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Wie ein beharrlicher Sherlock Holmes der Literaturgeschichte sucht der gebürtige Lienzer Gerald Krieghofer nach sogenannten „Kuckuckszitaten“. Foto: Matthias Cremer

Wie ein beharrlicher Sherlock Holmes der Literaturgeschichte sucht der gebürtige Lienzer Gerald Krieghofer nach sogenannten „Kuckuckszitaten“. Foto: Matthias Cremer

Gerald Krieghofer ist falschen Zitaten auf der Spur

Manch großes Wort wird herausragenden Denkern untergeschoben – und kam dennoch nie über deren Lippen.  

Mit Zitaten werden Texte geschmückt, Reden verbessert, T-Shirts bedruckt und Glückwunschkarten genauso wie Traueranzeigen stilvoller gestaltet. Zitate bringen große Weisheiten geschmeidig auf den Punkt, sind in vielen Fällen witzig, häufig provokant und fast immer stilistisch ein Hochgenuss. Warum sollte man sie also nicht bei jeder guten oder auch nicht so guten Situation verwenden, um das, was man sagen will, leichter, schneller, besser und intelligenter zu formulieren? Vor allem, weil sie ja zusätzlich zu all diesen fantastischen Qualitäten nicht schwer zu finden sind. Jede Suchmaschine bietet Zitate für jeden Anlass, von der Geburt bis zum Tod und ganz besonders viele für das erfolgreiche Berufsleben dazwischen. Das Problem dabei ist nur, dass - laut einem Experten - die meisten Zitate falsch zitiert werden.

Dieser Experte ist ein gebürtiger Lienzer, 70  Jahre alt und von Beruf Literaturwissenschaftler, Autor, Philosoph und - Zitatforscher. Diese letzte Berufssparte hat Gerald Krieghofer übrigens im deutschsprachigen Raum selbst eingeführt. Notwendigerweise, wie es sich herausgestellt hat, denn inzwischen ist die Webseite und der Twitter-Account von Krieghofer eine wichtige Informationsquelle für Journalisten, Studenten oder grundsätzlich Menschen, die bemüht sind, gewissenhaft zu sein. Das scheint in Bezug auf Zitate vielfach ignoriert worden zu sein, denn Krieghofer hat in den letzten zehn Jahren Hunderte von sogenannten "Kuckuckszitaten" entlarvt. 

Man versteht darunter herausragende Sätze, die von herausragenden Menschen gesagt worden sind - allerdings leider nicht von jenen, denen sie landläufig zugeordnet werden. Dass dabei große Namen im Spiel sind, liegt auf der Hand, denn natürlich ordnen wir gerne die besten Sätze auch den besten Menschen zu. Wer könnte schon eine Weisheit von Einstein anzweifeln oder einen Satz von Gandhi nicht mögen, Oscar Wildes schwarzen und pointierten Humor nicht brillant finden oder gar Pippi Langstrumpf kritisieren? Somit sind es zwangsläufig die großen Genies und Denker und Pioniere, denen die meisten Falschzitate untergeschoben werden. Natürlich nicht böswillig. Schlampig aber schon. 

„Die Verwendung von falschen Zitaten beruht auf einer Vermengung von vielen Wirklichkeiten.“

Gerald Krieghofer, Literaturwissenschaftler

Dieser Schlampigkeit hat Gerald Krieghofer den Kampf angesagt und betreibt nun schon seit vielen Jahren seine Aufklärungsarbeit wie ein beharrlicher Sherlock Holmes der Literaturgeschichte. Er ist dabei - ebenfalls in bester Detektivmanier - hervorragend vernetzt, tauscht sich mit Experten aller möglichen Branchen aus, unterscheidet vertrauenswürdige Quellen von anderen und verfolgt sein Ziel, die Wahrheit herauszufinden, nicht nur mit viel Recherche, sondern auch dem notwendigen Quäntchen Intuition. Denn - so sagte er - "die Verwendung von falschen Zitaten beruht auf einer Vermengung von vielen Wirklichkeiten." Und diese entschlüsselt er höchst gekonnt auf seiner Website falschzitate.blogspot.com und auf Twitter unter @krieghofer.

Wir haben uns mit Gerald Krieghofer über seine außergewöhnlichen Recherchen zu Zitaten und "Kuckuckszitaten" unterhalten und es wurde ein äußerst interessantes Gespräch daraus. Hören Sie selbst: 


Der Dolomitenstadt Podcast ist ein akustisches Magazin, das die Redaktion von dolomitenstadt.at in Lienz zusammenstellt. Das Themenspektrum ist breit und beschränkt sich nicht nur auf die Region. Wir stellen spannende Projekte vor, widmen uns den Künsten und der Kunst des Lebens, schauen in Kochtöpfe und über den Tellerrand, greifen heiße Eisen an und diskutieren die Themen unserer Zeit mit Menschen, die etwas zu sagen haben. Zu finden auch auf Spotify, bei Apple Podcasts und Google Podcasts.

Silvia Ebner ist eine Erzählerin mit Leib und Seele. Ihr erstes Buch „Vom Sterben. Und Leben“ erschien im Sommer 2018 im Dolomitenstadt-Verlag und wurde gleich zum Bestseller. Die Sprachlehrerin arbeitet auch als Journalistin, Theaterautorin und Podcasterin.

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