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Haushalte im Lienzer Talboden profitieren bereits von günstigen Preisen, attraktiven Einspeisevergütungen und regionaler Energie. Foto: Dolomitenstadt

Haushalte im Lienzer Talboden profitieren bereits von günstigen Preisen, attraktiven Einspeisevergütungen und regionaler Energie. Foto: Dolomitenstadt

600 Osttiroler und Ober­kärntner teilen ihren Strom

Wo die Energiewende bereits gelebt wird: Erneuerbare Energiegemeinschaften im Fokus. 

Er inspiziert, fragt nach, erklärt und rechnet, visualisiert und berät. „Wir beginnen mit einer Bestandsaufnahme und schauen uns deine Erzeuger und danach deine großen Verbraucher an“, lautet der Plan. Bertram Steiner ist zu Besuch in Irschen bei Christian Hassler, der sich für die Mitgliedschaft in einer Erneuerbaren Energiegemeinschaft (EEG) interessiert. Mit einer Photovoltaikanlage am Dach erzeugt Hassler bereits eigenen Strom.

Seine Überlegung lautet wie folgt: „Wäre doch spannend, den selbst produzierten Strom, den wir als Haushalt nicht allein verbrauchen, mit den Nachbarn teilen zu können.“ Was theoretisch klingt, gibt es bereits in der Praxis. Energiegemeinschaft nennt sich eine solche Lösung und bedeutet, Energie in deiner Region zu teilen oder zu beziehen. Einzelpersonen aber auch Unternehmen bilden dafür eine Gruppe, die Energie aus erneuerbaren Quellen wie Sonnenlicht, Wind oder Wasser nutzen.

Bertram Steiner (l) sieht sich Christian Hasslers Strom-Erzeuger und -Verbraucher an. Foto: Dolomitenstadt/Hassler

Bertram Steiner, Geschäftsführer von AgeTech smart electric, hat das Thema in Osttirol und Oberkärnten ins Rollen gebracht. Im August 2024 gründete er den Verein „EEG/BEG smart energy austria" und damit fünf Zweigvereine in Osttirol und zwei in Oberkärnten. Haushalte im Lienzer Talboden, in Matrei und dem Virgental, im Isel-, Defereggen- und Kalsertal, im Oberland, im Oberen Drautal und zwischen Greifenburg und Weißensee profitieren bereits von günstigen Preisen, attraktiven Einspeisevergütungen und regionalen Energien.

Steiners Motivation? Aufgrund negativer Entwicklungen bei den Strompreisen wollte er seinen Kunden eine sichere Serviceleistung bieten. Transparenz ist ihm dabei ein wichtiges Anliegen. Dafür entwickelte er eine App, die den Erzeugern sowie den Verbrauchern einen Überblick mittels Visualisierung gewährt. „Man sieht auf einen Blick die Abläufe innerhalb einer Energiegemeinschaft – wie viel und wann der Strom wo verbraucht wird", erklärt Steiner.

Damit eine Energiegemeinschaft funktioniert, braucht es Haushalte, die Strom erzeugen und Haushalte, die Strom beziehen, im Fachjargon die Einspeiser und die Verbraucher. Gibt es in einer Region ein Ungleichgewicht, wird dieses durch Wartelisten ausgeglichen. Im Oberland und im Oberen Drautal gibt es mehr Erzeuger, die aktuell auf Verbraucher warten. Im Lienzer Talboden ist es umgekehrt, für die vielen Verbraucher werden zusätzliche Erzeuger gesucht. Wichtig dabei: Die Verträge mit dem bisherigen Stromlieferanten oder -abnehmer bleiben bestehen und laufen parallel weiter. Wenn kein EEG-Strom zur Verfügung steht, bezieht man Strom vom bisherigen Energiedienstleister.

Einfach erklärt

Du hast zu Hause einen Bauernhof (Photovoltaik-Anlage) und gerade ein paar Erdäpfel (Strom-Überschuss) geerntet. Dein Nachbar will Pommes frites machen (benötigt Strom) und kauft deine Erdäpfel. Am nächsten Tag kommt er wieder, aber du hast alle deine Erdäpfel selbst verkocht (kein Überschuss), also kauft dein Nachbar Erdäpfel vom Supermarkt (Strom von Tiwag, Kelag, etc.)

Steiners Einschätzung zur aktuellen Entwicklung braucht keine lange Erklärung: „Es boomt!“ Über 600 Mitglieder zählen die sieben Energiegemeinschaften derzeit. Reges Interesse trifft vor allem in Osttirol auf hohes Potenzial. Im Bezirk erzeugen rund 130 Wasserkraftwerke Strom. Zehn Prozent davon teilen den erzeugten Strom bereits mit den regionalen Energiegemeinschaften.

Wer ein Mitglied werden möchte – egal ob mit PV-Anlage, Wasserkraftwerk oder keinem von beiden –, registriert sich online für die jeweilige Energiegemeinschaft. Bei Fragen und Unklarheiten stehen Bertram Steiner und sein Team als Experten auf dem Gebiet unterstützend zur Seite. Der Verein „EEG/BEG smart energy austria“ organisiert die sieben EEGs in Osttirol und Oberkärnten und erledigt beispielsweise auch die monatliche Abrechnung.

Aber was spricht für die Mitgliedschaft in einer EEG? Neben sozialgemeinschaftlichen und nachhaltigen Aspekten vor allem die Preise. Der Tarif für Verbraucher beträgt netto 9,50 Cent pro kWh und brutto 11,40 Cent pro kWh. Einspeiser erhalten netto 9,00 Cent pro kWh – überschüssiger Strom, der nicht vollständig von der EEG verbraucht wird, wird automatisch über den bisherigen Energieabnehmer vergütet.

Für Verbraucher reduziert sich zudem das Netzentgelt um 28 Prozent. Außerdem entfallen der Erneuerbaren-Förderbeitrag und die Elektrizitäts-Abgabe, die 1,5 Cent pro kWh beträgt. Energiegemeinschaften sind aber weit mehr als ein technisches Modell für günstigen Strom. Sie stehen für die aktive Beteiligung an der Energiewende. Die Mitglieder treffen somit nicht nur eine wirtschaftliche Entscheidung, sondern gestalten bereits heute die Zukunft mit.

Alexandra Hassler stammt aus Irschen, hat die HAK Lienz absolviert und ist als junge Redakteurin auf lebendige, multimediale Reportagen und Videos spezialisiert.

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5 Postings

Musik Fän
vor 12 Minuten

Das ist eine sehr gute Idee warum bleibt der Vertrag für den Netzbetreiber bestehen damit der Strom Betieher im Winter mit Strom versorgt wird ganz Einfach bei Photovoltaik Anlagen gibt es das Tal der Tränen das sind die Monate November Dezember Jänner Februar jeden Jahres deswegen braucht man den Vertrag zum Beispiel bei der Tiwag dafür zahle ich weniger im Jahr Geld an die Tiwag weil ich weniger Netzbezug habe ich rate allen die sich für Photovoltaik Anlagen interessieren den YouTube Kanal von 3 DC von Energiewende TV mit Holger Laudeley anzuschauen auch der YouTube Kanal Alles Strom ist interessant für Euch da seit ihr denn richtig Informiert

 
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msalcher
gestern

" Wichtig dabei: Die Verträge mit dem bisherigen Stromlieferanten oder -abnehmer bleiben bestehen" Für was brauch ich dann eine EEG ? Damit ich 2mal zahle als Verbraucher ?

 
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    varaderox
    gestern

    Wenn die EEG nicht liefern kann oder zu wenig (Nachts zb) muss ja wohl jemand einspringen. Der Preis innerhalb der EEG wird von der EEG selbst festgelegt. Kann ja sein wenn man einen netten PV Nachbar hat , der einem den Strom schenkt. Man bekommt eine Rechnung vom Stromlieferanten für seine verbrauchte Menge, reduziert um die von der EEG gelieferten Menge. Diese rechnet man wiederum mit der EEG ab. Für den Erzeuger gilt das gleiche. Wird die erzeugte Menge nicht innerhalb der EEG verbraucht, wird die Überschussmenge wie gehabt verkauft.

     
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    wolf_C
    vor 21 Stunden

    ... die Netzkosten verringern sich, die jetzige Regierung ist jedoch wieder der Anwalt der Konzerne und nicht der Bürger ...

     
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Elisabeth
gestern

Eine gute Ergänzung zur lokalen Stromerzeugung wäre ein "Wonderbag". Das ist die moderne Form der "Kochkiste" unserer Großmütter. https://www.koschino-kochkissen.de Der Wonderbag ist ein Kochkissen zum Energie sparen: 1-20 min auf dem Herd ankochen, dann schonend 1-5 Stunden im Wonderbag fertig garen! Reis, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Gemüsegerichte, Fleischgerichte Das Essen gart ohne Anbrennen/Überkochen und wird wunderbar zart, zerkocht aber nicht. So kann man Zeit mit anderen Tätigkeiten (auch außer Haus) oder mit den Gästen verbringen, statt in der Küche auf den Topf aufzupassen! In Kombination mit einer Wärmflasche ist er auch wunderbar zum Joghurt-machen geeignet und hilfreich beim Hefeteig gehen lassen! Der Wonderbag ist auch ein Kühlkissen: gekühlte oder gefrorene Speisen bleiben stundenlang kalt - perfekt für: Einkauf von Gefrorenem, auch an heißen Sommertagen, Feiern: einfach die Sahnetorte im Wonderbag zur Feier mitbringen Picknick: bedenkenlos Salate, Getränke, Eiswürfel usw. an den See mitnehmen. Mit dem Kauf unterstützt man zusätzlich arme Familien in Südafrika. In Lienz gibt es die hübsche und praktische Isoliermethode für die Kochtöpfe im WELTLADEN in der Rosengasse. (Gegenüber Buchhandlung Tyrolia) Es gibt im Internet aber auch viele Vorschläge, wie man selbst einen perfekten Stromsparer nähen kann. https://www.youtube.com/watch?v=qTA7srFi3l8

 
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