Nachdem die zuständige Landesrätin Cornelia Hagele in der gestrigen Landtagssitzung 200 Euro als „leistbare Kosten“ für die monatliche Kinderbetreuung bezeichnet hatte, gaben sich die Grünen in einer Aussendung empört, sprachen von „entlarvender Nonchalance“ und warnten vor einer Belastungswelle, die auf Eltern in Tirol zukommen könnte.
Hintergrund der Debatte ist das von der Landesregierung proklamierte „Recht auf die Vermittlung eines Betreuungsplatzes“, eine sprachliche Spitzfindigkeit, wird doch bewusst nicht von einem „Recht auf einen Betreuungsplatz“ gesprochen.
Es gebe damit keinen verbindlichen Rechtsanspruch auf einen Platz – „sondern nur eine Vormerkung in einem ohnehin überlasteten System“, beklagt die Grüne Landtagsabgeordnete Zeliha Arslan, die auch in der angekündigten landesweiten Angleichung der Tarife eine Gefahr sieht, weil die Kosten derzeit in vielen Gemeinden nur einen Bruchteil betragen: „Eine Verdreifachung der Kosten in zahlreichen Gemeinden ist also leicht vertretbar? 400 Euro für zwei Kinder pro Monat in der Kinderkrippe sind für ÖVP und SPÖ Abgeordnete vielleicht leicht zu stemmen, aber sicher nicht für Eltern, die sich jetzt schon zur Decke strecken müssen.“
In das selbe Horn bläst die Liste Fritz. „Die Kinderbetreuung in Tirol droht für viele Eltern und Gemeinden deutlich teurer zu werden. Das ist derzeit leider bittere Realität“, warnt Parteiobfrau Andrea Haselwanter-Schneider. „Wenn das Land einheitliche Tarife will, dann muss es auch die finanziellen Mittel bereitstellen. Sonst bleibt am Ende wieder alles an den Gemeinden hängen. Und die Eltern zahlen die Zeche.“
Naturgemäß anders sieht das die ÖVP. „Bereits jetzt sind das erste und zweite Kindergartenjahr in Tirol für 20 Stunden beitragsfrei – und das wird auch so bleiben“, unterstreicht Familiensprecher Florian Riedl und betont: „Eine gut ausgebaute Kinderbetreuung ist nicht nur wesentlich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern es geht hier auch um eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, und genau die nehmen wir als Volkspartei wahr.“
Riedl verweist darauf, dass die Zahl der Kinderkrippen in den letzten fünf Jahren um knapp 15 Prozent gestiegen sei, die Gruppenanzahl um mehr als 20 Prozent. Auch die Betreuungsdauer habe sich verlängert, ein Zeichen dafür, dass die Nachfrage steige. „Tirol investiert hier nachhaltig und sinnvoll, für Kinder, für Eltern und auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich Kinderbetreuung und Elementarpädagogik. Wenn die Opposition also heute noch behauptet, wir täten zu wenig, dann schaut sie bewusst nicht hin oder will nicht sehen, was schon alles passiert ist.“
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