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Langzeitarbeitslos: Ein Drittel ist über 50 Jahre alt

132.000 Personen haben seit über einem Jahr keinen Job. Arbeitslosengeld hinkt im internationalen Vergleich nach.

Seit Monaten steigt in Österreich die Arbeitslosigkeit kontinuierlich an. Ende März waren 316.347 Personen beim AMS arbeitslos gemeldet. Knapp ein Drittel davon, sprich 132.000 Österreicher:innen, sind seit über einem Jahr ohne Job. Mit einem Anteil von 33 Prozent sind Personen über 50 Jahren am stärksten von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen.

In einer Aussendung anlässlich des Tages der Arbeitslosen am 30. April geht das Momentum Institut genauer auf die aktuellen AMS-Daten vom März ein. Es zeigt sich, dass langzeitarbeitslose Frauen zwischen 55 und 59 Jahren durchschnittlich 326 Tage arbeitslos sind, zwischen 60 und 64 Jahren sind es rund 400 Tage. Langzeitarbeitslose Männer zwischen 60 und 64 Jahren brauchen 538 Tage, um wieder in Beschäftigung zu kommen, also fast eineinhalb Jahre. 

„Vor diesem Hintergrund setzt man auch mit der oft kolportierten Anhebung des Antrittsalters zur Pension komplett auf das falsche Pferd.“

Barbara Schuster, Ökonomin am Momentum Institut

„Das unterstreicht erneut die enorme Hürde für ältere Arbeitnehmer:innen. Denn in vielen Fällen werden sie von Unternehmen noch bevor sie das gesetzliche Pensionsantrittsalter überhaupt erreichen, gar nicht mehr eingestellt. Vor diesem Hintergrund setzt man auch mit der oft kolportierten Anhebung des Antrittsalters zur Pension komplett auf das falsche Pferd. Statt mehr Beschäftigung schafft man damit mehr Arbeitslosigkeit und infolgedessen eine höhere Altersarmut”, erläutert Barbara Schuster, Ökonomin am Momentum Institut.

Hinzukommt, dass das österreichische Arbeitslosengeld im internationalen Vergleich gering ist. Während frisch arbeitslos gemeldeten Personen etwa in Luxemburg, Dänemark, Belgien, den Niederlanden oder in Schweden eine Nettoersatzrate zwischen 72 und 89 Prozent zusteht, erhalten Personen in Österreich 55 Prozent. Im letzten Jahr fiel die Nettoersatzrate teilweise sogar unter die vorgesehenen 55 Prozent. Zur Berechnung des Arbeitslosengeldes wird nämlich nicht nur das unmittelbar letzte Monatseinkommen, sondern auch weiter zurückliegende Gehälter herangezogen. 

Zusätzlich zum geringen Arbeitslosengeld fehlt der Inflationsausgleich. Viele Arbeitslose erhielten demnach 50,7 Prozent des Letztbezugs – und damit deutlich weniger als die vorgesehenen 55 Prozent. In Zahlen: Durchschnittlich liegt das Arbeitslosengeld bei rund 1.100 Euro und damit mehr als 400 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle für Alleinlebende. 

Angesichts dieser Entwicklung fordert AK Tirol Präsident und Bundesarbeitskammer-Vizepräsident Erwin Zangerl Reformen, die die Arbeitslosen nicht weiter unter Druck setzen, sondern ihnen wieder einen Einstieg in das Erwerbsleben ermöglichen. „Wo und wie muss ich Menschen gezielt qualifizieren, welche Beschäftigungsprogramme gibt es für die Zukunftsbranche, wie kann ich den Mangel bei völlig unterbesetzten Branchen wie der Pflege ändern, wie können Menschen länger in Beschäftigung gehalten werden? Das sind Fragen, die jetzt beantwortet werden müssen“, sagt Tirols AK Präsident. 

Das Momentum Institut hat Vorschläge parat: Arbeitslosengeld auf 70 Prozent des letzten Nettoeinkommens erhöhen und die Notstandshilfe in voller Höhe des Arbeitslosengeldes ausbezahlen. „Das holt rund 48.000 Personen aus der Armutsgefährdung heraus“, schreibt der wirtschaftspolitische Think-Tank. Beide Versicherungsleistungen sollten auch an die Inflation angepasst werden.

Außerdem sollte die Regierung gezielt jenen Menschen eine Perspektive bieten, die langzeitarbeitslos sind und oft vom regulären Arbeitsmarkt ausgegrenzt sind. Eine bundesweite Ausrollung des experimentellen Programms „MAGMA“ des AMS Niederösterreichs wäre ein geeignetes Instrument dafür. Aktuell richtet sich „MAGMA" an alle Langzeitarbeitslosen in der Marktgemeinde Gramatneusiedl und umfasst eine Reihe von Unterstützungsangeboten.

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Ein Posting

lia
vor 9 Stunden

spielt alles keine rolle, wie die wiener wahlen zeigen.

 
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