Ihr Dolo Plus Vorteil:
Diesen Artikel jetzt anhören
Auf 3.798 Metern Seehöhe steht Österreichs höchstgelegenes Denkmal. Foto: BDA Gerd Pichler

Auf 3.798 Metern Seehöhe steht Österreichs höchstgelegenes Denkmal. Foto: BDA Gerd Pichler

Glocknerkreuz ist nun unter Denkmalschutz

Das erste geschützte Gipfelkreuz der Welt ist Österreichs höchstgelegenes Denkmal.

Das Bundesdenkmalamt stellt das Gipfelkreuz des Großglockners und damit das erste und höchste Gipfelkreuz Österreichs unter Schutz. Das Verfahren ist abgeschlossen und der Unterschutzstellungsbescheid rechtskräftig. Das Glockner-Gipfelkreuz aus dem Jahre 1880 ist somit das einzige unter Denkmalschutz stehende Gipfelkreuz errichtet auf Österreichs höchstem Berggipfel in 3.798 Metern Seehöhe. Das melden der Österreichische Alpenklub (ÖAK) und die GROHAG als Betreiberin der Großglockner Hochalpenstraße in einer Aussendung.

Das Gipfelkreuz auf dem Großglockner wurde noch am Nachmittag der Erstbesteigung, am 28. Juli 1800 auf den Gipfel gebracht. Bei Tagesanbruch am 29. Juli 1800 brachen vier Zimmerleute, unter ihnen die Brüder Martin und Sepp Klotz, von der Salmhütte auf, um das Kreuz aufzustellen. Um 11.00 Uhr stand es und von Heiligenblut hallten Böllerschüsse die Felswände empor. Die Kreuze am Kleinglockner (1799) und Großglockner (1800) gehörten zu den ersten Gipfelkreuzen im heutigen Sinne, die eigens für die Aufstellung auf einem Gipfel kunstvoll angefertigt wurden. Aufgrund der exponierten Lage verfiel das Holzkreuz jedoch bereits nach wenigen Jahren.



Der Österreichische Alpenklub (ÖAK) sicherte sich 1879 den Grund zur Errichtung eines neuen Kreuzes. Dieses wurde anlässlich ihres 25-jährigen Ehejubiläums Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth von Österreich gewidmet. Der Kaiser hatte bereits 1865 den Großglockner von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe aus besichtigt, die Kaiserin war bis Bretterboden, den heutigen nach ihr benannten ‚Elisabethfelsen‘, gegangen. Das Kreuz wurde durch die ‚Hüttenberger Eisengewerks-Gesellschaft‘ in Klagenfurt kostenfrei ausgeführt. Am 2. Oktober 1880 wurde das drei Meter hohe und 300 Kilogramm schwere eiserne Kaiserkreuz von Kalser Bergführern am Gipfel aufgestellt.



Zum 200-jährigen Jubiläum der Erstbesteigung wurde das Kreuz im Jahr 2000 mit einem Hubschrauber ins Tal geflogen und restauriert. Während dieser Zeit war ein Ersatzkreuz angebracht. Im August 2010 wurde das direkt im Felsen (und nicht auf einem Podest) stehende Kreuz durch Blitzschlag aus seiner Verankerung gerissen und drohte abzustürzen, sodass es in einer aufwändigen Aktion neu fixiert werden musste. Der Zustand des Großglockner-Gipfelkreuzes wird – trotz diverser Blitzeinschläge und der extremen Ausgesetztheit – als hervorragend eingestuft, was vermutlich auch auf die geringere Oxydation in der gegebenen Höhenlage zurückzuführen ist.

Gerd Pichler, Leiter der Abteilung für Spezialmaterien im Bundesdenkmalamt, stieg selbst auf den Glocknergipfel und attestierte in seinem Gutachten die Schutzwürdigkeit des historischen Kreuzes. Foto: Toni Riepler

„Die Unterschutzstellung haben wir als Eigentümer diskutiert, phasenweise waren wir auch skeptisch. Aber jetzt, wo es amtlich ist, dass unser Gipfelkreuz das erste geschützte Gipfelkreuz der Welt und auch das höchste Denkmal Österreichs darstellt, sind wir alle sehr stolz. Wir bedanken uns bei der Großglockner Hochalpenstraßen AG, die dieses Thema auf den Tisch gebracht hat und beim Bundesdenkmalamt für die Initiative und die professionelle und wertschätzende Kooperation“, so ÖAK-Präsident Christian Zinkl.

Die Idee, das Kreuz zu schützen gab es schon länger. Am 12. September 2023 machte sich dann Gerd Pichler, Leiter der Abteilung für Spezialmaterien im Bundesdenkmalamt, auf den Weg zum Glocknergipfel, begleitet vom Kalser Bergführer Toni Riepler, Wirt der Erzherzog-Johann-Hütte auf 3.454m, der höchstgelegensten Schutzhütte Österreichs. Nach Fertigstellung von Pichlers Gutachten war klar, die Schutzwürdigkeit ist gegeben.

Aus Sicht des Bundesdenkmalamtes sind die Gründe dafür vielfältig: „Ursprünglich gingen wir davon aus, dass das Gipfelkreuz vom Architekten des Wiener Rathauses, Dombaumeister Friedrich von Schmidt entworfen wurde, da sich Zeichnungen dazu von seiner Hand im Wien Museum erhalten haben. Seine Vorstellungen waren aber aufgrund der Größe und des Gewichts des Kreuzes damals nicht realisierbar“, erzählt Pichler in seiner Begründung. So entwarf ein Mitglied des Alpenklubs, Hermann Behrendt, eine besondere Konstruktion für das „Kaiserkreuz“, die aus 60 eisernen Einzelteilen bestand. Ein Bauteil durfte nicht schwerer als 16 kg sein. Das insgesamt ca. 300 kg schwere Gipfelkreuz wurde so in Einzelteilen auf den Gipfel getragen, wo es mit raffinierten Schraub- und Steckverbindungen zusammengebaut wurde. Die zu der damaligen Zeit übliche Nietverbindung für Eisenkonstruktionen war natürlich am Gipfel des Großglockners nicht anwendbar.“

Das zehnseitige Gutachten würdigt die geschichtliche, künstlerische und kulturelle Bedeutung und begründet, warum die Erhaltung des Gipfelkreuzes im öffentlichen Interesse gelegen sei: Zu der besonderen Ausführung und Konstruktion resümierte das BDA, „dass das Gipfelkreuz des Großglockners nicht nur eine symbolische Markierung des höchsten Punktes in Österreich und ein Zeichen für die alpinistische Leistung der Großglockner-Erstbesteigung, sondern auch ein bedeutendes Dokument aus der Zeit des aufstrebenden Alpinismus und der Vermessung und der wissenschaftlichen Betrachtung der Gebirgswelt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist.“

Das könnte Sie auch interessieren

Sturm verhindert Bergung am Großglockner

Update: Zwei Slowaken harrten nach einem Steinschlag im Notbiwak aus. Am Dienstag wurden sie gerettet.

Keine Postings

Ein Posting verfassen

Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren