie in den Jahren zuvor – den Seilbahnen angeboten. Für das Jahr 2024 hat der Landesenergieversorger einen Netto-Strompreis von 19 Cent pro kWh angeboten, für 2025 waren es 17 Cent. Laut Georg Klammer, Nachfolger von Josef Ölhafen als Geschäftsführer der Seilbahn-Fachgruppe, haben rund 50 der etwa 80 Tiroler Skigebiete damals zugeschlagen.

Nicht dabei waren die Lienzer Bergbahnen. Man spekulierte auf sinkende Preise und ließ das Angebot ungenutzt verstreichen. Der Poker ging auf, die Situation auf dem Energiesektor hat sich seither leicht entspannt. In den letzten Wochen haben die LBB mit der TIWAG neu verhandelt. Für die Zeit ab 1. Jänner liegt nun ein Angebot mit einem Strompreis von rund 14,4 Cent netto vor.

„Das haben wir erwartet. Dennoch ist es schon eine wahnsinnige Erhöhung, wenn sich der Preis verdreifacht“, betont Franz Theurl, Obmann des Osttiroler Tourismusverbandes, der größter Anteilseigner der LBB ist. In Zahlen würde der Preissprung zusätzliche Kosten von über 350.000 Euro im kommenden Jahr bedeuten. Diese Summe habe man zwar bereits im Budget für 2024 eingeplant, so Theurl: „Klar ist aber auch, dass wir diese Summe mit den erhöhten Kartenpreisen nicht einmal ansatzweise abdecken können.“

Für Skifahrer wird der Pistenspaß teurer, für viele Tiroler Skigebiete steigen im kommenden Winter die Strompreise. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Die LBB erhöhen die Ticketpreise am Hochstein und am Zettersfeld für die kommende Wintersaison um zehn Prozent. Als Alternative zum 14,4-Cent-Vertrag bietet die TIWAG den Lienzer Bergbahnen einen sogenannten „Float-Tarif“ an. In solchen Verträgen werden Preisschwankungen an den Energiemärkten unmittelbar an den Kunden weitergegeben. In der Regel wird der Preis monatlich auf Basis des aktuellen Index verändert.

Die Preisgestaltung ist bei Float-Tarifen komplexer als bei einem Standardvertrag, da der Preis nicht für die gesamte Vertragsdauer festgesetzt wird. Weil der Tarif an den Börsenpreis gekoppelt ist und deshalb stetig schwankt, ändert sich auch der Strompreis regelmäßig. Laut Expert:innen könne ein Float-Tarif vor allem in Phasen, in denen der Strompreis einen Rückgang erfährt, eine attraktive Alternative sein.

„Das wäre natürlich risikobehaftet“, weiß Theurl. Er will sich daher mit Elisabeth Blanik beraten. Die Lienzer Bürgermeisterin vertritt im Aufsichtsrat der Bergbahnen die Stadt als zweitgrößten Miteigentümer. Doch die Zeit drängt: Das Angebot der TIWAG gilt noch bis 3. November. Heinz Schultz, der die Skigebiete Kals-Matrei, St. Jakob und Sillian betreibt, gibt keine Details zu seinen Stromverträgen preis: „Das ist Unternehmenssache.“

Der Aufsichtsratsvorsitzende der LBB, Franz Theurl, rechnet beim Strom für 2024 mit Mehrkosten von rund 350.000 Euro. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Bis zum Jahreswechsel hoffen die LBB nun auf Schnee und Kälte. Nicht nur wegen des Ski-Weltcups am Hochstein, sondern auch, um noch vom günstigen Strompreis zu profitieren. Passen die Wetterbedingungen, könnte man so das weiße Gold für die energieintensive Erstbeschneiung um 4,9 Cent aus den Kanonen feuern.

Pro Jahr benötigen alle Tiroler Skigebiete etwa 350 Gigawattstunden Strom. Ein Drittel ihres Verbrauchs, also rund 100 Gigawattstunden, fressen die Skiressorts alleine während der Erstbeschneiung. Das Worst-case-Szenario tritt dann ein, wenn es zu lange zu warm bleibt und im Dezember Kanonen, Lanzen und der Skibetrieb gleichzeitig am Netz hängen. Dann wird es auch für die Lienzer Bergbahnen im kommenden Winter richtig teuer. Laut Theurl müsse man ohnehin auf höhere Frequenzen hoffen und den Sparstift ansetzen: „Das ist kein Wunschkonzert, sondern ein Wirtschaftsbetrieb.“

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Ein vor Jahren mit der Tiwag vereinbarter Preisrahmen schützt den Großteil der Ressorts vor Preissprüngen.

