Mehr als sechs Monate nach seiner Wahl zum neuen roten Tiroler Landeshauptmannstellvertreter erklimmt Philip Wohlgemuth nun auch in der Partei hochoffiziell die oberste politische Sprosse: Bei einem Ordentlichen Landesparteitag am kommenden Samstag in der Innsbrucker Messe wird der 38-Jährige zum neuen Tiroler SPÖ-Landesparteivorsitzenden gekürt werden. Über 380 Delegierte werden erwartet, unter ihnen Bundesparteivorsitzender und Vizekanzler Andreas Babler.
Dieser wird ein rund 15-minütiges „Grußwort“ an die Tiroler Parteifreunde richten, die zu einem Gutteil - Wohlgemuth inklusive - als seine Unterstützer gelten. Der Landesparteichef in spe wird dann zu einer längeren „Bewerbungsrede“ ansetzen. Auch ansonsten wird im Forum 2 der Messe einiges an Bundes-Parteiprominenz zugegen sein: Angesagt haben sich jedenfalls neben Babler Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner und Staatssekretärin Michaela Schmidt.

Der frühere Landes-ÖGB-Chef Wohlgemuth ist wenig überraschend der einzige Kandidat für den Parteivorsitz. Entsprechend deutlich wird wohl das Votum der Delegierten bzw. Mitglieder ausfallen. Eine Messlatte dürften dabei auch die Vorsitzenden-Wahl-Ergebnisse seines Vorgängers Georg Dornauer sein, dessen Ära an der Spitze der Tiroler SPÖ am Samstag auch formell beendet wird: Im Jahr 2019 hatte Dornauer - damals noch in Opposition - im Vorfeld Elisabeth Blanik nicht ganz friktionsfrei abgelöst und war beim darauffolgenden Landesparteitag im Februar 2019 auf 85 Prozent der Delegiertenstimmen gekommen. Bei seiner Wiederwahl im Mai 2022 - wenige Monate vor der Landtagswahl - schnitt er deutlich besser ab und landete bei 95 Prozent.
Wohlgemuth setzt auf Teamarbeit und „Öffnung“
Auf eine konkrete prozentuelle Messlatte wollte sich der Landeshauptmannstellvertreter und derzeitige geschäftsführende Landesparteivorsitzende im Vorfeld gegenüber der APA nicht festlegen. Das gemeinsame Ziel sei es, eine „breite Zustimmung für unseren gemeinsamen Wahlvorschlag zu erreichen“, erklärte Wohlgemuth. Er widmete sich in den vergangenen Wochen neben der Regierungsarbeit jedenfalls auch der solchen in der Partei und tourte durch die Bezirke. „Wir schaffen Zukunft. Mit dir, mit uns, für Tirol“ lautete der Titel seiner „Tirol-Tour“. „Teamarbeit“ und das „Gemeinsame“ wurden propagiert - ganz gemäß des Naturells des künftigen Tiroler SPÖ-Chefs, der als konsensorientiert, eher zurückhaltend und als alles andere als ein politischer Lautsprecher gilt.
Ihm gehe es auch um eine „weitere Öffnung der Partei“, die der Landesparteitag symbolisieren solle. Neue Themeninitiativen sollen beschlossen werden, mit denen man Möglichkeiten schaffen wolle, wie sich Mitglieder, Sympathisanten und Experten „direkt und unkompliziert in politische Prozesse einbringen können.“ „So entwickeln wir die SPÖ Tirol Schritt für Schritt zu einer echten Mitmach-Partei weiter“, meinte Wohlgemuth. Inhaltlich soll unter anderem ein Antrag zu den Themen Wohnen, Soziales und Mobilität beschlossen werden. Im Bereich leistbares Wohnen etwa brauche es „konkrete politische Maßnahmen, um der enormen Belastung durch steigende Wohnkosten entgegenzuwirken“, betonte Wohlgemuth, der in der Landesregierung unter anderem für die Wohnbauagenden verantwortlich zeichnet.
Im Regierungsalltag gelten Wohlgemuth und die rote Landespartei - wie auch schon unter Dornauer - als konzilianter Junior-Regierungspartner der ÖVP. Am Parteitag hingegen dürften wohl auch akzentuiertere, programmatische Töne angeschlagen werden. Nicht zuletzt auch deshalb, da Wohlgemuth in zwei Jahren seine erste Landtagswahl als roter Spitzenkandidat zu schlagen hat - der politische Elchtest für den 38-jährigen Innsbrucker.
Dornauer freut sich auf „die Freunde“
Vorgänger und Ex-Landeshauptmannstellvertreter Dornauer, derzeit einfacher Landtagsabgeordneter, wird jedenfalls in der Innsbrucker Messe erscheinen. „Selbstverständlich werde ich dabei sein“, erklärte der 42-Jährige, der seit seinem großteils erzwungenen Rücktritt im November vergangenen Jahres in Folge eines Jagdausfluges mit René Benko lange nicht in allerbestem Einvernehmen mit seinen politischen Weggefährten zu sein schien, gegenüber der APA. Er freue sich auf den Parteitag, denn: „Es ist immer schön, wenn man die Freunde wieder sieht.“ Er glaube, dass es ein „Bombenergebnis für den Philip“ geben wird. In Prozenten wollte auch Dornauer kein konkretes Ergebnis nennen. Ihm persönlich sei aber „immer lieber gewesen, ein Ergebnis unter 90 Prozent“ zu erreichen: „Denn dann hat man Luft nach oben.“
Er habe jedenfalls eine „konstruktive Zusammenarbeit“ mit Wohlgemuth und der Landesparteispitze und nehme sein Landtagsmandat weiter engagiert wahr. Ursprünglich hatten Wohlgemuth und Co. darauf gedrängt, dass Dornauer auch sein Direktmandat aufgibt. Davon war aber zuletzt keine Rede mehr.
Für ein Führungsgremium der Partei wie den Landesvorstand steht der Sellrainer nicht zur Wahl. „Diesmal nicht“, wie er anfügte.
Keine Postings
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren