Zwei Statements zum Thema Wolf, heute an die Medien ausgesendet, zeigen wie unterschiedlich diese Problematik je nach politischer und ökologischer Position gesehen wird.
Landesregierung will künftig noch mehr Wölfe abschießen
Die Tiroler Landesregierung, angeführt von der ÖVP, rühmt sich, mit dem „Tiroler Modell“ eine praktikable Abschusspraxis etabliert zu haben und möchte noch mehr „Jagddruck“ auf den tierischen Einwanderer erzeugen. Weil das nach wie vor rechtlich nicht ganz unproblematisch ist, will man den Schutzstatus des Wolfes, der kürzlich von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabgestuft wurde, noch weiter senken. Amtlich wird dieser Status übrigens erst nach Kundmachung im Amtsblatt der Europäischen Union.
Zwischenzeitlich wird aber bereits mit viel Engagement gejagt, auch mit dem Argument, dass gar keine der rund 2.000 Tiroler Almen als schützbare Weidefläche ausgewiesen werden kann. Unbeeindruckt ist man auch von der Tatsache, dass heuer erst 20 von rund 80.000 auf Tirols Almen weidenden Schafen einem Wolfsangriff zum Opfer fielen, also weit weniger, als etwa durch Krankheiten oder Absturz ums Leben kommen.

Angeführt von Landeshauptmann Anton Mattle und Landesrat Josef Geisler fordert die Landesregierung ein Wolfsmanagement „im Rahmen regulärer und unkomplizierter jagdlicher Maßnahmen“. Man will im Klartext eine jährliche Abschussquote, das habe sich auch bei Gämsen bewährt. Ebenfalls ein Dorn im Auge ist den Tiroler Wolfsjägern die Definition des „günstigen Erhaltungszustandes“. Der wird aktuell auf nationaler und Bundesländer-Ebene beurteilt. Tirol fordert, dass die Zahl der Wölfe überregional beurteilt wird. Gibt es viele Tiere in Frankreich oder Italien, muss man sie in Österreich nicht schützen.
Naturschutzbund hält wahllose Tötung für kontraproduktiv
Ganz anders sieht das Thema der Naturschutzbund, der sich für eine weitere Stärkung von Herdenschutz und Monitoring ausspricht. Laut kürzlich veröffentlichtem Statusbericht Wolf 2024 (Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs) lebten vergangenes Jahr mit neun Rudeln so viele Wolfsfamilien in Österreich wie bisher noch nie.
Drei dieser Rudel konnten im Rahmen des aktiven Monitorings im Land Kärnten erst kürzlich bestätigt werden. „Das zeigt die Bedeutung der aktiven Suche nach Wolfshinweisen für die Bestandsüberwachung. Rudel bilden das Rückgrat in einer Wolfspopulation. Die Anzahl und Stabilität der Wolfsfamilien ist ein wichtiger Gradmesser für die Entwicklung einer Population“, erklärt Lucas Ende, Artenschutzkoordinator beim Naturschutzbund Österreich.

Besorgt ist der Naturschutzbund deshalb, weil die rückwirkend für 2023 durch Genanalysen bestätigten Rudel Kreuzeck (Kärnten) und Obertilliach (Osttirol) nicht mehr nachweisbar sind. Die Naturschützer nehmen an, dass die Rudel sich nach Verlust eines oder beider Elterntiere aufgelöst haben. Es gelte zu klären, ob diese Tiere durch offizielle Abschüsse umgekommen sind.
„Der Abschuss von Elterntieren, insbesondere jetzt in der Aufzuchtzeit der Jungen, kann zu verstärkten Rissen durch die zurückbleibenden Rudelmitglieder führen. Wer unkoordiniert in Rudel hineinschießt, erweist der Weidetierhaltung einen Bärendienst“, bekräftigt Lucas Ende. Der Naturschutzbund fordert daher eine Fortführung und Intensivierung des Monitorings und Abschussmoratorien in Rudelgebieten.
Auch von einer internationalen Definition des Erhaltungszustandes halten die Naturschützer wenig: „Der günstige Erhaltungszustand ist laut Urteil des EuGH auf lokaler und nationaler Ebene zu bewerten und ist mit neun Rudeln in Österreich bei weitem nicht erreicht. Die Wolfsverordnungen der Bundesländer stellen das Erreichen dieses Ziels zusätzlich infrage, solange Abschüsse in Rudelgebieten kein Tabu sind“, so Ende.
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