Das offizielle Tirol stand am Freitag, 9. Mai, ganz im Zeichen eines mehrfachen Gedenkjahres, das drei zentrale Stationen der österreichischen Geschichte markiert: 80 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg (1945), die Unterzeichnung des Staatsvertrags (1955) und der EU-Beitritt Österreichs (1995).
Im Rahmen eines militärischen Festakts auf dem Innsbrucker Landhausplatz erinnerten Landeshauptmann Anton Mattle und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner gemeinsam mit dem französischen Botschafter Matthieu Peyraud, dem britischen Verteidigungsattaché Lieutenant Colonel Ewan Harris, Abordnungen des Bundesheeres, Traditionsverbänden und zahlreichen Ehrengästen an diese historischen Wegmarken.
„Das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs ist Mahnung und Verpflichtung zugleich. Nie wieder Krieg – es ist unser aller Auftrag, tagtäglich für Freiheit, Demokratie und Frieden einzutreten“, plädierte LH Mattle in seiner Ansprache für die bleibende Verantwortung gegenüber der Geschichte.
„Beim heutigen ‚Denktag‘ blicken wir zurück. Auf den 8. Mai 1945, der die Kapitulation Deutschlands und damit das Ende des NS-Regimes mit Millionen unschuldiger Opfer bedeutete. Auf den 15. Mai 1955, als der Staatsvertrag unterzeichnet wurde und Österreich seine Unabhängigkeit wiedererlangte. Auf das Jahr 1995, als wir dem Friedensprojekt Europäische Union beigetreten sind. Zugleich wagen wir den Blick nach vorn – auf ein starkes und solidarisches Europa“, erklärte der Landeshauptmann und führte weiter aus: „Das Gemeinsame muss über dem Trennenden stehen – das ist das Vermächtnis unserer europäischen Geschichte.“


„Der 8. Mai markiert das Ende eines beispiellosen Grauens und zugleich den Neubeginn für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und insbesondere für den Frieden, welchen wir auch weiterhin mit den Mitteln der Landesverteidigung schützen werden. Vor 70 Jahren wurde unser Bundesheer gegründet – für den Schutz des Friedens und die Wahrung unserer Freiheit“, betonte Verteidigungsministerin Tanner.
Staatsvertrag als Fundament der österreichischen Demokratie
Mit dem Staatsvertrag wurde 1955 Österreichs Souveränität wiederhergestellt – ein Schlüsselmoment der Zweiten Republik. Auch das darin verankerte Neutralitätsgesetz bildet seither eine tragende Säule der politischen Identität des Landes.
Verteidigungsministerin Tanner verwies auf die bleibende Bedeutung dieses historischen Schritts: „Der Staatsvertrag war das Tor zur österreichischen Freiheit. Er steht sinnbildlich für ein demokratisches Österreich, das aus den Trümmern des Krieges gewachsen ist. Die Entscheidung der EU beizutreten, war eine Entscheidung für eine gemeinsame Zukunft, für Stabilität, wirtschaftlichen Wohlstand und eine enge Zusammenarbeit mit unseren europäischen Nachbarn. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, diesen Geist der Souveränität und des Miteinanders weiterzutragen – heute mehr denn je.“

Begleitet von der Militärmusik Tirol und der Bürgermeistermusikkapelle schritten Mattle und Tanner auf dem Landhausplatz die angetretenen Ehrenformationen ab und wohnten der großen Flaggenparade bei. Höhepunkt des militärischen Festakts war die Kranzniederlegung am Befreiungsdenkmal.
Vergangenheit lebendig halten – und damit Zukunft gestalten
Im Anschluss an den Festakt versammelten sich Gäste aus Politik, Bildung und Wissenschaft – unter ihnen auch Innsbrucks Bürgermeister Johannes Anzengruber – zum Symposium „80|70|30 – Erinnerungs- und Zukunftsdenken“ im Landhaus. Kurzfilme, Zeitzeugenberichte und ein Vortrag des renommierten Zeithistorikers Michael Gehler zeichneten Wendepunkte und Zäsuren in der Geschichte Tirols ab 1945 nach.

Dass den europäischen Gedanken vor allem die nächsten Generationen weitertragen, zeigten die Präsentationen von Schüler:innen der Anerkannten Europäischen Schulen in Tirol. Deren Initiativen reichen von einem europaweiten „Peacebuilding-Project“ bis hin zu Projekten grenzüberschreitender Mobilität. In ihren abschließenden Reden unterstrichen Landeshauptmann Mattle und Ministerin Tanner die Bedeutung historischer Bildung als Grundlage für die demokratische Verantwortung.
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