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10 Postings

Rollo
vor 7 Monaten

350 GWh = 350.000MWh=350.000.000Kwh oder? (wären rd. 115.000 Haushalte bei etwa 3.000KWh/J) 100 GWh für Beschneiung- respekt... ganz klar dass wir mehr und mehr Kraftwerke, aber auch hübsche Photovoltaikflächen und unbedingt auch Windkrafträder in unserer Landschaft brauchen... dringend!!!... Im Namen des Klimaschutzes der Energiewende und der heiligen Energieversorger $$$ aber bitte nur keine Windkrafträder in Skigebieten, sondern lieber dort, wo sich Goldschakal und Wolf gute Nacht sagen...

 
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goma
vor 7 Monaten

Saisonkarte 2022/23 im Vorverkauf 419,- heuer 499,-! Ergibt eine Preissteigerung von 10%?

PS: Das reduzierte Angebot am Hochstein möchte ich gar nicht erst erwähnen!

 
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    iwases@
    vor 7 Monaten

    Ich würde eher meinen, es sind 19% 😱 (... sagt mein Taschenrechner) 🤷‍♂️

     
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MVP
vor 7 Monaten

https://youtu.be/sA8Wz_loTf4?si=L7u0oN5y9gZ7MaAX

Sehr interessante und vor allem sehenswerte DOK vom Bayrischen Rundfunk mit Felix Neureuther zum Thema Tourismus und Klimawandel in den Alpen! Eigentlich würd diese Reportage momentan unter so viele Beiträge passen. Ich poste sie aber unter diesen Beitrag und hoffe, dass sie von vielen gesehen wird!

 
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crazydog
vor 7 Monaten

Wenn es so weitergeht, dann dürften uns in Osttirol bald Preise wie in Beaver Creek erwarten, wo eine Tageskarte an Weihnachten teils mehr als 250 US-Dollar kostet.

 
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Gerhard Burger
vor 7 Monaten

Da H3 ohnehin nicht öffnet und H2 sich auch hinten anstellen muss spart man Lt. LBB. bereits 150000€

lg.Gerry

 
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    AkaLienz
    vor 7 Monaten

    Vorrausschaugend die Männer .

     
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      Angehöriger
      vor 7 Monaten

      Hahaha, Vorausschauend, wie die Bergbahnen mit Tölderer und Theurl sind? So wie kaum jemand besagten Personen oder auch Mitarbeitern weiß, wann die Herbstferien in Osttirol sind? Fragt mal das Liftpersonal, welche sich alle möglichen Fragen und Vorwürfe gefallen lassen müssen. Warum steht nicht Tölderer und Theurl mal an einem Samstag oder Sonntag bei der Talstation am Hochstein oder bei der "Bergstation" am Hochstein und steht Rede und Antwort, dass die Moosalm, mit der niemand über Öffnungszeiten geredet hat, geschlossen hat. Zig Touristen und Einheimische fahren mit der H1 zu überteuerten Preisen hoch, um oben angekommen, nichts zu erleben, kein Streichelzoo, kein Tee, einfach nichts. So nach dem Villgrater Slogan: "Wir haben nichts! Wir wollen nicht!" Wir sind zu blöd!"

       
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      Hannes Schwarzer
      vor 7 Monaten

      @WarumSchonWieder:...na,na,na...wenn schon zitieren, dann bitte richtig!! Die Villgrater wollten schon und sind schon gar nicht 'zu blöd'!! (orig. glaublich: 'kommen Sie zu uns, wir haben nichts!')

       
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      Gerhard Burger
      vor 7 Monaten

      @WarumSchonWieder An die Einheimischen wurde da nicht gedacht sondern eher an unsere Deutschen Nachbarn . Gewisse Bundesländer hatten in dieser Woche Herbstferien.

       
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