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Weiter Kritik am frühen Weltcupstart in Sölden

In Tirol reagiert man verschnupft und verspricht "sensationelle Bilder". ÖSV plant Klima-Taskforce.

Verstörende Bilder vom Gletscher in Sölden, wo in der kommenden Woche der Weltcup Premiere feiert, und kritische Töne aus dem Lager der Athlet:innen lösten eine Debatte über Sinn und Unsinn von Oktober-Skirennen in den Alpen aus und bringen den alpinen Skisport generell unter ökologischen Zugzwang. So fragte Ski-Superstar Mikaela Shiffrin Mitte Oktober angesichts von Baggern auf dem Gletscher durchaus nachvollziehbar: "Bis zu welchem Grad sollen wir unsere Umwelt an einen Zeitplan anpassen, den wir haben wollen? Oder sollten wir unsere Zeitpläne an die Umwelt anpassen?"

Greenpeace präsentiert heute, 24. Oktober, eine repräsentative Integral-Umfrage zum Thema Wintersport. Diese zeigt: 80 Prozent der Österreicher:innen finden, dass der internationale Skiverband FIS bei alpinen Skirennen nicht auf Klimaschutz achtet. Die Bevölkerung wünscht sich hier mehr Ambitionen. Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace: “Um den Ski-Weltcupstart in Sölden durchzuboxen, nimmt FIS-Präsident Eliasch braune Hänge und gesprengte Gletscher in Kauf. Das hat nichts mit umweltschonendem Wintersport zu tun.”

Die Piste ist bereit und bis zum Wochenende wird auch die Umgebung angezuckert sein. Für die Verantwortlichen am Rettenbachferner und die FIS ist dann das wichtigste Ziel erreicht: "Sensationelle Bilder." Nicht nur Umweltschützer fragen sich, ob das nachhaltig ist. Foto: Expa/Groder

Die Behauptung der FIS, “klimapositiv” zu sein, sei eine Täuschung. „Statt die eigenen CO2-Emissionen zu senken, zahlt sie in intransparente Projekte ein und lässt ein paar Bäume pflanzen. Damit will sie ihre eigene Klimabilanz schönen ohne selbst tatsächlich weniger CO2 auszustoßen.” Kritische Töne kamen jüngst auch von Regierungsseite und zwar sowohl von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) als auch ÖVP-Umweltsprecher Johannes Schmuckenschlager. Beide äußerten sich im Ö1-Journal skeptisch über die am Wochenende in Sölden angesetzten Rennen.

Die Ministerin meinte unter anderem: "Wir haben im Oktober die heißesten Oktober-Tage gehabt, die bisher gemessen wurden. Da ist es für mich unverständlich, warum man auf Biegen und Brechen an einem Skistart im Oktober festhalten muss, weil das versteht wirklich keiner, warum jetzt in diesem Umfeld auf den letzten Gletscherresten schon Ski gefahren werden muss." Die FIS solle ihre Zeitpläne überdenken, forderte Gewessler.

Der Aufschrei aus Tirol ließ nicht lange auf sich warten. Der zuständige Landesrat Mario Gerber (ÖVP) räumte am Dienstag zwar ein, dass "diverse Aussagen und Bilder verstörend wirken können", wünschte sich aber "Fairness und Ehrlichkeit". Man müsse aber "Mythen von Fakten trennen: Wir reden hier nicht von einem Publikumsskilauf, sondern von einem Rennereignis" und ortete in "gewissen Aussagen Populismus".

Der Weltcup-Auftakt in Sölden sei für die gesamte Branche ein "riesengroßer Wirtschaftsmotor", der "schon lange geplant" sei. Man könne daher nicht einfach zwei Wochen vorher das Event absagen, meinte der Tourismuslandesrat und fragte nach der "ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit", die nie erwähnt würden. "Ich habe keine große Freude mit der Debatte", hielt er fest und versprach "sensationelle Bilder".

Laut GeoSphere dürfte es tatsächlich rechtzeitig schneien. In der Nacht auf Freitag wird ein "Schub feuchter Luft" erwartet, wobei es unter 2.000 Meter Seehöhe schneien wird. Obwohl danach erneut der Föhn nach Tirol kommen wird, dürften bis zum Samstag zehn Zentimeter Schnee liegen bleiben. Zumindest der Schein bleibt also wohl gewahrt.

