Es ist tatsächlich ein wenig verwirrend. Wer, wie sehr viele Osttiroler:innen, regelmäßig im Weißensee schwimmt, wird wissen, dass man dort viele Meter tief durch glasklares Wasser blickt. Und tatsächlich bestätigt auch die AGES dem hoch gelegenen See erstklassige Wasserqualität aus der Sicht menschlicher Gesundheit.
Doch im Kärntner Seenbericht, den die zuständige Landesrätin Sarah Schaar mit Georg Santner vom Kärntner Seeninstitut soeben am Längsee medienwirksam mit den Füßen im Seewasser präsentierte, werden eine Reihe von stehenden Gewässern des Bundeslandes – unter ihnen auch der Weißensee – gesamtökologisch als „unbefriedigend“ eingestuft.

Das ärgert natürlich die Touristiker, etwa Klaus Ehrenbrandtner, den Geschäftsführer der Kärnten Werbung: „Für das Badevergnügen ist die durch AGES erhobene Wasserqualität ausschlaggebend. Sie wird an den Kärntner Badeseen durchgängig in den relevanten Auswertungen als ‚ausgezeichnet‘ eingestuft. Die Veröffentlichung des Kärntner Seenberichtes zum Saisonstart, obwohl dessen Ergebnisse schon länger bekannt sind, war nicht gut gewählt, weil sie unnötig für Verwirrung sorgen kann. Darin geht es nämlich nicht um die – für Badende wichtige – Wasserqualität.“

Worum geht es denn dann, fragt man sich? Die Lösung ist einfach. Während die AGES nach sogenannten „Indikatorkeimen“ sucht, konzentriert sich das Kärntner Seenforschungsinstitut auf den ökologischen Zustand der Gewässer, bezogen etwa auf vorkommende Fische und Unterwasserpflanzen. Ein zentrales Kriterium ist hier der Nährstoffgehalt, der gut ausbalanciert sein sollte.
Einfach ausgedrückt, geht es um Ausgewogenheit. Zu wenig Nährstoffgehalt (Oligotrophie) hat ebenso Nachteile, wie zuviel (Hypertrophie). Nährstoffarme Gewässer können eben nur wenige Fische ernähren, und von 41 getesteten Seen zählt der Weißensee zu den zwei nährstoffärmsten. Genau das verschlechtert seine Gesamtbilanz aus ökologischer Perspektive, weil in diesem See wenig Fische leben. Zum Trost für die Fans dieses außergewöhnlich schönen Sees: Generell sind in den Kärntner Seen nicht zu wenige, sondern zu viele Nährstoffe das Problem!
„Die Ergebnisse des heurigen Berichts mahnen uns zum Handeln. Die Zunahme der Nährstoffkonzentrationen – insbesondere bei Phosphor – ist ein Warnsignal.“
Umweltlandesrätin Sarah Schaar
Und so vermerkt die Landesrätin: „Die Ergebnisse des heurigen Berichts mahnen uns zum Handeln. Die Zunahme der Nährstoffkonzentrationen – insbesondere bei Phosphor – ist ein Warnsignal. Das Land Kärnten wird seine Maßnahmen zum Schutz unserer Seen daher intensivieren und auch die Bevölkerung zur Mithilfe motivieren.“
Wirklich durchgefallen ist der Weißensee aber auch ökologisch nicht. Die Qualitätskomponente „Phytoplankton“ wird jedes Jahr durch die Erhebung der Daten bezüglich der Schwebealgen sowie der chemischen und physikalischen Hilfsparameter evaluiert. Auch aus dieser Bewertung lassen sich aktuelle Schlüsse auf die Gewässerqualität ziehen. Dabei weisen fünf Seen (Weißensee, Faaker See, Pressegger See, Längsee und Keutschacher See) einen sehr guten Zustand auf. Guten ökologischen Zustand zeigen drei Seen, lediglich der Ossiacher See wurde für das Untersuchungsjahr 2024 mit „mäßig“ bewertet.
„Die Seen Kärntens reagieren, wie viele andere Seen in ganz Österreich, auf die sich ändernden Umweltbedingungen. Dramatische Entwicklungen lassen sich derzeit nicht erkennen, trotzdem werden gerade kleinere Gewässer von den sich ändernden Klimabedingungen betroffen sein“, betont Georg Santner. Um die hohe Wasserqualität langfristig zu erhalten, setzt das Land Kärnten auf ein engmaschiges Monitoring sowie auf konkrete Schutzmaßnahmen – von Schilf-Schutzsystemen über Sanierungsmaßnahmen in Moorlandschaften bis hin zur naturnahen Ufergestaltung.
„Doch nicht nur die öffentliche Hand ist gefordert – jede und jeder kann mithelfen, unsere Seen sauber zu halten: Kein Müll am Ufer, kein Füttern von Enten und Fischen und kein unnötiges Betreten empfindlicher Uferzonen. Und: Der Klimawandel ist längst spürbar – lange Trockenperioden und Starkregen verschärfen die Nährstoffeinträge. Umso wichtiger sind Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen, die wir konsequent weiterverfolgen“, sagt die Umweltlandesrätin.
Ein Posting
"Kein Müll am Ufer, kein Füttern von Enten und Fischen und kein unnötiges Betreten empfindlicher Uferzonen."
und weniger pipi machen, denn da ist der phosphor drinnen.
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