Ihr Dolo Plus Vorteil:
Diesen Artikel jetzt anhören

SU Oberlienz: „Wir sind eine große Familie“

Gründung ohne Fußballplatz, Überraschungs­ausflüge und ein ambitioniertes Team. Ein Vereinsporträt.

Seit 1981 ist die Sportunion Oberlienz mit einer Kampfmannschaft in der Kärntner Meisterschaft vertreten. Und das, obwohl die Gemeinde in den ersten Jahren gar keinen offiziellen Fußballplatz hatte. Gekickt wurde in Leisach bis „1987 bei schlechtem Wetter“ der Rasen in Oberlienz eingeweiht wurde. So steht es in der Chronik, die Ernst Zeiner mit großer schwarzer Brille auf der Nase vorliest.

Wir sitzen im Vereinsheim der Oberlienzer Fußballer. Neben dem ehemaligen langjährigen Obmann Zeiner geben Florian Stotter, Nachwuchsleiter, und Andreas Weger, stellvertretender Sektionsleiter, Einblick in die sportlichen Tätigkeiten. Im März dieses Jahres wurde ein neuer Vorstand gewählt. Drei neue Gesichter gibt es in der Führungsrunde, die von Julian Gomig an der Spitze geführt wird. „Hiermit noch ein Dank an unseren alten Vorstand“, sagt Stotter, der gemeinsam mit Weger schon länger eine Funktion inne hat.

(v.l.): Andreas Weger (stellvertretender Sektionsleiter), Ernst Zeiner (ehemaliger, langjähriger Obmann) und Florian Stotter (Nachwuchsleiter). Foto: Dolomitenstadt/Petutschnigg

Pokale schmücken die Wand. Auf einem Sockel ist der letzte große Erfolg eingraviert. In der Saison 20213/14 wurde mit einem zweiten Platz in der 2. Klasse der Aufstieg gefeiert. Zeitgleich wurden die Erweiterung der Kantine und zwei neue Kabinen fertig. Das vergrößerte Vereinsheim brachte aber keinen Aufschwung mit sich. Im ersten Jahr in der neuen Liga wurde um den Klassenerhalt gezittert. Danach folgten Saisonen ohne Abstiegsängste. Ein Tabellenplatz unter den Top fünf ist für die Oberlienzer mittlerweile keine Seltenheit mehr.

2014 wurde der Aufstieg gefeiert. Foto: SU Oberlienz

Anfang April 2025 stehen die Oberlienzer auf Platz vier in der Tabelle der 1. Klasse A. Halten sie diese Position bis zum Saisonende, spielen sie voraussichtlich ab Herbst in der Unterliga mit. „Saisonziel ist, wie in den letzten Jahren, vorn mitzuspielen. Wenn es sich ergibt und wir aufsteigen, dann nehmen wir das an“, erklärt Weger.

Die Mannschaft, die die Punkte für einen Aufstieg einspielen soll, „ist aktuell sehr verjüngt“, gibt Stotter einen Einblick in den verletzungsbedingt geschwächten Kader. Dennoch geht es in den nächsten Spielen um Siege. „Unsere Mannschaft hat schon die Qualität, gegen jeden zu gewinnen“, betont Stotter das Niveau des Teams. „Zu Hause wollen wir punkten“, lautet die Devise für das erste Heimspiel gegen Greifenburg am Samstag, 5. April.

Hohes spielerisches Niveau beweist außerdem die Oberlienzer Reserve. Letztes Jahr belegten die Spieler der Challenge den ersten Platz. Auch heuer ist diese Mannschaft eine Macht und verteidigt bis dato die Tabellenführung. Darauf sind die Funktionäre stolz, eine Reservemannschaft mit dieser Qualität ermöglicht den jungen Sportlern, Spielpraxis für die Kampfmannschaft zu sammeln.

Auch die Jüngeren, sprich die U15, haben schon Meistertitel errungen. An der Meisterschaft nehmen noch sechs weitere Nachwuchsmannschaften teil. Insgesamt trainieren in Oberlienz ca. hundert Kinder. Außerdem gibt es regelmäßig einen Fußball-Kindergarten. Dieses Angebot nutzen im Schnitt 15 Youngsters.

„Wir sind eine große Familie“, sagt Stotter und nennt dies die Philosophie der Sportunion. „Unser Ziel war es nie, jemanden in den Verein zu holen, nur um die Mannschaft zu verstärken. Es geht uns auch um die Kameradschaft“, so Zeiner. Diese Gemeinschaft wird auch außerhalb des Spielfelds gelebt. In den Wintermonaten wird Zeit auf der Rodelbahn oder beim Eisstockschießen verbracht. Ist die Meisterschaft geschafft, geht es für die Spieler traditionell auf Reisen. Der heurige Ausflug ist noch ein Geheimnis, das Stotter und Weger vor den Spielern bewahren. Eines sei jedoch schon verraten: „Es ist origineller als in den Jahren zuvor und weiter weg. Anders ist auch, dass wir vier Tage unterwegs sein werden.“ 

Beim Lokalaugenschein im Schleinitzstadion, das die Sportunion von der Gemeinde pachtet, fällt mir noch etwas auf: Wo wird hier der Eintritt kassiert? Eine Straße führt zum Fußballplatz, von dort aus könnten Schaulustige im Grunde gratis ein Spiel verfolgen. Das Problem lösen die Oberlienzer, indem der Kassier eine Runde durch die Reihen zieht. Im Durchschnitt öffnen dann 230 Zuschauer ihr Portmonaie. Bei Derbys hilft zusätzlich die Feuerwehr aus, die den Ansturm an Leuten und Autos koordiniert.

Aber auch auswärts werden die Spieler von zahlreichen Schlachtenbummlern angefeuert. Erkennbar an den Oberlienzer Fanartikeln, die der Verein seit neuestem über eine Website zum Bestellen anbietet. Pullover, Baseballcaps, Jacken – im Shop gibt es, was das Sportlerherz begehrt. Höhepunkt für alle Fans ist das „Dorfturnier“. Nach der Saison werden anstatt anderer Fußballklubs die Nachbarn, Bekannten und Freunde im Schleinitzstadion begrüßt.

Alexandra Hassler stammt aus Irschen, hat die HAK Lienz absolviert und ist als junge Redakteurin auf lebendige, multimediale Reportagen und Videos spezialisiert.

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Verein „der gesamten Region“ im Porträt

Der FC Sillian-Heinfels ist Hotspot für Kicker im Osttiroler Oberland. Aufstieg in die Unterliga ist „Minimalziel“.

Wir blicken hinter die „Festung“ der Sportunion iDM Matrei

… und sprechen über spielerische Erfolge, aktuelle Entwicklungen und die sportliche Zukunft des Matreier Fußballvereins.

8

Keine Postings

Ein Posting verfassen

Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren