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Lienz: Der Bozener Platz soll Begegnungszone werden

Auf den ersten Blick ein einfaches Unterfangen. Doch der Gemeinderat musste am Ende die Bremse ziehen.

Der Bozener Platz in Lienz, die Fläche von der Einfahrt in die Stadt an der Bahnhofskreuzung bis zur Antoniuskirche, soll verkehrstechnisch zu einer sogenannten „Begegnungszone“ werden. Ein Vorhaben, das in Lienz nicht neu ist, Begegnungszonen sind schon lange in der „Oberen Altstadt“, seit einigen Jahren auch auf dem Johannesplatz und in der Zwergergasse etabliert. 

In solchen Zonen sind alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt, also auch die Fußgänger und Radfahrer, man „begegnet“ sich auf Augenhöhe und im Idealfall mit Respekt, auch auf der Fahrbahn. Und das führt dazu, dass über kurz oder lang das Autofahren in solchen Zonen ganz ohne Verbotstafeln immer seltener wird und man subjektiv den Eindruck hat, sich in einer Fußgängerzone zu befinden. 

Die heftigen Proteste früherer Jahre sind in Lienz verstummt, gleich zum Einstieg in das Thema stellte ÖVP-Vizebürgermeister Alexander Kröll im Gemeinderat am 23. April klar, dass mit dieser Lösung „der gordische Knoten der Bahnhofsunterführung entflochten wird.“ Tatsächlich mündet die Unterführung ja derzeit in eine Straße und bereits jetzt begegnen sich hier Radfahrer und Autos völlig ungeregelt, „zum Glück ohne gröbere Unfälle“, wie Grün-Mandatarin Gerlinde Kieberl anmerkte. 

Künftig sollen sich Fußgänger, Radfahrer, Pkw und Lkw auf dem Bozener Platz in einer Begegnungszone treffen. Die Wirtschaftskammer hat Bedenken. Foto: Dolomitenstadt/Pirkner

Der Stadtrat von Lienz war sich deshalb schon im Sommer 2023 einig und von den zur Stellungnahme eingeladenen Institutionen war nur die Wirtschaftskammer skeptisch. Sie fürchtet, eine Begegnungszone könnte vor allem den Lieferverkehr zu den Betrieben am Südtirolerplatz behindern, speziell schwere Lkw wären betroffen, weil diese Fahrzeuge nicht über die Spitalsbrücke rollen dürfen und daher nur über den Bozener Platz und die Kärntner Straße zufahren können. Anstatt einer Begegnungszone schlug die WK deshalb eine 20 km/h-Beschränkung vor. 

Diese Bedenken stimmten den Lienzer Gemeinderat allerdings nicht um, man war sich durch die Bank einig und hätte den Beschluss auch gefasst, wenn die ÖVP mit Alexander Kröll, Norbert Mühlmann und Kathrin Jäger nicht ein offensichtliches Dilemma angesprochen hätte: „Wir müssen aufpassen, dass wir hier nicht um mögliche Förderungen umfallen.“ 

Tatsächlich wurden für den Umbau der Muchargasse, der gerade in Umsetzung ist, reichlich Fördergelder des Bundes lukriert, weil auch hier künftig eine Begegnungszone sein wird. Öffentliche Förderungen jedweder Art haben aber eines gemeinsam: sie müssen anhand von Plänen und Kostenkalkulationen beantragt werden, bevor (!) ein Projekt in die Umsetzung geht. Etabliert man eine Begegnungszone, werden beispielsweise Gehsteige entfernt. 

Bürgermeisterin Elisabeth Blanik reagierte auf diese Bedenken und schickte Amtsleiter Alban Ymeri los, um jene Frau telefonisch zu erreichen, die bei der Stadt Lienz genau diese Art von Projekten betreut: Stadtmarketing-Mitarbeiterin Jasmina Steiner. Man wartete die Antwort der Expertin aber dann doch nicht ab, sondern beschloss, vorsichtshalber keinen Schnellschuss zu wagen, sondern abzuwarten und zeitnahe ein größeres Fass aufzumachen: Den Hauptplatz. Der hängt mit dem Bozener Platz nicht nur geografisch, sondern auch gestalterisch zusammen. Weil bis dato noch keine Entscheidung über die Pflasterung des Hauptplatzes getroffen wurde, kann man auch nicht sagen, wie die Oberfläche der angrenzenden Begegnungszone aussehen wird. 

Also schlug Blanik vor, die Fraktionsführer der im Gemeinderat vertretenen Parteien sollten sich demnächst treffen und einmal mehr der Gestaltung des Hauptplatzes widmen. Wäre die nämlich geklärt, dann könnte auch das Projekt Begegnungszone Bozener Platz geplant und zur Förderung eingereicht werden. Es wurde also vorläufig vertagt. 

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

15 Postings

Godmensch
vor 7 Tagen

der @hannes hat immer Recht, glaubt aber nur er 🤷‍♂️

 
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AberKlar
vor einer Woche

Begegnungszonen, wofür? Augenauswischerei. Für was macht man eine Begegnungszone, wenn ich gleichzeitig das Verkehrszeichen Fahrverbot für alle Kfz außer Anrainer dazumontiere? Das ist der Grund warum die Autofahrer verschwinden. Rechter Iselweg Einfahrt Tiwag, Tafel Fahrverbot für alle Kfz außer Anrainer, das Gleiche Muchargasse, Fahrverbot für alle Kfz außer Anrainer. Völlig Zwecklos aufgestellt, weils Niemanden interessiert und niemand kontrolliert. Wozu also sich über solche Dinge Gedanken machen bzw Sitzungen halten.

