Im ersten Halbjahr 2025 wollten 350 insolvente Privatpersonen durch ein Schuldenregulierungsverfahren ihre finanzielle Situation wieder in den Griff bekommen. Damit bleibt die Anzahl der eröffneten Verfahren in Tirol laut KSV1870 nahezu unverändert.
Bei einer Analyse der Verfahren zeige sich, dass die Zahl der Privatinsolvenzen den finanziellen Zustand der Tiroler Haushalte nur bedingt darstelle, analysiert KSV1870-Regionalleiter Klaus Schaller. Er erwartet aber, dass durch stark gestiegene Lebenshaltungskosten „die von Tiroler Familien über Jahre hinweg angelegten finanziellen Reserven langsam, aber stetig aufgebraucht werden.“ Die Kreditschützer wünschen sich „auch wenn es paradox klingen mag, eine Zunahme der Privatinsolvenzen.“
Klaus Schaller erklärt auch, warum: „Jede hoch verschuldete Privatperson, die ein Schulden-Regulierungsverfahren durchläuft, ist ein Gewinn. Nach einem gewissen Zeitraum der wirtschaftlichen Anspannung können diese Personen wieder ohne Schuldenrucksack neu durchstarten und am allgemeinen Wirtschaftsleben teilnehmen. Gesellschaftlich und volkswirtschaftlich ist es absolut sinnvoll, hoch verschuldete Privatpersonen wieder in den Wirtschaftskreislauf zu integrieren. Niemand hat einen Vorteil, wenn Menschen aufgrund ihrer oft aussichtslosen finanziellen Situation am gesellschaftlichen Leben kaum teilnehmen können.“
Ein Aktivwerden der Schuldner werde auch von den Gläubigern gern gesehen. Gefordert sei die Politik, „denn die Schuldner beratenden Einrichtungen müssen mit den notwendigen finanziellen Mitteln ausgestattet werden. Jeder Euro, der in diesem Bereich – etwa für die Ausweitung des Beratungsangebotes - von der öffentlichen Hand investiert wird, hat einen darüber hinausgehenden volkswirtschaftlichen Nutzen“, unterstreicht Schaller.
Statistisches Detail am Rande: Die im ersten Halbjahr in Tirol in Privatinsolvenzverfahren verzeichneten Passiva von 67 Millionen Euro wirken durch einen Anstieg von 81,6 Prozent auf den ersten Blick besorgniserregend. Hier bestehe aber kein Grund für Unbehagen, beruhigen die Kreditschützer, der überwiegende Teil dieses Anstiegs an offen aushaftenden Verbindlichkeiten ist nämlich auf ein einziges Verfahren zurückzuführen. Die im Mai beantragte Privatinsolvenz des früheren Finanzministers Mag. Karl Heinz Grasser. Dem Insolvenzeröffnungsantrag ist zu entnehmen, dass in diesem Verfahren mit Verbindlichkeiten von über 20 Millionen Euro zu rechnen sein wird.
Keine Postings
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren