Radprofi Felix Gall hat die erste Hälfte der Tour de France in Schlagdistanz zu den Spitzenplätzen bewältigt. Der Osttiroler entkam den vielen Stürzen und zeigte sich bergauf in Topform. Vor den Pyrenäen liegt er als Elfter fünfeinhalb Minuten zurück. Tadej Pogačar und Jonas Vingegaard sind beschützt von ihren Topteams wie wohl auch Remco Evenepoel außer Reichweite. Möglichst gleich dahinter will sich Gall im Hochgebirge einreihen, wie er am Ruhetag betonte.
„Bisher ist alles im grünen Bereich. Ich glaube, wir haben den ersten Teil ganz gut überstanden. Ich habe ein bisschen Zeit verloren, aber alles in einem Rahmen, der in Ordnung ist“, sagte Gall am Dienstag. Die restlichen elf Etappen kommen seinen Kletterqualitäten viel eher entgegen, was den von einer Verkühlung wieder gut erholten 27-Jährigen auf einen Vorstoß hoffen lässt. „Bisher war noch nicht viel für die reinen Bergfahrer dabei, das wird sich in den nächsten Tagen ändern. Ich hoffe, dass ich mich weiter nach vorne schieben kann.“
Gall setzt auf Bergform und seine Teamkollegen
Der Gesamtachte von 2023 präsentierte sich in den bisherigen Anstiegen auf Augenhöhe mit den Allerbesten. Lediglich in den von Pogačar und Vingegaard dominierten Bergauf-Zielsprints kam er nicht ganz mit. Ab Donnerstag geht es in die Pyrenäen, wo Gall seine Stärke in langen und steilen Anstiegen voll ausspielen kann.
„Bisher war noch nicht viel für die reinen Bergfahrer dabei, das wird sich in den nächsten Tagen ändern. Ich hoffe, dass ich mich weiter nach vorne schieben kann.“
Felix Gall
Bis zum nächsten Ruhetag wolle er jedenfalls ein paar Plätze gut machen. „Ich hoffe, dass ich mitten drin sein kann unter den Besten“, so Gall. Hinter ihm lauern mit Enric Mas und Co. aber noch mehrere gefährliche Gegner mit Top-Ten-Ambitionen. Das Toptrio Pogačar, Vingegaard und Evenepoel sei für ihn vielleicht etwas außer Reichweite, dahinter kämen aber „einige sehr gute, wo ich mich dazuzähle“, so Gall.
Die Vorzeichen stünden nach der abgeklungenen Erkältung gut. „Am Montag hat mir im Finale zwar das letzte Körnchen gefehlt, aber ich habe nur ein paar Sekunden verloren. Die Leistung war schon gut“, sagte der Kapitän der Decathlon-Mannschaft. Seine Teamkollegen hätten ihn bisher sehr gut unterstützt und die Fahrweise seiner Helfer im Zentralmassiv sei ein vielversprechender Indikator für die anstehenden Tage in den Bergen.
Stress und ständige Sturzgefahr als Alltag
Den bisherigen Verlauf der Tour erlebte er trotz vieler Stresssituationen und quasi ständiger Sturzgefahr „etwas entspannter und angenehmer“ als das Vorjahr. Damals hatte er als letztlich Gesamt-Vierzehnter nicht so überzeugt wie bei seinem Tour-Debüt mit dem Königsetappensieg 2023. Realistische Chancen auf einen nächsten Etappen-Coup sieht Gall vor allem in der letzten Woche in den Alpen. Vorerst gelte sein Hauptfokus einer Verbesserung im Gesamtklassement.
„Es kann so schnell gehen. Es gibt jeden Tag kritische Situationen, Beinahestürze und kleine Schrecksekunden passieren ständig, das gehört dazu.“
Felix Gall
Gall hofft, dass er auch weiterhin von Stürzen wie jenem seines gleich zu Beginn ausgeschiedenen Teamkollegen Stefan Bissegger oder von UAE-Edelhelfer Joao Almeida verschont bleibt. „Es kann so schnell gehen. Es gibt jeden Tag kritische Situationen, Beinahestürze und kleine Schrecksekunden passieren ständig, das gehört dazu.“ Auch wegen des hohen Stresslevels im vorderen Teil des Feldes habe er sich bisher zum Risikomanagement bewusst oftmals weit hinten aufgehalten.
Das Gelbe Trikot trägt derzeit der Ire Ben Healey, seine Ablöse durch einen der Gesamtklassementfavoriten wird aber nicht lange auf sich warten lassen. Neben dem Topstar-Trio machte bisher auch der Deutsche Florian Lipowitz einen sehr starken Eindruck. Dessen Teamkollege Primož Roglič scheint seine anfänglichen Probleme überwunden zu haben. Erste Schwächen zeigte zu Wochenbeginn hingegen der französische Überraschungsmann Kevin Vauquelin.
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