 
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so ist es vielleicht
vor einer Woche

Freut mich, dass die Stadt jetzt auch bemerkt hat, dass sich in diesem Bereich Fußgänger bzw. Radfahrer und Autoverkehr "übern Weg laufen", was aber wahrlich mit dem Bahnhofsumbau samt Unterführung abzusehen und logisch war. Dass man somit nicht gleich den gesamten Bereich verkehrsberuhigt geregelt hat (für Zuliefer-LKW's kann es natürlich auch hier eine Ausnahme geben), ist mir eh schleierhaft. Aber besser später eine Einsicht, als nie! 😇

 
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Spitzkofel
vor einer Woche

Das es sich durch Lienz staut ist offensichtlich! Jedoch wurden die nunmehrigen Landesstraßen B (Früher Bundesstraßen B) vor langer Zeit der Landesverwaltung übertragen und muss man beim Baubezirksamt nachfragen wo es hakt (Früher Bundesverwaltung)!

Wenn man davon ausgehet, dass nicht alle Ampeln der "Durchzugsstrecke" intelligente Ampelsysteme sind und auch noch so "sinnvolle" Kombinationen wie beim "Fagerer" bestehen, wird sich an den Stauungen auch ncht wirklich was ändern! Zusätzlich noch eine Lösung für den Zebrastreifen "Mc Donalds" und schwupp würde es um einiges besser funktioniern!

Und als i-Tüpfelchen noch die Liebherr-Kreuzung zu einem Kreisverkehr machen!

 
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steinbeisserei
vor einer Woche

Also wenn der Bozner Platz Begegnungszone werden soll frage ich mich ernsthaft was geht in der Liebburg an Planung ab.Schon jetzt wissen die Radfahrer welche aus der Unterführung nicht das Sie schauen sollen Wer von links kommt und die Fussgänger sind sowieso mit Scheuklappen behaftet.Dafür gibts eine Ampel beim New Yorker welche absolut fürn Hugo ist weil dort jeder bei rot weitergeht. Wozu gibts die teure Planung wenns dann nicht funktioniert???? In Lienz staut sichs gewaltig dank der teuren Ampeln welche vom sog.Verkehrsexperten aufs Auge gedrückt wurden aber den daraus resultierenden Stau merkt nicht einmal die Bürgermeisterin .Denke Ihr ists egal hauptsache Pflastern was das Zeug hält damit diese sinnlosen Prestigeprojekte umgesetzt werden.Quo Vadis Lienz......

 
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    rony
    vor einer Woche

    Die Bürgermeisterin merkt das natürlich nicht,sie ist ja mit ihren nicht angeleinten Hunden ständig in Amlach unterwegs und das auch noch Querfeldein.

     
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      Hannes Schwarzer
      vor einer Woche

      @rony: Hätten Sie vielleicht die Güte, der geneigten Leserschaft und meiner Wenigkeit, Einblick in Ihre doch etwas verwirrten Gedankegänge zu gewähren? Der Zusammenhang zwischen einer Begegnungszone am Boznerplatz und Bürgermeisterins Hunden in Amlach erklärt sich leider nicht von alleine. Danke

       
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      Osttiroler
      vor einer Woche

      Da hat Hannes recht. 👍🏻

       
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      Senf
      vor einer Woche

      jaja, @rony, und was sagen denn deine parteifreunde im gemeinderat dazu? ts!

       
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      Hannes Schwarzer
      vor einer Woche

      @senf: Die... ? (dafür waren alle)

       
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    Hannes Schwarzer
    vor einer Woche

    @steinbeisserei: Ihr Posting bestätigt nur, dass Sie nichts kapiert haben: endlich einmal soll innerstädtisch das Auto benachrangt werden, Fussgänger und Radfahrer Vorrang bekommen! Der 'arme' 'Autifahrer' (copyright wolf_c) wird benachteiligt, er muss plötzlich auf Fussgänger aufpassen, schlimmer noch: Vorrang geben..! Sakra, so geht das aber nicht!! Mit 'sanftem Druck' (GR der VP) soll ein nachhaltiges Umdenken herbeigeführt werden! Bravo, machen wir unsere Innenstadt ein wenig lebenswerter, auch wenn Sie Ihrer Meinung nach nicht wissen 'was in der Lieburg abgeht' und 'Pflastern ein sinnloses Prestigeobjekt' sei! So denken Ewiggestrige 'Auti'-fans!

     
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      steinbeisserei
      vor einer Woche

      Gemeinderatswahlergebnis spricht alles aus was ich mir denke.......

       
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      AberKlar
      vor einer Woche

      Benachrangt? Eine Begegnungszone benachrangt Niemanden. Nur die in Lienz, weil gleichzeitig das Schild Fahrverbot für alle Kfz außer Anrainer steht.

       
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      Hannes Schwarzer
      vor einer Woche

      @AberKlar: na schon: bisher glauben die Autofahrer ja, die Strassen gehörten ihnen. Interessant, dass an dieser Stelle sehr viele, v.a. Italiener Fussgängern Vorrang gewähren. Jetzt muss der Autofahrer (gegendert: natürlich auch die Autofahrerin) eben auf das schwächste Glied in der Kette, den Fussgänger (s.o.) Rücksicht nehmen und de facto Vorrang gewähren.... Innerstädtisch nichts Schlechtes !

       
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wolfgangwien
vor einer Woche

Wenn man das so liest und gestern den Artikel vom Drausteg, dann fragt man sich: werden alle Projekte in Lienz so schlecht vorbereitet???

 
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