Es ist eine schwere Verletzung der Menschenrechte und gilt als eines der schlimmsten Verbrechen überhaupt: Menschenhandel. Am 30. Juli macht der „Internationale Tag gegen Menschenhandel“ weltweit auf diese Problematik aufmerksam. Unter dem diesjährigen Motto „Menschenhandel ist Organisiertes Verbrechen – Beenden wir die Ausbeutung“ rufen die Vereinten Nationen dazu auf, aktiv dagegen vorzugehen.
Auch in Österreich kommt Menschenhandel vor – am häufigsten in Form sexueller Ausbeutung. Daneben treten auch Arbeitsausbeutung, organisierte Bettelei und Zwang zur Begehung von Straftaten auf. Zudem werden regelmäßig Opfer von Kinderhandel aufgegriffen. Seit 2004 gibt es eine bundesweite Task Force, die Aktionspläne zur Bekämpfung des Menschenhandel ausarbeitet. Derzeit wird der siebte nationale Aktionsplan umgesetzt, er beinhaltet Maßnahmen zur Koordination auf internationaler und nationaler Ebene, zur Prävention, zum Opferschutz, zur Strafverfolgung und zum Monitoring.
In Tirol ist die Abteilung Staatsbürgerschaft des Landes mit der Koordination aller Aktivitäten zur Bekämpfung des Menschenhandels beauftragt. Damit wirkt die Tiroler Koordinierungsstelle in der österreichweiten Task Force Menschenhandel mit.

Landesrätin Eva Pawlata betont: „Menschenhandel ist eine moderne Form der Sklaverei – und findet auch mitten in unserer Gesellschaft statt. Häufig sind die Betroffenen auch minderjährig. Für eine wirksame Bekämpfung braucht es die enge Zusammenarbeit aller Systempartnerinnen und -partner in Tirol sowie auf Länder- und Bundesebene. Doch Verantwortung beginnt nicht erst international: Aufklärung und Sensibilisierung – sowohl bei Fachkräften als auch in der breiten Öffentlichkeit – sind zentral. Es gilt: hinschauen und bei Verdacht die Behörden informieren.“
Von der Tiroler Koordinationsstelle werden regelmäßig Schulungen für behördliche Fachkräfte, die mit potenziell Betroffenen in Kontakt stehen, organisiert. Im Rahmen dieser Schulungen werde den Teilnehmenden vermittelt, wie sie mögliche auffällige Umstände sowie physische und psychische Hinweise richtig deuten und in Folge Opfer von Menschen- und Kinderhandel identifizieren können, erklärt Martin Plunger, Vorstand der Abteilung Staatsbürgerschaft und Leiter der Tiroler Koordinierungsstelle zur Bekämpfung des Menschenhandels.
Hinweise können zum Beispiel sein, dass Betroffene keinen Zugang zu ihren Dokumenten oder ihrem Einkommen haben, unter ständiger Kontrolle stehen und keine eigene Unterkunft besitzen. Auch schlechte Arbeitsbedingungen, fehlende Arbeitsverträge, körperliche Spuren von Misshandlungen oder völlige Ortsunkenntnis können auf Ausbeutung hindeuten. Speziell bei Kindern können Hinweise etwa sein, dass ein Kind immer wieder allein an öffentlichen Plätzen angetroffen wird, keine Angaben über sich beziehungsweise Angehörige machen will oder in Begleitung von Erwachsenen sichtlich eingeschüchtert wirkt.
Weiterführende Informationen zum Thema Menschen- und Kinderhandel:
Broschüre zu Menschenhandel der Task Force Menschenhandel
Aufklärung des Bundeskanzleramts über Kinderhandel in Österreich
Hinweise betreffend Menschenhandel werden rund um die Uhr und anonym vom Bundeskriminalamt entgegengenommen:
Menschenhandel-Hotline: +43 677 61 34 34 34
Bei eigener Betroffenheit von Ausbeutung oder dem Verdacht, dass jemand im Bekanntenkreis Hilfe benötigt, kann man sich anonym, unverbindlich und kostenlos an folgende Opferschutzeinrichtungen wenden:
IBF – Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel: +43 1 796 92 98
MEN VIA: +43 699 17 48 21 86
Diese nicht behördlichen Organisationen bieten beispielsweise Beratungen zur Identifizierung an und treten mit potenziellen Opfern in Kontakt.
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