Um 14.24 Uhr tummeln sich am Lienzer Bahnhof zahlreiche Schüler:innen, die auf dem Weg nach Hause sind. So auch am Mittwoch, 29. Jänner, bei richtigem Kaiserwetter. Unter ihnen ich, eine Redakteurin, und Emma und Siri, zwei Eishockey-Spielerinnen mit Zukunft. Vor uns eine ca. eineinhalb Stunden lange Zugfahrt von Lienz nach Villach, vorbei an 20 Haltestellen. Alltag für die Nachwuchs-Sportlerinnen.
Auf zwei Kufen und mit einem Schläger in der Hand mischen die zwei jungen Osttirolerinnen in der österreichischen Eishockey-Elite mit. Kürzlich sorgten sie mit ihren Einsätzen im Nationalteam für Medienrummel im Bezirk Lienz. Für Emma Kleinlercher und Siri Zimmermann ist ihr Sport alles. Dafür nehmen sie auch den hohen Zeitaufwand in Kauf.

Begonnen haben ihre Geschichten auf den Eisplätzen in Huben und in Lienz. „Das erste Mal auf dem Eis stand ich mit zwei Jahren“, weiß Emma. Über ihren Heimatverein und zwei Saisonen bei der Spielgemeinschaft der Adler Kitzbühel/Kufstein landete die 17-Jährige aus dem Iseltal schließlich in Villach. Aufs Eis läuft Emma seit 2023 für die Lakers und seit dem heurigen Winter gelegentlich auch für die Lady Hawks. Das funktioniert mit einer sogenannten Förderlizenz. Nachwuchsspieler:innen bis 23 Jahre können damit in einer Saison für bis zu drei Mannschaften in verschiedenen Ligen spielen.
Auch Siri ist in mehreren Vereinen registriert. Seit sie fünf ist, spielt und trainiert sie nach wie vor in Lienz. Vor etwas mehr als zwei Jahren bot sich ihr die Möglichkeit bei einem Probetraining in Villach ihr Können zu beweisen. „Mein Papa hat gesagt, fahr einfach mit und probier es aus“, erinnert sich die 15-Jährige. Siri überzeugte und trägt seither das Trikot der Lady Hawks. Nebenbei darf sie auch für die Lakers auflaufen.


Trainiert wird jeden Tag. Für Emma bedeutet das, jeden Tag mit dem Zug nach Unterkärnten zu fahren: „Montag bis Mittwoch trainiere ich in Villach. Donnerstags und freitags bin ich meistens in Klagenfurt für das Abschlusstraining.“ Siri ist unter der Woche zweimal nach Villach unterwegs, ansonsten wird in Lienz trainiert. Von Mai bis Juni steht „Off Ice Training“ am Programm. Ab Mitte Juli beginnt die Vorbereitung auf die kommende Saison, die im September beginnt.
Ob sie wissen, wie viele Stunden sie pro Woche im Zug verbringen? „Nein, das wollen wir gar nicht wissen“, betont Siri. Beide lachen. Neben Snacks, Hausaufgaben oder Lernen steckt Emma ihre Nase während der Zugfahrt in Bücher. Zuletzt hat sie „The Goal - Jetzt oder nie“ von Elle Kennedy gelesen - eine Eishockey-Lovestory „was sonst“. Ihre knappe Freizeit verbringen die beiden Osttirolerinnen am liebsten mit ihren Familien und Freunden. Und wenn sie nicht auch privat auf dem Eis stehen, wird auf der Couch Schifahren geguckt.
„Mit dem U16 Team holten wir letztes Jahr Bronze.“
Emma Kleinlercher und Siri Zimmermann
Nicht nur in den Eisstadien auf nationaler Ebene sind die beiden zu finden. Als Nationalspielerinnen sind sie auch bei großen Turnieren wie Jugend-Welt- und Europameisterschaften dabei. Bescheiden erzählen sie von ihrem Erfolg bei der letzten Europameisterschaft in Bratislava: „Mit dem U16 Team holten wir letztes Jahr Bronze.“ In dieser Saison wurden sie für die U18-Weltmeisterschaft einberufen.
Emma erinnert sich: „Am Anfang, bei den ersten Spielen im Nationalteam ist man schon aufgeregt.“ „Aber man gewöhnt sich daran“, ergänzt Siri. Zur Vorbereitung auf solche großen Turniere finden regelmäßig Camps statt. Emma berichtet: „Im Dezember waren wir nur zu Weihnachten und zu Silvester daheim. Am 1. Jänner ging es schon weiter zur WM nach Budapest.“ Für Siri steht heuer ein weiterer Höhepunkt an. Mit dem U16-Team nimmt sie im April am Europacup teil.
Der Schulalltag muss bei den vielen Wettkämpfen oft hinten anstehen. „Solange ich alles nachhole, gibt es von der Schule (HAK Lienz) aus kein Problem“, gibt Emma einen Einblick. Für den Turnunterricht am Donnerstag-Nachmittag hat die Iseltalerin eine Freistellung, um rechtzeitig zum Training zu erscheinen. „Während der Schularbeitenphase kann es schon viel sein, aber es geht“, meint Emma.


Für Siri, die das Gymnasium in Lienz besucht, gilt: Wenn die Noten in Ordnung sind, darf sie sich für die Vorbereitung und die Wettkämpfe frei nehmen. Wenn die 15-Jährige in der Schule ist, besucht sie am liebsten den Biologie-Unterricht. Ihr Plan B ist es, Medizin zu studieren und die weitere Ausbildung zur Chirurgin zu absolvieren.
Und Plan A? „College-Hockey!“ Sprich in den USA studieren und für die Universität Eishockey spielen, erklärt Siri und fährt fort: „Bei den Turnieren, vor allem ab den Spielen der U18, sind Sportscouts anwesend und auch bei den Camps werden wir hin und wieder beobachtet.“ Auch Emma kann sich vorstellen, eines Tages auf der anderen Seite des Atlantiks mit dem Schläger in der Hand über das Eis zu flitzen. Insgesamt würde eine solche Ausbildung in den USA vier Jahre dauern.
„Eishockey ist alles für uns“, sind sich Emma und Siri einig. Aber ob sie bei so viel Zeitaufwand schon mal ans Aufhören gedacht haben? „Doch, nicht nur einmal“, geben die Nachwuchs-Spielerinnen zu. Emma erklärt: „Es gibt immer Höhen und Tiefen. Aber dann kommt wieder ein Moment, der einem zeigt, genau deshalb mache ich das.“ Solche Momente sind aber nicht explizit Siege und sportliche Erfolge. „Eher Erlebnisse und Erfahrungen, die diesen Sport besonders machen“, sagen Emma und Siri, während ihre Begeisterung fürs Eishockey zu spüren ist.
2 Postings
ihr habt eure cracks schon im auge. viel erfolg.
Toll, was ihr da auf euch nehmt. Schule, Hausaufgaben,lernen und die Zugfahrten zu den Trainings und Spielen. Das ist wahre Begeisterung für den Eishockeysport. Da könnt ihr stolz auf euch sein.
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