Im Gegensatz zur FIS will der österreichische Skiverband in der Klimafrage Nägel mit Köpfen machen und hat eine „Task Force“ eingerichtet. Deren Aufgabenstellung klingt fast utopisch: Sie soll „die Zukunft des Skisports in Österreich neu denken“, erklärt ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer. Dabei sollen auch Kritiker aus den eigenen Reihen und "Querdenker" aus anderen gesellschaftlichen Bereichen zu Wort kommen.

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Mit Baggern würde unter anderem das Eis abgetragen, um die Weltcupstrecke zu optimieren.

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8 Postings

TW-WU
vor 7 Monaten

"Und doch haben Expertinnen und Experten angesichts eher konservativer Modelle festgestellt, dass die reale Situation oft schlimmer ausfällt als erwartet. Die zahlreichen Extremwerte seit Beginn der Messungen zeigen, dass es bereits zu ungeahnten Folgen des menschengemachten Klimawandels kommt. ...extreme Höchstwerte wurden auch bei der Meerestemperatur gemessen, wohingegen das antarktische Schelfeis enorm zurückgegangen ist... ...eine derart rapide Klimaveränderung ist extrem selten und betrifft zahllose Menschen und andere Lebewesen. Die Erderhitzung trägt Fachleuten zufolge zum derzeitigen Massenaussterben bei, weil sich viele Arten nicht schnell genug an die neuen Bedingungen in ihrem Lebensraum anpassen können... "

Während touristiker bagger und schneekanonen am Gletscher auffahren lassen um auf 3.000m noch eine piste hinzubekommen und sich der ösv sorgen ums schneetraining im Sommer macht... bizarr

https://www.derstandard.de/story/3000000192443/hoechsttemperaturen-wie-2023-gab-es-womoeglich-erstmals-seit-100000-jahren

 
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    iwases@
    vor 7 Monaten

    Klimakatastrophismus pur - wem bringt das was? Angst ist der schlechteste Ratgeber von allen, denn Angst lähmt bekanntlich. So gesehen ist das tatenlose Zusehen immerhin erklärbar ...

     
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iwases@
vor 7 Monaten

Schon eigenartig, dass sich gefühlt die halbe Welt über diese Veranstaltung aufregt! Aber Championsleague im Dezember oder Eishockey-WM im Mai scheinen unangefochten in Ordnung zu sein. Glaubt jemand ernsthaft, dass eine Verschiebung dieser beiden Rennen den Rettenbachferner (oder einen einzigen anderen Gletscher) retten kann?

 
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beobachter52
vor 7 Monaten

Man kann es auch so sehen: Durch die jahrelange "Pflege" (Snowfarming, Beschneiung, Abdecken im Sommer) blieb dieser Gletscherabschnitt erhalten! Daneben ist er nämlich schon zur Gänze verschwunden! Also haben die Bergbahnen und die Klimaaktivisten dasselbe Ziel ..

 
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Edi1913
vor 7 Monaten

Der ursprüngliche Hintergrund dieser Herbstveranstaltung, den Leuten Lust aufs Skifahren zu machen und die Vorsaison anzukurbeln, funktioniert so, mit solchen Bildern, jedenfalls nicht mehr.

 
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chiller336
vor 7 Monaten

diese medaille hat wie viele andere auch zwei seiten: natürlich wird mehr energie zum beschneien verbraucht, keine frage, ABER anlässlich des rapiden abschmelzens unserer gletscher hat es auf jeden fall den positiven nebeneffekt des gletscheraufbaus.

 
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    chiller336
    vor 7 Monaten

    an alle nichtzustimmer - ich rede vom künstlichen beschneien auf gletscherflächen

     
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Bergtirol1
vor 7 Monaten

Herrn Gerber seine "sensationellen Bilder" kann er im schmelzen der letzten Gletscherreste beobachten - - und seine Aussage "man kann einen Weltcup Termin nicht 2 Wochen vor Start verschieben ist nachvollziehbar - - - ABER, man kann (wenn man will), schon heuer an nächstes Jahr denken, und den Termin generell verschieben oder streichen aber das wird aus reiner Geld Gier wohl nie passieren... Traurig!!

 
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